„Kabarett und Politik gehören zusammen“

„Die Spechte“ begeistern mit ihrem neuesten Kabarettprogramm „Opus VI“.
schwarzach. Nach ihren gelungenen Auftritten Anfang November sind „Die Spechte“ ab 11. Dezember wieder auf der Bühne des Alten Kinos Rankweil zu erleben. Mit ihrem Programm „Opus VI“ üben sie auf witzige Weise Kritik am Politiksystem. „Oberspecht“ Martin Salzmann im Interview.
„Die Spechte“ gibt’s nun schon seit 20 Jahren. „Flughelfer“ war, wie auf Eurer Homepage zu lesen ist, Kabarett-Altmeister und „Wühlmäuse“-Chef Heiner Linder. Waren die „Wühlmäuse“ Eure Vorbilder?
Salzmann: Heiner Linder war sicher der Geburtshelfer für „Die Spechte“, der uns bei unseren ersten Programmen sehr viel beigebracht hat. Ich selber habe nur eines der letzten Programme der „Wühlmäuse“ gesehen. Wir wollen sicher die Richtung „politisches Kabarett“ der Wühlmäuse aufnehmen, ohne sie dabei zu kopieren.
„Die Spechte“ werden auch immer wieder mit dieser legendären Kabaretttruppe verglichen. Stört Sie das?
Salzmann: Es ehrt uns, wenn wir mit den „Wühlmäusen“ in einem Atemzug genannt werden, dennoch ist der Vergleich schwierig. Die Gruppe um Gertrud und Heiner Linder hat es auf der Bühne und mit den Textschreibern sicher professioneller betrieben als wir es tun.
Euer aktuelles Programm, das derzeit im Alten Kino zu sehen ist, nennt sich „Opus VI“. Können Sie kurz schildern, um was es geht?
Salzmann: Um Faymann, Mitterlehner, Klug, Wallner, Grasser, Strasser, Franziskus, Strolz, Putin, Daum, Quirinius, Egger, Höneß, Nachbaur, Leitl, um nur einige Namen zu nennen.
Eure Kabaretts beinhalten viele politische Themen. Gehören Kabarett und Politik für Sie zusammen?
Salzmann: Laut Begriffserklärung bedeutet Kabarett politische Zustände oder aktuelle Ereignisse in Form von Sketchen und Chansons in parodistischer, witziger Weise zu kritisieren. Also gehören Kabarett und Politik tatsächlich zusammen. Comedy, eine in den letzten Jahre boomende Kleinkunstform ist zwar mit dem Kabarett verwandt, ist im Gegensatz dazu aber meist nicht politisch und behandelt mehr Themen aus dem alltäglichen Leben.
Politisches Kabarett existiert in Vorarlberg ansonsten kaum. Worauf führen Sie das zurück?
Salzmann: In den letzten Jahren hat sich der Trend vom Kabarett hin zur Comedy entwickelt. Das aufmüpfige Revoluzzertum der 60er-Jahre ist anscheinend einer TV-geschulten Unterhaltungsmentalität gewichen. Nährboden für Kabaretts sind neben den politischen und machtspezifischen Missständen sicher auch kritische Geister, die sich in den Medien kundtun, sowie Kleinkunstbühnen im Land, die das Thema aufnehmen und aktiv fördern. Ich denke, hier könnte sich noch etwas mehr tun.
Dient Euch die Politik nur als Thema für Eure Kunst oder habt Ihr die Ambition, politisch nachdenklich zu machen?
Salzmann: Es gäbe sicher schönere Themen als die Politik, um sich darüber einen Abend lang Gedanken zu machen, wenngleich es bedenklich ist, dass einige am liebsten mit keinem Gedanken an die Politik denken.
Oder öffentlich Kritik am politischen System zu üben?
Salzmann: Öffentliche Kritik am politischen System auf der Kabarettbühne ist Teil der Demokratie und gehört, wie ein informierter und kritischer Journalismus, zu den reinigenden Kräften eines Staates, die auch ohne „Klobürste“ auskommen können.
Abschließend: Wann ist für Sie ein Kabarettabend ein gelungener Kabarettabend?
Salzmann: Wenn ich spüre, dass der Funke zwischen Bühne und Publikum übergesprungen ist.
Zur Person
Name: Martin Salzmann
Geboren: 1969
Wohnort: Rankweil
Familienstand: verheiratet, 2 Kinder
“Die Spechte“ im Alten Kino Rankweil: 11., 12., 16. Dezember,
5., 6., 14., 15. Jänner 2015. Karten: Raiffeisenbanken, Sparkassen, Musikladen.