Klimabündnis hilft Regenwald-Bewohnern

Extra / 28.06.2015 • 18:39 Uhr
So sieht eine der Biogas-Anlagen aus, die mit Hilfe des Klimabündnisses und gestiftet von der Stadt Feldkirch den Kleinbauern im Chocó den Alltag erleichtern.
So sieht eine der Biogas-Anlagen aus, die mit Hilfe des Klimabündnisses und gestiftet von der Stadt Feldkirch den Kleinbauern im Chocó den Alltag erleichtern.

Einfache Biogas-Anlagen und Kraftwerke sollen Kleinbauern zu Autonomie verhelfen.

Schwarzach. „Unser Ziel lautete damals, wir müssen den Regenwald schützen“, erinnert sich Georg Künz aus Nüziders an die Gründung des Klimabündnisses Vorarlberg im Jahre 1991. Der 72-Jährige ist heute Obmann des Klimabündnisses, das seit 1995 als Verein geführt wird.

Auf der Agenda der Umweltschützer stand damals: Kein Tropenholz verwenden, FCKW verbannen und den CO2-Ausstoß reduzieren. Die Hälfte der Vorarlberger Gemeinden unterschrieb seinerzeit, auf Tropenholz zu verzichten, FCKW wird heute auch nicht mehr in Kühlschränken und Spraydosen verwendet. Doch die Ziele des Klimabündnisses sind nach wie vor aktuell.

Den Regenwald als wichtigen Faktor für das Erdklima wollen Künz und Co. weiterhin schützen und das auch vor Ort in Südamerika. Deshalb unterstützt das Klimabündnis Menschen im Westen Kolumbiens mit Infrastruktur- und Bildungsprogrammen. Das hat, bekräftigt Künz, viel mit dem Klima zu tun.

„Mit jeder Einkaufsentscheidung machen wir Entwicklungspolitik“, klärt Georg Künz auf. Wo der Regenwald abgeholzt wird, entstehen zum Beispiel Sojaplantagen, die das Tierfutter hervorbringen, mit dem billiges Fleisch auch für den europäischen Markt produziert wird. „Kolumbien ist auch reich an Bodenschätzen, darin besteht die Armut der Menschen. Denn sie haben nichts davon“, sagt der Obmann. Den Schutz des Regenwalds verbindet er eng mit dem Wohl seiner Bewohner.

Versorgung verbessern

Seit Jahren schon hilft das Klimabündnis im Rahmen eines Kooperationsprojekts kolumbianischen Kleinbauern im Chocó, dem westlichsten und auch ärmsten Bundesland Kolumbiens. Dort leben zu einem Großteil Afro-Kolumbianer – die Nachfahren von Sklaven – und indigene Völker. Die instabile politische Lage in dem südamerikanischen Land, mit Guerilla- und Rebellengruppen, trägt ihren Teil zum Elend dieser Menschen bei. Chocó gehört zu den regenreichsten Gebieten der Erde und verfügt über einen üppigen, dichten Regenwald. Das Autonomieprojekt mit der Region besteht seit 1993 und wurde von Heinz Allgäuer-Hackl als Projektleiter aufgebaut und gut 20 Jahre lang betreut.

Auch der gelernte Elektrotechniker Künz war im Jahr 2012 selbst schon im Chocó. Manches Dorf erreichte er nur über Flüsse oder über Straßen, „gegen die jeder Vorarlberger Forstweg eine Autobahn ist“, weiß er zu berichten.

Versorgung verbessern

Künz und Co. halfen, die Versorgungssituation der Indigenen Einwohner zu verbessern. Unter anderem, indem er mit weiteren Helfern Kleinstwasserkraftwerke in Betrieb nahm. Die versorgen die einfachen Hütten der Menschen mit dem nötigsten an Strom.

Die Stadt Feldkirch bezahlte außerdem vor wenigen Jahren mehrere kleine Biogas-Anlagen für Kleinbauern im Chocó. Die sind nicht vergleichbar mit den hochmodernen Anlagen, die auf Vorarlberger Bauernhöfen stehen. Sie werden lediglich mit dem Dung des wenigen Viehs der Bauern betrieben und ermöglichen ihnen gerade einmal, einen Gasherd zu betreiben und so kochen.

Doch schon das hilft: Damit sparen sich die Kolumbianer den Zukauf von Gas oder Brennholz und können das Geld stattdessen für Lebensmittel ausgeben oder in weiteres Vieh investieren.

Das Material für eine Anlage kostet rund 775 Euro, beim Bau mussten die Bauern selbst mithelfen. „Weil alle so gut mitgemacht hatten, langte es statt er veranschlagten neun sogar für zehn Anlagen“, erinnert sich Künz.

Auf Augenhöhe

Die Helfer aus Vorarlberg zwingen den Menschen nichts auf, man müsse mit ihnen zusammen feststellen, was sie brauchen und es dann mit ihnen umsetzen, sagt Georg Künz. Man müsse sich mit den Einwohnern auf Augenhöhe befinden. „Statt Entwicklungshilfe müsste es eigentlich Entwicklungszusammenarbeit heißen“, klärt der Obmann auf. Daher auch die Betonung auf „Autonomieprojekt“ anstatt „Hilfsprojekt“.

Nicht nur mit Geräten hilft das Klimabündnis in Kolumbien. In dem Ort Vigia del Fuerte unterstützt der Vorarlberger Verein zum Beispiel eine von Nonnen geführte Schule, in der junge Leute das Tischlerhandwerk lernen können, auch Nähkurse wurden schon organisiert. In der Stadt San Jose del Palmera helfen sie Kakaobauern, „damit sie Kakao anbauen können anstatt Koka“, sagt Künz.

Statt Entwicklungshilfe müsste es eigentlich Entwicklungszusammenarbeit heißen.

Georg Künz
80 Prozent der Einwohner des Departmentos Chocó sind Afro-Kolumbianer, weitere zehn Prozent sind Ureinwohner. Fotos (3): Klimabündnis
80 Prozent der Einwohner des Departmentos Chocó sind Afro-Kolumbianer, weitere zehn Prozent sind Ureinwohner. Fotos (3): Klimabündnis
Georg Künz besuchte 2012 die Region und erreichte manche Dörfer nur auf dem Rücken von Reittieren.
Georg Künz besuchte 2012 die Region und erreichte manche Dörfer nur auf dem Rücken von Reittieren.