Tanzen ab der Lebensmitte bringt Körper, Geist und Seele in Einklang

Extra / 06.11.2014 • 16:29 Uhr
Tanzen ist weit mehr als Bewegung. Es fördert Koordination, Konzentration und trainiert das Gedächtnis.  Foto: Steurer
Tanzen ist weit mehr als Bewegung. Es fördert Koordination, Konzentration und trainiert das Gedächtnis. Foto: Steurer

Bereits seit 25 Jahren treffen sich in Feldkirch-Nofels tanzbegeisterte Senioren.

feldkirch. (VN-sis) Dienstag Vormittag, viertel nach neun. Exotische Rumba-Klänge dringen aus dem Mehrzweckraum der Volksschule Nofels. Von Zeit zu Zeit mischt sich herzliches Lachen darunter. Übertönt wird das Gemisch aus Musik und Gelächter nur von einer kräftigen Frauenstimme, die Tanzschritte erklärt. Diese Stimme gehört Emmi Maier, Landesvorsitzende des Verbands Seniorentanz Österreich. Seit fast 25 Jahren hält sie in Feldkirch-Nofels von Oktober bis Ende Mai den Kurs „Tanzen ab der Lebensmitte“ ab. Einmal Wöchentlich kommen Senioren, die Freude am Tanz haben, in dieser Zeit zusammen.

Derzeit umfasst die Gruppe 27 Mitglieder, darunter zwei Männer. Neuankömmlinge, egal ob Fortgeschrittene oder blutige Anfänger, sind aber jederzeit herzlich willkommen. Weder Vorkenntnisse noch ein fester Tanzpartner sind dazu erforderlich.

Körper, Geist und Seele

Tanzen ist weit mehr als eine Form der Bewegung, erklärt Emmi Maier. „Tanzen ist gut für Körper, Geist und Seele. Studien haben gezeigt, dass es die Gedächtnisleistung fördert und somit eine effektive Prophylaxe gegen Demenz darstellt.“ Die Teilnehmer müssen sich eine umfassende Choreografie in relativ kurzer Zeit einprägen können. Noch ein paar Übungsrunden und schon legt Emmi Maier die passende Musik ein. Bei den Tänzen achtet sie stets auf eine Mischung aus verschiedensten Stilrichtungen. Von anspruchsvollem Tango zu zweit über Square-Dance in Gruppen bis hin zu modernen Einzeltänzen ist alles vertreten. Durch die Abwechselung sind die Senioren gefordert, sich immer wieder neu auf die jeweilige Situation einzustellen. „Es ist wichtig, auch einmal aus den gewohnten Bahnen auszubrechen, vor allem für das alltägliche Leben“, erklärt Emmi Maier. Fehler werden dabei nicht nur akzeptiert, sondern sind sogar erwünscht. „Es geht nicht darum, die Schritte perfekt umzusetzen, sondern darum, Spaß zu haben“, erklärt Maier. „Fehler nehmen wir mit Humor, diese machen die Sache erst so richtig lustig“, ergänzt sie. Bereitet eine Figur Schwierigkeiten, ist die begeisterte Tänzerin sofort zur Stelle und erklärt geduldig noch einmal die Schrittfolge.

„Rücksicht auf andere“

Auch der soziale Aspekt des Tanzens dürfe keinesfalls außer Acht gelassen werden. Die Paare und Gruppen werden immer wieder neu gemischt, eine Partnerwahl findet nicht statt. Auf diese Weise ist jeder Teilnehmer stets miteingebunden. Da das tänzerische Niveau variiert, müssen sich die Senioren außerdem immer wieder mit dem neuen Partner arrangieren. Dies ist insbesondere bei Gruppentänzen wichtig, bei denen ein hohes Maß an Koordination gefordert ist. „Die Tänzer müssen aufeinander Rücksicht nehmen, sonst funktioniert die Figur nicht“, weiß Emmi Maier.

Die wöchentliche Tanzstunde bietet darüber hinaus die Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen. „Einige der Teilnehmer leben allein. Das wöchentliche Treffen ist ein wichtiger Fixpunkt für sie. Sie können sich mit anderen austauschen und erzählen“, erklärt Emmi Maier.

Vorarlbergweit gibt es 84 Gruppen für Seniorentanz. Jene in Feldkirch-Nofels ist mit 25 Jahren die älteste. Nach wie vor wird das Angebot sehr gerne in Anspruch genommen.

Neue Herausforderung

Maria-Luise Ilg aus Röthis ist bereits seit 20 Jahren mit dabei. „Bewegung im Alter ist sehr wichtig, sonst versteinert man“, weiß die 72-Jährige. „Man benötigt keinen festen Tanzpartner, jeder, der Lust hat, kann mitmachen. Das macht für mich das Besondere an dem Tanzkurs aus.“ Außerdem freue sie sich jede Woche darauf, die anderen Teilnehmer wieder zu sehen. „Es ist eine tolle Gruppe“, sagt sie.

Auch Peter Brandstetter aus Bangs nimmt seit vielen Jahren regelmäßg an den Treffen teil. Dass sich Tanzen positiv auf das körperliche und geistige Befinden auswirkt, weiß der 72-Jährige aus eigener Erfahrung. „Mir persönlich bringt es sehr viel. Einen Lieblingstanz habe ich zwar nicht, aber ich freue mich vor allem über Neues. Dadurch werde ich immer wieder neu gefordert“, erzählt er.

Keine Ende in Sicht

Auch Emmi Maier bereiten die Tanzstunden auch nach fast einem Vierteljahrhundert noch sehr viel Freude, und dies wird sich wohl auch in Zukunft nicht so schnell ändern. „Ich möchte es so lange weitermachen, wie ich kann, und das ist hoffentlich noch sehr lange“, erzählt sie. Selbst habe sie noch nie an einem Tanzkurs teilgenommen. Ihre ersten Kenntnisse habe sie aber bereits in jungen Jahren erworben, als sie anderen Paaren beim Tanz zugesehen hat.

Schön fände sie, wenn sich in Zukunft mehr Männer an den Treffen beteiligen würden. Diese halten sich beim Tanzen leider nach wie vor eher zurück.

Das Tanzen fördert nachweislich die Gedächtnisleistung.

Emmi Maier

treffpunkt: TANZ

» Vositzende des Vorarlberger Landesverbands: Emmi Maier, Telefonnummer: 05522 / 73273

» E-Mail: maier.emmi@cable.vol.at

» Allgemeinde Informationen zum Bundesverband Seniorentanz Österreich und zu den Tanzmöglichkeiten: www.seniorentanz.at

» Bei treffpunkt:TANZ kommen Menschen zusammen, die Freude an Bewegung, Musik und Geselligkeit haben. Weder ein fester Tanzpartner noch tänzerische Erfahrung ist erforderlich. Insgesamt zählt der Bundesverband Seniorentanz Österreich 23.000 Mietglieder. 25.000 Menschen ab der Lebensmitte tanzen in Österreich regelmäßig – wöchentlich oder vierzehntägig – in rund 1000 Tanzgruppen.