Überleben mit Qualität

„Die Ressourcen Luft, Wasser, gesunde Erde gehören uns allen. Sie gilt es zu bewahren“, sagt Gabriele Greußing.
schwarzach. „Es geht darum, sich auszutauschen, die Stimme zu erheben, zu protestieren, Abhängigkeiten zu reduzieren, sich mit dem eigenen Lebensstil auseinanderzusetzen“, führt die Klimaschutzpreis-Juryvorsitzende aus. „Und das gute Beispiel ist dabei immer der beste Lehrer.“
Global denken, regional handeln: Was kann der Einzelne zum notwendigen fundamentalen Switch bezüglich Wirtschafts- und Lebensweise im Sinne des Klimaschutzes tun?
Greußing: Für den Einzelnen scheint es so aussichtslos zu sein. Die großen Veränderungen in der globalen Klimaschutzpolitik lassen weiterhin auf sich warten. Welchen Sinn hat dann so ein kleiner Beitrag angesichts der „großen“ wie Erdgaslecks, Unfällen der Öltransportern, Unterwasserlärm bei der Ölsuche in den Weltmeeren … ? Trotzdem kann jeder Einzelne etwas tun. Er kann sich mit Klima und Ressourcen auseinandersetzen. Im eigenen Umfeld ansetzen: in der Familie, im Verein, in der Schule, im Unternehmen, in der Gemeinde. So entsteht auch internationale Solidarität, die zu globalen Auswirkungen führt, damit auch jene gut leben können, die jetzt vergessen werden. Klimaschutz ist Schutz der Menschen, damit alle ihren Lebensraum in Frieden und nachhaltig gestalten können. Damit Menschen nicht zur Flucht gezwungen werden fürs Überleben ihrer Kinder.
Wie sieht zukunftsfähiger Lebensstil bzw. Änderung unserer Verhaltensweisen und Gewohnheiten aus?
Greußing: Die Ressourcen wie Luft, Wasser, gesunde Erde gehören uns allen. Ein nachhaltiger Lebensstil hilft diese zu bewahren, auch für folgende Generationen. Es beginnt beim Bewusstsein dafür, wie ich mein Leben gestalte und was wirklich meine Lebensqualität ausmacht. Denn es geht nicht um Verzicht, sondern um ein Mehr an „gutem Leben“. Den eigenen Lebensstil hinterfragen: Wie gehe ich mit dem Konsum um? Brauche ich den schnellen Wechsel der Güter oder achte ich auf Qualität? Wie wurde meine Nahrung produziert, welchen Weg hat sie hinter sich? Wie kann ich Veranstaltungen mit kaum Abfall und umweltbelastungsfrei organisieren? Energie zu sparen ist immer wichtiger Bestandteil eines Lebensstils, der auch noch unseren Nachkommen ein Überleben sicherstellt. Es ist nicht einfach, sich bewusst zu werden, dass für billige Produkte immer jemand anderer den Preis bezahlt. Jeder Einzelne kann bei sich ansetzen: etwa auf regionale Produkte setzen und kleinräumige Strukturen unterstützen. Auf Bauernmärkten einkaufen, Partnerschaften mit Landwirten eingehen. Bei Produkten, die nicht regional erhältlich sind, auf saubere Produktionsbedingungen und faire Handelsbeziehungen achten. Durch unseren Konsum können wir ökologische Anbaumethoden konsequent fördern. Öffis nützen, Flugreisen hinterfragen und auch etwas reparieren lassen, anstatt immer gleich neu kaufen.
Welchen Beitrag leisten bewusst handelnde Menschen, und was kann ein VN-Klimaschutzpreis bewirken?
Greußing: Diese Entwicklungen zeigen immer mehr auch die Komplexität unserer Wirtschaftskreisläufe auf, und dass alles irgendwo wieder seine Wirkung zeigt. Wer denkt beim Duschen daran, dass die Plastikteilchen im Duschgel dann wieder in den Fischen auftauchen? Wer überlegt sich beim Wegwerfen von Plastiksäcken, dass diese mit anderem Müll einen Teppich im Meer bilden und die Lebensgrundlage von vielen anderen Lebewesen zerstören? Wer denkt daran, dass die breite Palette an Angeboten in unseren Supermärkten auch bedeutet, dass viele Lebensmittel weggeworfen werden, wenn sie nicht verkauft werden können?
Erst jetzt, wo wir in Europa die Folgen einer kurzsichtigen Weltwirtschaft/Weltpolitik in Form von Flüchtlingsströmen zu erleben beginnen, öffnen sich die Augen. Der Zusammenhang mit unserer ungerechten Weltordnung wird offensichtlich. Jeder Schaden, den man unserem Heimatplaneten und seinen Bewohnern am entferntesten Punkt zufügt, fällt früher oder später auf alle Erdbewohner zurück! Europäische Unternehmen müssen deshalb politisch verpflichtet werden, unsere gesetzlichen Umweltschutz-auflagen auch in ausgelagerten Produktionsstätten rund um den Globus einzuhalten, auch bzgl. der Menschenrechte und Behandlung von ArbeitnehmerInnen.
Die Jury
Gabriele Greußing,
Klimabündnis (Vorsitz)
Katharina Lins,
Naturschutzanwaltschaft
Verena Daum,
Vorarlberger Nachrichten
Christian Vögel,
Vorarlberger Landesregierung
Christian Rankl,
Vorarlberger Landesregierung
Josef Burtscher,
Energieinstitut Vorarlberg
Günter Mair,
Bäuerliches Schul- und Bildungszentrum