50 koepfe vorwort

Extra / 25.02.2016 • 15:02 Uhr

Schwarzach. (VN-mip) Ich bin kein Koch. Aber die Methode des Kochens ist auf viele Lebensbereiche anwendbar: Man nehme bestimmte Zutaten, mixe diese zusammen und erhält ein Ergebnis. Wenn die Suppe nach neun Versuchen nicht schmeckt, beim zehnten Mal wird sie. Auch für den Start eines Projekts, einer Firma, einer Karriere oder was auch immer Sie beginnen möchten, gibt es gewisse Zutaten, die nicht fehlen dürfen. Ein Rezeptvorschlag:

 

Man nehme eine kräftige Portion Liebe: So kitschig es klingt, man muss in seine eigene Idee verliebt sein. Das ist das absolut Wichtigste. Ob es ein Sportler ist, der ein Ziel erreichen will, ein Unternehmer, der eine Idee verwirklichen will oder ein Arzt, der eine Krankheit heilen will. Das ist die Essenz, es ist der Grund, weshalb man Dinge tut. Erfolgreiche Menschen zweifeln nie an ihrer Idee. Sie zweifeln an sich selber, aber nie an der Idee. Im Gegenteil, sie sind besessen davon, sind sich sicher, dass ihre Idee funktionieren muss.

 

Das bringt uns zur nächsten Zutat: Kritikfähigkeit. Hat jemand eine Idee, muss er von Beginn an Kritik ertragen können. Zum Beispiel von Menschen, die sagen: Das kann ich mir nicht vorstellen, das funktioniert nicht. Es wird immer – durchaus auch gut gemeinte – Ratschläge geben, es doch lieber sein zu lassen. Dem muss man sich widersetzen. Oder glauben Sie, die Menschen, die den Mondflug ermöglicht haben, sind mit ihren Plänen auf ungeteilte Begeisterung gestoßen? Es gab im vorvergangenen Jahrhundert Studien, die erklärten, weshalb schnelle Zugreisen zu einem grausamen Tod führen würden. Damals fuhren Züge mit 35 Kilometern pro Stunde. Andere haben an ihre Idee geglaubt. Auch gegenüber sich selbst sollte man kritikfähig sein. Es ist normal, dass man sich selbst ständig hinterfragt, dass man darüber nachdenkt, ob etwas richtig oder falsch ist. Wer das nicht macht, kann sich nicht verbessern. Aber das erfordert Mut.

 

Eine weitere wichtige Zutat: Mut. Ich bin halb Ire und halb Norddeutscher. Erst mit 15 Jahren bin ich nach Wien gezogen. Schnell habe ich erfahren, dass hier jeder unendlich gut Ski fährt. Und das war schon ziemlich doof, weil mit 15 Skifahren zu lernen ist ein bisschen spät. Da sind mir die zwei- bis dreijährigen Kinder aufgefallen, die kaum laufen konnten, aber bereits auf Skiern standen. Man stelle sich vor, man sagt den Kindern: „So, hier hast du die Ski. Wenn du ein einziges Mal auf die Nase fällst, werde ich dir die Ski wieder wegnehmen und nie wieder zurückgeben. Und jetzt, lern es.“ Das funktioniert nicht. Man lernt nur, wenn man hinfällt und wieder aufsteht. Manche nennen es „Mut zum Scheitern“. Da bin ich aber vorsichtig. Es braucht Mut, wieder aufzustehen. Scheitern kann jeder, aufstehen können nicht alle.

 

Zutat Nummer vier: Bauchgefühl. Wenn man etwas Neues wagen möchte, herrscht ein extrem hoher Unsicherheitsfaktor. Man weiß nicht so recht, wie man etwas machen soll, die Informationslage ist auch nicht gerade optimal. Dann muss man sich auf ein paar Methoden verlassen, am Ende des Tages aber vor allem auf sein Bauchgefühl. Ob es die Wissenschaftler waren, die den Mondflug möglich machten oder die Damen und Herren, die schnelle Züge erfanden: Sie alle hörten auf ihren Bauch.

Zutat Nummer fünf: Selbstvermarktung. Wenn keiner von einer Idee hört, zählt sie auch nicht. Klingt doof, ist aber so. Wir in Westeuropa verkaufen uns oft wahnsinnig unter Wert. Wir sind mit der Tugend aufgewachsen, bescheiden zu sein. Auf privater Ebene ist das fantastisch. Aber beruflich muss man sich überwinden und über Dinge reden, die man erreicht hat. Das macht übrigens sehr viel Spaß. Florian Gschwandtner, einer der Gründer von „runtastic“, hat mal erklärt: Ein europäisches Start-up besteht aus neun Programmierern und einem Marketingmenschen, während ein amerikanisches Start-up einen Programmierer und neun Marketingmenschen hat. Dahinter steckt eine Portion Wahrheit.

 

Wir geben also Liebe, Mut, Kritikfähigkeit, Bauchgefühl und Vermarktung in einen Topf, rühren kräftig um, geben viel Glück und harte Arbeit dazu, und voilà, fertig ist das Erfolgsrezept. Erfolg muss übrigens nicht monetär sein. Erfolg hat damit zu tun, dass man etwas Gutes tut. Das klingt vielleicht wieder kitschig. Aber je erfolgreicher jemand ist, desto mehr Verantwortung hat er. Und erfolgreichen Menschen geht es nicht um Geld, sondern um ihre Idee. Sie wollen ein Problem lösen. Und das ist gut so.