Sieben Millionen als Ausgleich

Vorarlberg / 22.01.2018 • 21:16 Uhr
Sieben Millionen als Ausgleich

Vorarlbergs Unternehmen zahlten 2016 über sieben Millionen Euro Ausgleichstaxe.

Schwarzach Menschen mit Behinderung sollen dieselben Chancen wie alle haben. Dazu muss zum Beispiel der öffentliche Raum barrierefrei sein, auch die Integration in den Arbeitsmarkt dient der Gleichbehandlung. Damit dies funktioniert, greift der Gesetzgeber ein. Im Arbeitsmarktbereich unter anderem mit der Ausgleichstaxe. Firmen mit 25 Mitarbeitern müssen einen begünstigten Menschen mit Behinderung anstellen. Als begünstigt zählen Menschen ab einem Behinderungsgrad von 50 Prozent. Bei 50 Mitarbeitern müssen zwei eingestellt werden, bei 75 drei, und so weiter. Wer die Quote nicht erfüllt, der zahlt. Im Jahr 2016 betraf dies 727 Unternehmen im Land, sie überwiesen zusammen 7,1 Millionen Euro an Ausgleichstaxe.

2016 beschäftigten 1067 Unternehmen im Land über 25 Mitarbeiter, sie mussten also zumindest einen Menschen mit Behinderung anstellen. 340 Firmen erfüllten ihre Quote, also fast jeder dritte Betrieb. Österreichweit liegt Vorarlberg mit diesem Wert an zweiter Stelle, nur in Kärnten erfüllten mehr Firmen die Vorgaben. Von rund 21.000 Unternehmen beschäftigte nur jedes vierte die geforderte Anzahl (5384), weshalb der Bund insgesamt 153,9 Millionen Euro Ausgleichstaxe einnahm. Die Strafen wandern in einen Fonds und sind zweckgewidmet. „Das Geld geht zielgerichtet in die Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt“, berichtet Martin Staudinger, Leiter des Vorarlberger Sozialministeriumsservice. Im Jahr 2016 lebten in Vorarlberg insgesamt 4522 begünstigte Behinderte. 

Wie die Arbeitsmarktsituation aussieht, zeigt ein Blick ins Jahr 2015, für welches auch die Zahlen der Stellen vorliegen. Damals erfüllten 268 von 996 Vorarlberger Unternehmen die Quote. Sie mussten insgesamt 4110 Menschen mit Behinderung einstellen, 2357 der Stellen waren besetzt. Dies führt auch die Wirtschaftskammer ins Treffen. Es seien schlicht zu wenig begünstigte Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt verfügbar, heißt es auf der Wirtschaftskammer-Webseite.

Umso größer das Unternehmen, desto höher die Strafe. Firmen mit 25 bis 99 Mitarbeitern zahlen pro offene Pflichtstelle 257 Euro Ausgleichstaxe monatlich. Zwischen 100 und 399 Mitarbeitern steigt die Strafe auf 361 Euro, bei mehr als 400 Mitarbeitern sind es 383 Euro pro offener Pflichtstelle und Monat.

Wer einen Menschen mit Behinderung anstellt, spart sich nicht nur die Ausgleichstaxe, sondern auch sonst einiges, wie Martin Staudinger anhand eines Rechenbeispiels aufzeigt. Der Arbeitgeber muss für diesen Angestellten weder Kommunalsteuer noch den Dienstgeberbeitrag zahlen, zudem erhält er eine Entgeltbeihilfe bis maximal 700 Euro pro Monat. Bei einem Monatslohn von 1600 Euro brutto für einen begünstigten Behinderten kann das monatlich rund 1000 Euro Ersparnis ausmachen.

Wird zudem ein begünstigter Mensch mit Behinderung ausgebildet, kommt eine Prämie von 253 Euro monatlich dazu, und zwar direkt aus dem Ausgleichstaxfonds. 2016 erhielten 20 Vorarlberger Betriebe zusammen rund 86.100 Euro. Die Anstellung von Menschen mit Behinderung lohnt sich also. Nicht nur finanziell – aber auch.

„Das Geld geht zielgerichtet zurück in die Integration von Menschen mit Behinderung.“

Sieben Millionen als Ausgleich