„Zukunftschancen für Generationen sichern“

Extra / 06.02.2014 • 19:11 Uhr
Adi Groß, Energiebeauftragter des Landes, sitzt auch heuer wieder der Jury vor.  Foto: VN/Steurer
Adi Groß, Energiebeauftragter des Landes, sitzt auch heuer wieder der Jury vor. Foto: VN/Steurer

Adi Groß über den Klimaschutzpreis und das Erfordernis, dass alle Menschen ihren Beitrag leisten.

Der VN-Klimaschutzpreis wird heuer zum vierten Mal vergeben. Welche Bedeutung hat dieser Preis in einem Land, das sich die Energieautonomie auf die Fahnen geheftet hat?

Groß: Energieautonomie ist eine sehr ambitionierte Form des Klimaschutzes und nur erreichbar, wenn wir das als gemeinsame Aufgabe verstehen. Es geht nur, wenn alle ihren Beitrag leisten und damit verbunden andere Haltungen und Zugänge entstehen. Da braucht es alle Menschen dazu. Darüber zu berichten, dass es Beispiele gibt, hilft natürlich, dass das Thema bei den Menschen präsent ist. Und man sieht, dass es schon viele Ideen gibt. Man muss nicht auf große Erfindungen warten.

Welchen Beitrag kann jeder Einzelne leisten, um das oben erwähnte Ziel der Energie­autonomie zu erreichen?

Groß: Die Politik kann respektive muss Rahmenbedingungen setzen – das ist ihre Aufgabe. Aber letztlich müssen wir handeln. Und das jenseits von klassischen Energiespartipps, wie eine Lampe auszutauschen – das soll man tun, keine Frage. Aber es ist wichtig, dass man versteht, dass die Bürger die Träger der Veränderung sind. Man darf es vor allem nicht unterschätzen: Wenn man sich verändert, verändert man alle Menschen in seinem Umfeld. So funktioniert eine Gemeinschaft.

Kann eine Auszeichnung wie der VN-Klimaschutzpreis die Motivation zum Handeln stärken?

Gross: Natürlich. Es ist wichtig, zu sehen, dass es Menschen gibt, die etwas tun. Das ist eine Ideengemeinschaft, die wächst. Es ist erforderlich, Perspektiven aufzuzeigen. Jede Initiative in diese Richtung ist wichtig.

Energieautonomie 2050: Was heißt das konkret?

Gross: Das ist zunächst eine Perspektive, die vermittelt, dass wir ein Leben führen können, das gut ist und alles, was uns wichtig ist, auch erfüllen kann – aber keinen Schaden anrichtet. Für mich ist die wichtigste Motivation, dass wir die Zukunftschancen für die kommenden Generationen sichern. Dahinter steckt natürlich auch eine technische Hilfestellung: Erzeugen wir doch so viel Energie aus erneuerbaren Energieträgern in Vorarlberg, wie wir tatsächlich benötigen. Das heißt auch Eigenständigkeit und stabile Energiepreise. Ohne Öl und Gas zu leben und zu wirtschaften, ist einfach etwas anderes.

Der Klimawandel ist ein globales Phänomen, das wir auch global in den Griff bekommen müssen. Was bringt also das Handeln im Kleinen?

Gross: Wir tragen eine Verantwortung im doppelten Sinne. Zum einen sind wir große Ressourcenverbraucher. Die Menschen in den Industrieländern sind die größten Verbraucher, und letztlich folgt vieles auf der Welt diesem Konsummodell. Wenn wir nicht zeigen, dass es anders geht – mit allen Möglichkeiten, die wir haben: Ja bitte, wer dann? Zum anderen ist es einfach schlauer, weniger Ressourcen zu verbrauchen und die Abhängigkeit zu reduzieren. Es gibt doch gar keine Alternative. Deshalb ist es besser, das bewusst zu tun – und möglichst sozial gerecht.

Immer mehr Menschen sind armutsgefährdet. Für Investitionen in eine Energiewende fehlt im Privaten oftmals das Geld. Wo kann man hier ansetzen?

Gross: Wachstum geht nicht mehr einher mit sozialer Gerechtigkeit. Da ist es dringend geboten, das Problem an den Wurzeln anzupacken. Weniger Energie- und Ressourcenverbrauch senkt die Lebenshaltungskosten. Man muss diesen Menschen einerseits über Investitionshürden helfen, andererseits für kostengünstige Grundleistungen, wie Mobilität, sorgen.

Wenn wir nicht zeigen, dass es anders geht – mit allen Möglichkeiten: Ja bitte, wer dann?

Adi Gross
Adi Groß, Energiebeauftragter des Landes, sitzt auch heuer wieder der Jury vor.  Foto: VN/Steurer
Adi Groß, Energiebeauftragter des Landes, sitzt auch heuer wieder der Jury vor. Foto: VN/Steurer