„Pittsburgh ist zweite Heimat geworden“

Wohin / 10.04.2014 • 13:18 Uhr
 Manfred Honeck ist Dirigent aus Leidenschaft. Foto: Musikladen  
 Manfred Honeck ist Dirigent aus Leidenschaft. Foto: Musikladen  

Manfred Honeck dirigiert das Mozart-Requiem in der Erlöserkirche in Lustenau.

Sie waren lange als Orchestermusiker tätig, ehe Sie sich der Aufgabe des Dirigierens widmeten. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt, das Ihnen nun als Dirigent von Nutzen ist?

Honeck: Ich durfte als Orchestermusiker bei den Wiener Philharmonikern fast alle wichtigen Symphonien und Opern kennenlernen und wurde außerdem in die Geheimnisse des Zusammenspiels eingeweiht. Zudem konnte ich hautnah miterleben, wie berühmte oder weniger berühmte Dirigenten mit 100 Orchestermusikern zurecht kommen und sie zu einem homogenen Klangkörper formen. Es war für mich die beste Schulung für meine kommende Laufbahn und ich bin deshalb sehr dankbar für diese Erfahrung.

War eine Dirigentenlaufbahn immer Ihr Wunsch?

Honeck: Ich hatte schon immer das Bedürfnis, Musik zu machen. Mit 15 Jahren zog ich erstmals ernsthaft in Erwägung, Dirigent zu werden. Gerne erinnere ich mich an das erste Neujahrskonzert, das ich damals als Teenager am Stehplatz des Musikvereins miterlebte. Ab diesem Zeitpunkt verfolgte mich der Traum, auf der Bühne zu stehen, und ich begann intensiv zu üben und Kompositions- und Musiktheorieunterricht an der Musikhochschule zu nehmen.

Würde es Sie manchmal reizen, auch wieder als Orchestermusiker zu arbeiten?

Honeck: Es wäre sicherlich sehr interessant, einmal ein Konzert unter meiner Leitung zu spielen. . . (lacht)

Welches Erlebnis hat Ihre Musikerkarriere besonders geprägt?

Honeck: Ich bin gerade inmitten von Proben mit dem New York Philharmonic Orchestra. Jede Woche prägt meine Arbeit als Musiker aufs Neue. Sicherlich sind Begegnungen mit berühmten Dirigenten wie Leonard Bernstein, Herbert von Karajan oder Claudio Abbado unvergesslich, jedoch haben mir die vielen Proben und Konzerte mit Jugendorchestern besondere Freude bereitet.

Sie sind bereits seit sechs Jahren Chefdirigent des Pittsburgh Symphony Orchestra und haben den Vertrag bis 2020 verlängert. Was war ausschlaggebend dafür?

Honeck: Das Pittsburgh Symphony Orchestra ist eines der besten Orchester der Welt. Es spielt nicht nur mit der berühmten amerikanischen Präzision, sondern fällt durch sein besonders emotionsgeladenes und energiereiches Musizieren auf. Pittsburgh ist meine zweite Heimat geworden.

Wo liegt der Unterschied zwischen dem amerikanischen und dem europäischen Publikum?

Honeck: Für mich gibt es keinen großen Unterschied. Als Dirigent ist es mir grundsätzlich ein großes Anliegen, dass die Konzertbesucher durch die Musik berührt werden und eine prägende Erfahrung machen. Wenn mir das gelingt, wird sowohl das amerikanische als auch das europäische Publikum eine entsprechende Begeisterung zeigen.

Was vermissen Sie während Ihrer Auslandsaufenthalte von Vorarlberg am meisten – außer Ihrer Familie natürlich?

Honeck: Die Flädlesuppe und die Ausflüge in die traumhaften Berge.

Demnächst dirigieren Sie in Lustenau wieder das Mozart-Requiem. Ist die Konzeption dieselbe wie in den vergangenen Jahren?

Honeck: Das Mozart-Requiem ist das wichtigste Werk des Abends, aber wir versuchen immer wieder mit zusätzlichen neuen Werken und passenden Texten das Publikum auf die Ostertage einzustimmen. Neu sind teilweise die Solisten und erstmals singt auch der junge Chor des Musikgymnasiums Feldkirch.

Sie sind selbst ein sehr gläubiger Mensch, wie ich gelesen habe – hat diese Aufführung, die ja in der Erlöserkirche stattfindet, für Sie eine besondere Bedeutung?

Honeck: Für mich als Christ ist die Passion und die Osterzeit die wichtigste Zeit des Jahres. Ich glaube, dass Christus unser Erlöser ist und für uns gestorben ist. Dadurch ist für mich das Konzert am Karfreitag ein Höhepunkt. Ich durfte in den letzten Aufführungen die schöne Erfahrung machen, dass die Konzertbesucher tief berührt und ergriffen die Kirche verlassen haben.

Was haben Sie für musikalische Pläne? Gibt es etwas, das Sie in Zukunft unbedingt realisieren möchten?

Honeck: In Pittsburgh habe ich das „Music for Spirit Festival“ aufgebaut und möchte dies auch gerne in anderen Ländern präsentieren. Außerdem würde ich gerne einmal ein Werk komponieren. Dazu fehlt mir aber die Zeit.

Zur Person

Manfred Honeck

Geboren: 17. September 1958

Wohnort: Altach

Familienstand: verheiratet

Lebensmotto: Lebe die Liebe

Mozartrequiem unter der musikalischen Leitung von Manfred Honeck: Freitag, 18. April, Erlöserkirche in Lustenau. Einlass: 20.30 Uhr, Beginn: 21 Uhr. Karten: Musikladen