150.000 Vorarlberger fahren öffentlich

Run auf öffentliche Verkehrsmittel hält an. Rekord bei Jahreskarte für Bus und Bahn.
Bregenz. Immer mehr Vorarlberger steigen auf öffentliche Verkehrsmittel um. Das zeigen jüngste Fahrgastzahlen für Bus und Bahn. Rund 150.000 Vorarlberger sind demnach täglich mit den „Öffis“ unterwegs. Vorarlberg erlebt einen regelrechten Boom im öffentlichen Verkehr. Motor des Erfolges ist die Jahreskarte maximo, die viele im Land zum Umsteigen motiviert hat. 60.000 der Karten wurden im Vorjahr abgesetzt – ein Plus von 10.000 zum Jahr davor. Und auch heuer entwickeln sich die Verkaufszahlen erfreulich.
Der Ballungsraum Rheintal mit derzeit rund 250.000 Einwohnern und 30.000 Pendlern wächst stetig. „Darauf wird sich die Mobilitätspolitik der Zukunft einstellen müssen“, sagt der zuständige Landesrat Johannes Rauch. Die 365-Euro-Jahreskarte sei ein Meilenstein auf dem Weg dorthin. Jetzt soll das Angebot gezielt weiter ausgebaut werden. „Wir haben nach Wien das beste Angebot im öffentlichen Personenverkehr. Bis in zehn Jahren werden wir zumindest gleichziehen“, hat Rauch ambitionierte Ziele. Dafür muss aber kräftig in die Qualität investiert werden, da der Run auf die „Öffis“ zuletzt dazu geführt hat, dass es am Morgen und am Abend zu Kapazitätsproblemen gekommen ist. Wer Zug und Bahn fahre, solle das nicht wie in einer Sardinendose tun müssen, sind die Probleme im Bregenzer Landhaus bekannt. Die Landesregierung hat in Verhandlungen mit den ÖBB die Zusage erhalten, dass zur Überbrückung zusätzliche 800 Sitzplätze zur Verfügung gestellt werden. Ab 2019 sollen dann ohnedies neue Zuggarnituren eingesetzt werden, die langfristig ausreichend Kapazitäten bereitstellen.
Neue Ideen
Mobilitätslandesrat Johannes Rauch bastelt unterdessen mit seinen Experten an einer Weiterentwicklung der 365-Euro-Jahreskarte. So soll in Zukunft auch Zugang zu Carsharing, Fahrradverleih oder Bike-Stationen an Bahnhöfen geboten werden. „Das Herz der Vorarlberger Verkehrspolitik muss der öffentliche Verkehr sein und ihr Rückgrat die Bahn“, so Rauch. Bahnhöfe, Schienennetz und Radwege müssten deshalb ausgebaut werden.
3,5 Millionen für Radwege
Im Bregenzer Landhaus setzt man stark auf den Radverkehr. „Unser Ziel ist es, die Qualität des Radwegenetzes weiter zu verbessern und damit das Fahrrad als Verkehrsmittel im Alltag noch attraktiver zu machen“, sagt Rauch. Dafür greift das Land tief in die Taschen. Alleine heuer sind für den Radverkehr 3,5 Millionen Euro budgetiert – eine Million mehr als im Vorjahr.
Nirgendwo sonst in Österreich sind die Menschen so fahrradbegeistert wie in Vorarlberg. Das zeigen aktuelle Erhebungen. So werden im westlichsten Bundesland schon heute über 15 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. „Diesen Anteil wollen wir in den nächsten Jahren auf 20 Prozent steigern“, so Landesrat Rauch.
Fahrräder verursachen keine lokalen Emissionen. Öffentliche Verkehrsmittel der Zukunft sollen das auch nicht tun. Zumindest dann nicht, wenn sie elektrisch fahren. Erste Tests dazu laufen. So war zuletzt ein 12-Meter-Niederflur-Linienbus im Oberen Rheintal im Einsatz. Ein deutsches Institut hat den Testbetrieb wissenschaftlich begleitet. Noch liegt die Auswertung der Daten nicht vor. Dennoch werden die Erfahrungen bereits jetzt als positiv bewertet. „Der Bus schafft die versprochene Reichweite und bietet den gewünschten Fahrkomfort“, sagt etwa ÖBB-Postbusmanager Wolfgang Gehri.
220 Kilometer hat der für 80 Fahrgäste zugelassene Bus mit einer Akkuladung geschafft. Sieben Stunden dauert es, bis die Akkus wieder voll geladen sind. Auch Schnellladen sei möglich. „In den kommenden Monaten werden nun die Daten aus dem Testversuch ausgewertet“, erklärt Mobilitätslandesrat Johannes Rauch.
Dann gelte es, die wirtschaftlichen Aspekte und die Möglichkeiten für einen praktischen Einsatz im Detail zu prüfen. „Wenn die Ergebnisse passen, ist mittelfristig der Einsatz von elektrisch angetriebenen Bussen im Vorarlberger Linienverkehr denkbar.“
Das Herz der Vorarlberger Verkehrspolitik muss der öffentliche Verkehr sein, ihr Rückgrat ist die Bahn.
Johannes Rauch, Landesrat
Fakten
Entwicklung öffentlicher Verkehr und Radwege in Vorarlberg
» Jahreskarten: von 50.597 (2013) auf 60.109 (2014)
» Tägliche Nutzung: 150.000 Vorarlberger fahren täglich mit „Öffis“.
» Radweg-Investitionen: Heuer sind 3,5 Millionen Euro für den Ausbau budgetiert.
» Fahrrad-Begeisterung: 15 Prozent aller Fahrten im Land werden mit dem Fahrrad zurückgelegt.