“Ich war schon immer gut im Faxen machen”

Wohin / 21.04.2016 • 13:09 Uhr
Veronika Thieme haucht den Puppen Leben ein.  Foto: Thieme
Veronika Thieme haucht den Puppen Leben ein. Foto: Thieme

Homunculus bringt auch heuer wieder „Looking for Brunhild“ auf die Bühne.

schwarzach. Das Jubiläums­programm „25 Jahre Homunculus“ geht vom 28. April bis 6. Mai im Löwensaal Hohenems über die Bühne. Gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter des Festivals, Pierre Schäfer, lässt Veronika Thieme dabei die Theater­figuren lebendig werden. Im Interview erzählt sie von ihrem beruflichen Weg und der Faszination Puppenspiel.

Sie haben zuerst ein Medizinstudium begonnen, sind nach zwei Jahren aber zur Schauspielschule gewechselt. Wie kam dieses Umdenken?

Thieme: Mich hat von Anfang an der Mensch in seiner Vielfalt interessiert. Medizin ist eine sehr konkrete, interessante und ernste Art, sich damit auseinanderzusetzen. Theater beschäftigt sich auch immer mit dem Menschen, nur in einem anderen Kontext und etwas sinnlicher, manchmal leichter. Deshalb scheint der Wechsel von der Medizin zum Theater immer größer, als er tatsächlich ist. 

Sie haben die Puppenspielkunst studiert, sind also diplomierte Puppenspielerin. Worin liegt die besondere Herausforderung des Puppenspiels?

Thieme: Puppenspiel begreife ich als Theater mit zusätzlichen Mitteln, nämlich die der Puppe, der unbelebten Materie, die durch die Animation des Puppenspielers verlebendigt wird. Für mich bedeutet das ein Plus, also mehr Möglichkeiten als im Schauspiel. 

Wissen Sie noch, wann Sie das erste Mal eine Handspielpuppe in der Hand gehalten haben?

Thieme: Nein. Aber ich war schon immer gut im Faxen machen und die Leute zum Lachen zu bringen. Ich habe Freude am Humor. Er ist für mich eine wichtige Kommunikationsform, die mir sehr gefällt. Ich habe auch gerne geschwindelt, Sachen erfunden, die es nicht gab.

Inwiefern leben Sie sich in Ihre Puppen ein?

Thieme: Ich versuche, mir passend zur äußeren Erscheinung der Puppe eine psychische Struktur zu schaffen und greife dabei auf Erfahrungswerte zurück, auf Leute, die ich kenne, bestimmte Typen, die einem bekannt sind, Dialekte, etc. Oft muss ich auch neue Recherchen anstellen, Leute gezielt beobachten. So entsteht bei mir ein inneres Bild, welches der Zuschauer dann mit dem äußeren Erscheinungsbild der Puppe zusammensetzt. Im besten Falle klappt’s, und eine Figur entsteht, an der auch das Publikum Freude hat.

Welche Möglichkeiten des Schauspiels bietet das Puppenspiel im Vergleich zum herkömmlichen Theater?

Thieme: Puppenspiel ist Verfremdung, man sieht im besten Falle über einen Umweg klarer. Die Puppe ist im Gegensatz zum Schauspieler frei und kann als Zeichen für etwas eingesetzt werden. Sie dient als Projektionsfläche des Zuschauers. 

Sie sind Trägerin des Rudolf-von-Ems-Preises. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung bzw. was hat sie Ihnen gebracht?

Thieme: Durch den Preis hatte ich einen sehr guten Start ins Berufsleben, Aufmerksamkeit in der Puppenspielszene, deutschlandweite sowie internationale Einladungen nach Wien und in die Schweiz, viele Folgeauftritte und hatte von Anfang an durch die Auszeichnung eine gute Referenz. Ich habe seitdem jedes meiner Stücke in Hohenems beim Homunculus gespielt und fühle mich dem Ort und den Menschen sehr verbunden.

Gemeinsam mit Pierre Schäfer bringen Sie beim diesjährigen Homunculus wieder das Stück „Looking for Brunhild“ auf die Bühne. Was macht für Sie den Reiz dieses Stückes aus?

Thieme: Die Nibelungen als Kammerspiel zu zweit in eineinhalb Stunden zu erzählen, das ist schon eine große Herausforderung. Wir balancieren bei diesem Stück auf dem schmalen Grat zwischen Unterhaltung, also auch komödiantischen Anteilen und sehr ernsten, tragischen Szenen. Dass das alles mit Handpuppen so toll funktioniert, ist wirklich wunderbar.

Zur Person

Veronika Thieme

Geboren: 21. Jänner 1976

Wohnort: Berlin

Familienstand: ledig

Lebensmotto: Freude verbreiten

Homunculus 25: 28. April bis 6. Mai, Löwensaal Hohenems. Am 6.5. wird „Looking for Brunhild“ mit Pierre Schäfer und Veronika Thieme gezeigt. Infos: www.homunculus.info. Karten: Raiffeisenbanken, Sparkassen, Musikladen, laendleticket.com.