„Bei Gründern erwacht neue Szene“

Extra / 29.12.2015 • 17:43 Uhr
„Doppelvorteil für Exporteure: Niedrigzins und international konkurrenzfähiger Produktabsatz aufgrund des Euro-Werts.“  Foto: VN/Steurer
„Doppelvorteil für Exporteure: Niedrigzins und international konkurrenzfähiger Produktabsatz aufgrund des Euro-Werts.“ Foto: VN/Steurer

Eine positive Entwicklung stellt sich aufgrund der Niedrigzinsen und der günstigen Bewertung des Euro ein.

bregenz. Der Direktor der Hypo Landesbank, Dr. Michael Grahammer, hat gute Nachrichten für Unternehmer, Exporteure, Start-ups und alle Vorarlberger, die sich ihr Eigenheim verwirklichen wollen.

Welche Anreize gibt es für unsere Realwirtschaft?

grahammer: Der extrem günstige Zins, der weiterhin anhalten wird, kommt den Unternehmen absolut entgegen. Zudem hilft den Exporteuren enorm, dass der Euro günstig bewertet ist. Für sie ist das eine zweifach positive Auswirkung: erstens Investitionsmöglichkeiten zu geringen Zinsen und zweitens ihre Produkte internatio­nal zu konkurrenzfähigen Preisen absetzen zu können.

Was tut sich im Gründerbereich?

Grahammer: Aufgrund der Zinssituation günstig finanzieren zu können, gilt auch hier als Vorteil. Allerdings stellen Banken Risikokapital nicht mehr leichtfertig zur Verfügung. Aber wir stellen fest, dass im Gründerbereich eine neue Szene erwacht. Auch in dem Sinn, dass etablierte, erfolgreiche, wohlhabende Unternehmen nach Veranlagungsmöglichkeiten suchen – nicht mehr ausschließlich im Immobilienbereich oder auf dem Kapitalmarkt. Sie investieren verstärkt in erfolgversprechende Start-ups und fördern diese, indem sie etwa ihre Netzwerke zur Verfügung stellen.

Welche Good News gibt es für KMU und EPU?

grahammer: Für KMU entsteht langsam ein neuer Kapitalmarkt unabhängig von der Bank – mit Anleihen, durch Crowdfunding. EPU haben deutlich zugenommen, es ist offenbar sehr reizvoll für viele, eigenständig zu agieren – mit allen Vor- und Nachteilen, die die Selbstständigkeit mit sich bringt. Viele eifern erfolgreichen Vorbildern nach, was an sich positiv ist. Allerdings darf man nicht der Illusion verfallen, dass alles einfach ist. Der Schritt in die Selbstständigkeit muss sehr gut überlegt und durchdacht sein.

Die Häuslebauermentalität bzw. der Hang zu Eigentum bei den Vorarlbergern, Preisexplosion und „leistbares Wohnen“ – geht das in Zukunft zusammen?

grahammer: Obwohl die Immobilienpreise extrem hoch sind, ist doch positiv zu bemerken, dass die Politik die Erkenntnis gewonnen hat, dass viele Auflagen weg müssen, um günstiger bauen zu können. Eine sehr gute Nachricht und Entwicklung ist auch, dass Bauträger viel Eigeninitiative einbringen und mit top Angeboten kommen. Seitens der Banken gibt es etwa die Finanzierungen auf Lebenszeit mit endfälligem Teil – zum Beispiel bleibt der Grundstückswert, der im Schnitt 30 bis 40 Prozent ausmacht, stehen. Die monatliche Belastung wird reduziert. Oder für Eltern, die das Haus schon bezahlt haben, den Kindern aber Startkapital ermöglichen wollen, gibt es die Lebenswert-Finanzierung. Das heißt Besicherung durch das Haus, die Liquidität besteht, man muss maximal Zinsen zahlen. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung ist es heute so, dass meist erst die Enkel in den Genuss des Erbens kommen.

Welche sind die Good News der Hypo Vorarlberg für 2016?

grahammer: Dass wir im Digital-Bereich neue Leistungen anbieten werden und eine verstärkte Konzentration auf unsere Kunden legen werden. Und hier hoffen wir und fordern auch von der Politik, dass man uns dafür wieder Raum lässt und wir uns nicht mehr mit Heta und dergleichen herumschlagen müssen. In Sachen Kundentermine bin ich erfreulicherweise bereits für das ganze Jahr 2016 gebucht.

Was für eine persönliche gute Nachricht gibt es für Sie?

grahammer: Unser Spendenfonds ist sehr gut dotiert, das freut mich persönlich ganz besonders. Ein Teil des Jahresergebnisses kommt automatisch in diesen Fonds und wird im Bereich Soziales, Kunst, Kultur und Wissenschaft ausgeschüttet. In den letzten beiden Jahren sind 600.000 Euro zusammengekommen. Und 80 Anträge erhielten einen positiven Bescheid. Auch hier werden wir 2016 und in Zukunft aktiv bleiben.

EPU sind deutlich mehr geworden. Eigenständigkeit reizt.

michael grahammer