Kunterbunter Familienbetrieb

Der Biohof Seeberger in Hörbranz bietet seinen zahlreichen Tieren aus-reichend Platz.
Hörbranz. Wer die Seebergers auf ihrem Hof besucht, der sollte auf den letzten Metern die Straße gut im Auge behalten. Vorbei an der Pferdekoppel, vor Bauernhaus und Kuhstall rennt schon mal aufgeregt ein Huhn über den Asphalt. Alle Tiere haben auf dem Biohof in Hörbranz viel Auslauf, und die rund 60 Milchkühe mag man fast beneiden – sie blicken von ihren Liegeboxen aus über den Bodensee bis nach Lindau. Für diese Art, ihre Tiere zu halten, bekommt Familie Seeberger heuer den Anerkennungspreis.
Und die Ehre gebührt tatsächlich der ganzen Familie. Sohn Jonas (12 Jahre) und Tochter Lisa (8) sind fest in den Bauernhofalltag von Brigitte und Bertram Seeberger mit eingebunden. Die älteste Tochter ist bereits 21 und studiert Jus.
„Jonas ist unser Hühnerwirt“, lacht Brigitte Seeberger. Auch Lisa hilft beim Füttern des Federviehs, hat aber ein bisschen Angst vor dem Giggerl. „Der passt gut auf seine Hennen auf“, sagt Bertram – und das manchmal mit vollem Schnabeleinsatz. Die Hühner hält die Familie nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern vor allem wegen der Kinder – die Eier der vom Aussterben bedrohten Sulmtaler Rasse reichen gerade für den Eigenbedarf. Auch einige Laufenten watscheln über den Hof, das waren vor Kurzem aber noch mehr. „Der Fuchs hat zwei geholt“, berichtet Brigitte.
Die erste Geiß kam als Preis
Auf der Koppel unterhalb des Bauernhauses grasen einige Rösser. Die sind alle Einstellpferde, die die Seebergers für ihre Besitzer unterbringen und pflegen. Drei Geißen hält sich die Familie, seit Jonas einmal bei der Ziegenausstellung in Hörbranz eine gewonnen hat. Damit sie nicht so einsam ist, kam eine zweite hinzu, mittlerweile ist auch ein Kitz dabei.
Die Geißen hat Lisa im Gegensatz zum Giggerl allerdings voll im Griff. Die drei haben nicht nur eine eigene Box mit Stroh im Stall, sondern können über einen Brettersteig auch nach draußen auf eine Wiese mit Obstbäumen. Und die Achtjährige kraxelt gerne mit.
Kernstück des Bauernhofs bildet der Kuhstall mit 60 Stück Vieh. „In den Stall würden auch 100 Kühe passen“, sagt Bertram, aber der Seeberger-Hof ist ein Biobetrieb. Hier haben die Kühe viel Platz und schlafen in geräumigen Liegeboxen. Zu fressen bekommen sie Gras und Heu von den eigenen Weiden, nur geringfügig wird Getreide als Kraftfutter zugekauft.
Um die Milch zu verwerten, haben Seebergers die Genossenschaft „Sieben Bauern“ mitgegründet, die Bio-Käse herstellt und verkauft. Der ist zwar ein bisschen teurer als der übliche Käse aus dem Supermarkt-Kühlregal, „aber wenn man seine Tiere artgerecht hält, dann kosten die Lebensmittel eben ein bisschen mehr“, sagt Bertram.
Durch ihre Bio-Produktion erreicht die Landwirt-Familie nicht die Mengen eines „herkömmlichen“ Bauernhofs. Weniger Tiere bedeutet weniger Gülle, also weniger Dünger. Das wiederum führt zu weniger Heu. Bei Produktionsmengen und -abläufen kann – und will – man auf dem Seeberger-Hof nicht mit Hochleistungsbetrieben mithalten.
„Es ist alles eine Kreislaufwirtschaft“, sagt Bertram. Zwei Drittel des Stroms kommen von der eigenen Photovoltaikanlage, die Heutrockung wird schon seit Jahren nicht mehr mit Öl, sondern Hackschnitzeln befeuert. Die kommen aus dem eigenen kleinen Wald und wachsen ständig nach.
Wenn man seine Tiere artgerecht hält, kosten die Lebensmittel eben ein bisschen mehr.
Bertram seeberger

