Kirchenfrauen nehmen nach 20 Jahren Abschied

Wohin / 16.04.2015 • 14:34 Uhr
Eva Fitz (2. v. l.) mit ihren Kirchenfrauen. Nach mehr als 20 Jahren lassen sie die Kabarettbühne hinter sich.  Foto: Musikladen  
Eva Fitz (2. v. l.) mit ihren Kirchenfrauen. Nach mehr als 20 Jahren lassen sie die Kabarettbühne hinter sich. Foto: Musikladen  

 

schwarzach. Seit über 20 Jahren haben sich die Kirchenfrauen mit neun Kabarett-Programmen für ihre Vision einer erneuerten Kirche engagiert. Jetzt reicht es ihnen. Eva Fitz spricht im VN-Interview über die Kirche, ihre Ambitionen und ihr aktuelles und zugleich letztes Kirchenfrauen-Kabarett-Programm.

In Ihren Kabaretts üben Sie teils scharfe Kritik am Kirchenwesen. Gab es manchmal Anfeindungen seitens der Kirche?

Fitz: Seitens der Kirchenleitung gab es keine Reaktionen, es waren meist einzelne Geistliche, die sich z.B. in Leserbriefen geäußert haben, obwohl sie keine unserer Kabarettaufführungen gesehen hatten. Wir haben solche Stellungnahmen dann jeweils im nächsten Programm „verarbeitet“. Von einem Monsignore bekamen wir die Drohung, dass „Frauen, die so etwas tun“ – nämlich Kirchen-Kabarett spielen – eine schwere Sterbestunde haben werden.

Das Thema Frauen in der Kirche lag Ihnen ja immer am Herzen. Haben Sie das Gefühl, dass sich hier ein Umdenken anbahnt?

Fitz: Vor allem an der Kirchenbasis hat sich viel geändert, z.B. wünschen sich viele Menschen Frauen auch als Priesterinnen, was früher undenkbar war.

Und was hat sich Ihrer Meinung nach im Kirchenwesen in den letzten 20 Jahren (positiv) verändert?

Fitz: Wir erleben viele Christinnen und Christen mündiger als früher, weniger obrigkeitshörig, entschieden in ihrem Einsatz für die Kirche Jesu und somit auch kritischer gegenüber klerikalen Vorschriften. Zum Beispiel wehren sich viele gegen den Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener von den Sakramenten, den Ausschluss von Frauen vom Priesteramt und stehen auch kritisch dem Pflichtzölibat gegenüber.

Was ist für Sie der größte Kritikpunkt an der römisch-katholischen Kirche?

Fitz: Die Diskriminierung von Frauen aufgrund des Geschlechts, d.h. deren Ausschluss aus allen Weiheämtern ist etwas, was den Menschenrechten widerspricht. Und manche Kirchenmänner scheuen sich nicht, diesen Ausschluss Jesus in die Schuhe zu schieben. Zudem ist der Zwangszölibat für Priester unbiblisch.

Ihre Meinung zu Papst Franziskus?

Fitz: Papst Franziskus hat gezeigt, dass er für manche Überraschungen gut ist. Mit ihm soll die Kirche eine neue Luft der Freiheit atmen und nahe bei den Armen sein. Er hat mit dem übertriebenen Pomp seiner Vorgänger Schluss gemacht, die Befreiungtheologie wieder positiv bewertet, er geht kompromisslos gegen klerikale Missbrauchstäter vor, hat erstmals die Bilanz der Vatikanbank veröffentlicht, und er wird nicht müde zu betonen, dass die Kirche einzig und allein der Verkündigung der Frohen Botschaft in Wort und Tat zu dienen hat. Allerdings hat er deswegen leider mit viel Opposition, besonders in der Kurie, aber auch innerhalb der Bischofskonferenzen und des Klerus zu kämpfen.

Euer Programm nennt sich „Uns reicht’s!“ – was genau reicht Ihnen?

Fitz: „Die Frau in der Kirche war immer total gleichberechtigt“, „die Kirche war nie leibfeindlich“, „die Frau im Altarraum kann eine Gefahr sein, es kommt dabei auf die Frau an“ – aufgrund dieser Aussagen des damaligen Bischofs Klaus Küng bei einer öffentlichen Diskussion fanden wir: „Uns reicht’s!“.

Auf Eurer Homepage heißt es, dass Ihr Euch von Eurem Publikum verabschiedet. Wollt Ihr denn wirklich aufhören?

Fitz: Ja, wir wollen wirklich aufhören. Aber nicht, weil wir keinen Stoff mehr hätten. Oder wegen Papst Franziskus und Bischof Benno, wie manche meinen. Wir haben nun einfach über zwei Jahrzehnte lang gespielt, das ist nun genug.

Was kommt danach?

Fitz: Da ist noch einiges offen, z.B. die Weiterführung unserer Homepage. Und ganz sicher werden wir uns zu Wort melden, wo immer nötig.

Zur Person

Eva Fitz

Geboren: 23. 7. 1941

Wohnort: Dornbirn

Familienstand: verheiratet

Lebensmotto: Engagement bereichert das Leben

Kirchenfrauen-Kabarett: 25. April in der Kulturbühne Götzis AMBACH und am 21. Juni im Bildungshaus Batschuns. Karten: Musikladen.