Fitnesstraining ist nicht nur was für junge Leute

Götzis. (VN-pes) Keuchende Männer, die im Achselshirt vor dem Spiegel Gewichte stemmen, Damen die sich zu Kopfhörerklängen zur Traumfigur steppen oder auf dem Laufband quälen – Fitness hat den Ruf, vor allem junge Leute anzuziehen. Dabei hat das Training an Geräten auch Senioren viel zu bieten, gerade in der kalten Jahreszeit. Denn nicht nur für gutes Aussehen, Bodybuilding oder Abnehmen lohnt sich der Gang ins Fitnesscenter. Zur Vorbeugung von Beschwerden, für mehr Ausdauer im Alltag und zum gezielten Trainieren von Problemzonen, auch in Absprache mit Physiotherapeuten, kann Fitnesstraining hilfreich sein.

Überhaupt trägt Sport auch im Alter zur Gesundheit bei, wie britische Wissenschaftler in einer Studie herausfanden, die 2013 das „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlichte. 3500 gesunde Männer und Frauen, die im Schnitt 64 Jahre alt waren, nahmen daran teil. Ergebnis: Wer im Alter weiter Sport trieb, erhöhte seine Chancen auf einen gesunden Lebensabend um das Siebenfache. Wer erst als Senior anfing zu trainieren, immerhin noch um das Dreifache.

Im Vitalcenter Bitschnau in Götzis hat man vor einigen Monaten einen eigenen Bereich speziell, aber nicht ausschließlich für Senioren eingerichtet. „Wir nennen es die Pyramide“, sagt Junior-Chef Nandino Brändle, in Anlehnung an das pyramidenförmige Glasdach des Raums. Damit will man die älteren Sportler nicht vom Rest trennen, alle Bereiche stehen jedem Mitglied zur Verfügung, sondern einen Raum  einrichten, der auf ihre Bedürfnisse eingeht. Denn: „Junge Leute trainieren anders als ältere“, so Brändle.

Viele sind Neulinge

Anders als die Jugend, die eher für gutes Aussehen oder auf Leistung trainiert, geht es Senioren mehr ums Wohlfühlen. Sie gehen ins Fitnesscenter, um beim Treppensteigen mehr Luft zu bekommen, um die Muskulatur in Problemzonen zu kräftigen oder nach Operationen wieder fit für den Alltag zu werden. In der Tat kommen viele erst im Seniorenalter zum ersten Mal in Fitness-Studio.

Manfred Robausch (74) geht seit vier Jahren regelmäßig ins Studio, um fit zu bleiben. Sportlich war er auch schon vorher, mit dem Gerätetraining hat er angefangen, als er wegen einer Hüftoperation mit dem Badminton aufhören musste. Zum Bewegen geht er freilich nicht nur in die vier Wände des Fitnesscenters, „am Wochenende gehe ich wandern“, sagt er.
Seine Frau Erika (71) kommt wie ihr Mann zwei Mal die Woche, hauptsächlich zum Zirkel- und Gerätetraining, „weil es dem ganzen Körper guttut, wie sie sagt.

Die Pyramide ist mit speziellen Seilzuggeräten ausgestattet, die Bewegungen in nahezu jede Richtung erlauben. Dadurch sind sie besonders flexibel einsetzbar und die Übungen einfach zu erlernen. Beim Easy Zirkel macht man reihum abwechselnde Übungen an Geräten, die mit Luftdruck funktioneren. Sie animieren zum langsamen, sauberen Ausführen der Übungen, denn je schneller man sie macht, desto mehr Widerstand erfährt man. In den Pausen zwischen den Übungen bleibt man in Bewegung und macht abwechselnd mit dem linken und rechten Bein einen Schritt nach oben auf einer Stufe.

Sicherheit wichtig

Zur Einführung nimmt man sich beim Vitalcenter bei Interessenten im Pensionistenalter besonders viel Zeit.„Wir machen drei bis vier Termine“, sagt Nandino Brändle. Denn wer die Bewegungsabläufe falsch macht, läuft Gefahr, sich zu verletzen. Den Älteren, weiß er aus Erfahrung, kommt es mehr auf Sicherheit an, „sie fragen viel mehr nach“.

Die Pyramide ist allerdings mehr als Ruheraum denn als ein reiner Seniorenbereich zu verstehen. Auch junge Leute dürfen ihn benutzen, Lärm machen ist allerdings verpönt. Ebenso mischen sich viele Senioren unter die übrigen Trainierenden und trainieren auch auf Leistung. „Wir haben 78-jährige Mitglieder, die laufen 20-Jährigen auf dem Laufband davon“, erzählt er.

Senioren trainieren, weil sie sich wohlfühlen wollen.

Nandino Brändle