Wiener Dialektsongs mit Country-Blues vereint

Zwei großartige Wiener Musiker eröffnen heuer das Foen-X-Festival in Hard.
schwarzach. Willi Resetarits und Ernst Molden präsentieren demnächst ihr neues Album „Ho Rugg“ in Hard. Der Schriftsteller und Journalist Molden, der sich in den letzten Jahren zu einem der interessantesten Songwriter von Wien entwickelt hat, und Resetarits, der als Ostbahn-Kurti in den Jahren 1985 bis 2003 riesige Erfolge feierte, haben aus den Trümmern von Wienerlied und Blues neue Songs ohne Ablaufdatum gezimmert. Die lebende Wiener Rocklegende Willi Resetarits erzählt im VN-Interview über die neue CD, den pensionierten Ostbahn-Kurti und seine musikalischen Zukunftspläne.
Herr Resetarits, Sie präsentieren beim Foen-X-Festival in Hard gemeinsam mit Ernst Molden ihre neue CD „Ho Rugg“. Was genau erwartet denn die Zuschauer bei diesem Konzertabend?
Resetarits: Wir begegnen einem der großartigsten Singer-Songwriter der Welt, Ernst Molden, am vorläufigen Höhepunkt seines Schaffens. Ich selber darf auch mitsingen, was mir äußerst viel Freude macht.
Es wird oft behauptet, dass Vorarlbergern die typisch wienerische Lockerheit fehlt. Muss eine Affinität zu Wien gegeben sein, um das Wienerlied zu verstehen bzw. zu mögen?
Resetarits: Es ist sicher kein Fehler, wenn man a bissl wienerisch versteht. Gut wäre auch, wenn man sich nicht gleich anspeibt, wenn der Name der Bundeshauptstadt erwähnt wird. Ich selber glaube jedoch, dass Wien die Stadt ist, in der die meisten Vorarlberger wohnen, noch vor Dornbirn.
Aus welchen Zutaten besteht für Sie ein typisches Wienerlied?
Resetarits: Das ist schwer zu sagen. Die Lieder von „Ho Rugg“ sind ja keine typischen Wienerlieder, sondern vielmehr Lieder aus Wien, im Wiener Dialekt mit Blues/Folk/Country-Einflüssen aus den Vereinigten Staaten.
Welche Art von Musik berührt Ihre Seele?
Resetarits: Das lässt sich so ausdrücken: Mich berührt vor allem die schöne Musik, die oft auch eine traurige Musik ist, aber dennoch trösten kann. It’s gotta have soul!
Ein Sprung in die Vergangenheit zum guten alten Ostbahn-Kurti. Spielen Sie manchmal mit dem Gedanken, den Dr. Kurt Ostbahn wieder aktiv werden zu lassen?
Resetarits: Seit der Günter Brödl (gestorben im Jahr 2000) nicht mehr ist, war klar, dass der Kurtl in Pension geht. Bis Ende 2003 waren alle Texte aus dem Nachlass Günters veröffentlicht und darauf hat sich der Kurtl dann in den Ruhestand vertschüsst. Aber manchmal, so alle paar Jahre einmal, verspüren der Herr Kurt und die Kurtologinnen und Kurtologen eine gewisse Sehnsucht nach der alten Ostbahn-Zeit. Dann gibt es ein Familientreffen, zuletzt im Jahr 2011. Heuer im August ist es wieder so weit, in Wien, auf der Kaiserweise, beim Riesenrad.
Sie sind jetzt 65. Spüren Sie eigentlich Ihr Alter, wenn Sie auf Tour sind?
Resetarits: Ja. Der Kurtl z.B. kann nicht mehr zu den Fans fahren, er empfängt alle aus ganz Österreich und dem benachbarten Ausland bei sich in Wien.
Und wie entspannen Sie nach einem anstrengenden Tag?
Resetarits: Ich falle auf die Liegestatt und lese, im Liegen. Lesefutter in ausreichender Menge habe ich stets bereit.
Haben Sie in nächster Zukunft ein neues musikalisches Projekt in Planung?
Resetarits: Nach „Ho Rugg“ mit Molden, Soyka und Wirth ist jetzt ab Herbst der „Stubnblues“ dran. Im Oktober nehmen wir dann in Triest eine neue Langspielplatte auf.
Sie sind seit jeher politisch äußerst engagiert. Wenn Sie eine einzige Sache politisch verändern könnten, was wäre das?
Resetarits: Ich würde die Köpfe der Menschen in Europa – und auch ihre Herzen – verändern. In Richtung Toleranz, Compassion und Respekt auch für die Benachteiligten in der Gesellschaft.
Zur Person
Wilhelm „Willi“ Thomas Resetarits
Geboren am: 21. Dezember 1948
Wohnort: Wien-Floridsdorf
Familienstand: verlobt
Lebensmotto: I wünsch ma, wos i kria
Am 17. und 18. Juli sind Ernst Molden und Willi Resetarits im Rahmen des Foen-X-Festivals in der Kulturwerkstätte Hard zu Gast. Karten gibt’s u.a. beim Musikladen (05522/41000).