„Selber Saatgut vermehren“

Hohenems. Die Kulturpflanzenvielfalt ist durch die Wechselwirkung zwischen Mensch und Pflanze in Jahrtausenden entstanden. Die Vielfalt unserer Nutzpflanzen dient nicht nur als biologische bzw. genetische Ressource, sie ist auch ein kultureller Wert, den es zu erhalten gilt. Durch die weitgehend von Agrochemiekonzernen mit Gentechnik und Pestizideinsatz dominierte industrielle Landwirtschaft haben wir in den letzten 100 Jahren weltweit mehr als 75 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Vielfalt verloren.

Die Schätze der Natur

„Die vielen Pflanzen, die uns ernähren, prägen uns. Typische Gerichte, Bräuche, Feste, Traditionen und lokales Wissen gehen verloren, wenn sie verschwinden. Die Vielfalt unserer Nahrungspflanzen ist unsere wertvolle Schatzkammer“, weiß der Obmann der Vorarlberger Obst- und Gartenkultur Markus Amann.

Anpassungsfühige Sorten

„Sie sichert, dass unsere Landwirtschaft sich an veränderte Umweltbedingungen – Stichworte Klimawandel, neue Krankheiten oder Schädlinge – anpassen kann“, sagt Amann. „Und dass auch für entlegene Gegenden und extreme Bedingungen geeignete Kulturpflanzen zur Verfügung stehen, überall dort, wo Menschen leben und sich ernähren wollen.“ Aus heutiger Sicht kann man gar nicht sagen, was eines Tages wertvoll sein wird. Es ist daher fahrlässig, diese Schätze verkommen zu lassen. Wir müssen die Vielfalt wahren, um die Zukunft zu sichern. Damit sichern wir auch Genuss und Geschmack und erhalten unser Kulturgut.

Saatgutvermehrungskurs

Im Samenarchiv der ARCHE NOAH sind 6000 verschiedene Kulturpflanzensorten. „Als gebürtige Vorarlbergerin freut es mich, dass wir das Wissen nun auch in Vorarlberg weitergeben“, sagt Claudia Kaufmann von der ARCHE NOAH. „Mit dem vermittelten Handwerkszeug können alle die Samen fürs nächste Jahr ernten und sind unabhängig von Saatgutkonzernen.“ Am 4. November 2016 bietet ARCHE NOAH in Kooperation mit Obst- und Gartenkultur Vorarlberg und Bio Austria Vorarlberg einen Saatgutvermehrungkurs für Einsteiger in Hohenems an.