“Ich will beim Publikum Emotionen wecken”

Seiltänzer David Dimitri gastiert mit seinem Soloprogramm im Freudenhaus Lustenau.
Lustenau. Das Freudenhaus hat auch heuer sein Zelt im Zentrum des Millennium Parks in Lustenau aufgeschlagen. Eines der Highlights im Programm ist wohl der Auftritt des Schweizer Seiltänzers David Dimitri in seinem eigenen Zirkuszelt. Mit Charme und Humor wird er das Publikum mit seinem Soloporgamm „L‘Homme Cirque“ in seinen Bann ziehen. Im VN-Interview spricht er über seine Vergangenheit im traditionellen Zirkus und den Reiz des Seiltanzes.
Ihr Vater ist der weltberühmte Clown Dimitri. War es für Sie deswegen immer schon klar, dass Sie einen Zirkusberuf ausüben werden?
Dimitri: Erst als ich neun Jahre alt war. Da gingen wir gemeinsam mit dem Circus Knie auf Tour. Ich war auf Anhieb fasziniert. Heute sehe ich die traditionelle Zirkuswelt ein wenig kritischer. Zum Glück gibt es heute eine neue Bewegung, die mir gefällt. Das hat mich in diesem Beruf gehalten.
Warum kritisch?
Dimitri: Irgendwann hatte ich genug vom traditionellen, kommerziellen Zirkus. Man reist mit einer bestimmten Nummer durch die ganze Welt und hat nicht die Möglichkeit, das ganze Programm selbst zu gestalten, es ist eben keine One-Man-Show. Ich wollte etwas mehr Freiheit haben. Irgendwann kam die Idee, eine Soloshow zu kreieren. Das war gleichzeitig mein Abschied vom traditionellen Zirkus. Mit meinem Soloprogramm „L‘Homme Cirque“ habe ich mich schließlich in der Theaterwelt wiedergefunden, was mir besser gefällt.
Heute sind Sie mit Ihrem Soloprogramm weltweit erfolgreich. Wie schwierig war es, ohne den Rückhalt einer Zirkusgruppe erfolgreich zu werden?
Dimitri: Ich hatte sicherlich auch viel Glück, weil ich die Idee anfangs gar nicht zu Ende gedacht hatte. Ich habe mir einfach vorgenommen, es zu versuchen. Damals hatte ich kein Geld mehr und ich konnte niemanden bezahlen. Durch diese Notsituation hat sich etwas Neues ergeben, das glücklicherweise auf großes Interesse gestoßen ist. Seit zehn Jahren bin ich ziemlich gut ausgebucht. Jeden Morgen, wenn ich aufstehe, mache ich mir bewusst, welch ein Glück ich habe.
Was fasziniert Sie besonders an Ihrem Beruf?
Dimitri: Schon als ich ganz klein war, hatte ich einen besonderen Ehrgeiz. Ich konnte einfach nicht aufhören, zu trainieren. Während der Schule habe ich acht Stunden täglich damit verbracht. Ich bin auch heute noch fasziniert, was man alles mit seinem Körper machen kann. Ich bin jetzt 54 und es läuft noch wunderbar. Ich schieße mich immer noch aus einer Kanone und balanciere auf 15 Metern Höhe (lacht).
Ihr Beruf ist ja nicht gerade ungefährlich. Macht auch das den Reiz für Sie aus?
Dimitri: Ja, absolut. Auch für mich ist es jedes Mal wieder eine große Herausforderung, über ein Hochseil zu laufen. Ich gehe aber nie über meine Grenzen hinaus. Es gab früher sehr viele prekäre Momente, deswegen mache ich Hochseilüberquerungen heute nur noch mit einer Sicherung. Ich muss nichts beweisen und ich möchte keinen Weltrekord aufstellen, deswegen gehe ich auch kein Risiko ein.
Wie oft trainieren Sie?
Dimitri: Ich müsste eigentlich mehr trainieren, aber da fehlt mir manchmal einfach die Zeit, weil ich von Auftritt zu Auftritt fliege. Aber sobald ich mir etwas Zeit freischaufeln kann, trainiere ich vor allem an den Techniken am Seil.
Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Dimitri: Technik ist zwar wichtig. Aber noch wichtiger ist die Art und Weise, wie man es beim Publikum rüberbringt. Ich versuche immer, bei den Zuschauern Emotionen zu wecken, indem ich eine Geschichte erzähle. Es braucht einen gewissen Charme und viel Fantasie. Außerdem muss man über sich lachen können, dann lachen auch die Zuschauer.
Es gab schon einige prekäre Momente auf dem Hochseil.
David Dimitri
Zur Person
David Dimitri
Seiltänzer
Geboren: 7. März 1963
Wohnort: Zürich
Ausbildung: Zirkusschule Budapest, Julliard School New York,
Laufbahn: Auftritte im Circus Knie, Big Apple Circus, Metropolitan Oper New York, Cirque du Soleil, Broadway etc.
David Dimitri: 28. Juli bis 6. August, Freudenhaus, Millennium-Park in Lustenau; Das ganze Freudenhaus-Programm und weitere Infos unter www.freudenhaus.or.at