Modellregion in Europa als Ziel

Extra / 02.07.2017 • 16:32 Uhr
Die Bäuerinnenorganisation steht in Vorarlberg für „Familienunternehmen und Arbeitsplatz Bauernhof sowie Lebensqualität“ und unterstützt Frauen und Familien auf dem Land.
Die Bäuerinnenorganisation steht in Vorarlberg für „Familienunternehmen und Arbeitsplatz Bauernhof sowie Lebensqualität“ und unterstützt Frauen und Familien auf dem Land.

Eine ganzheitlich nachhaltige Naturkreislaufwirtschaft als Ziel: „Sind auf gutem Weg.“

Bregenz. Landesrat Erich Schwärzler gibt als Agrarreferent des Landes Auskunft über den Ist-Zustand im Land und einen Ausblick in eine nachhaltige Zukunft.

Wie kann zukunftsfähige, saubere und gesunde Alpwirtschaft sichergestellt werden?

Schwärzler: Die Alpwirtschaft in Vorarlberg auf 53.000 Hektar mit 1000 Älplern und 40.000 Tieren auf 512 Alpen erbringt seit Generationen vielfältige kulturelle und volkswirtschaftlich bedeutsame Leistungen. Gezielte Aus- und Weiterbildungsprogramme für das Alppersonal sowie die Zielsetzung „Vorarlberger Vieh für Vorarlberger Alpen“ im Rahmen der Ökolandstrategie tragen dazu bei, eine zukunftsfähige Alp- und Landbewirtschaftung sicherzustellen. Die Rasse Braunvieh wurde als besonders alptauglich definiert. Zudem gut geeignet für die Alpung sind auch Grauvieh und Pinzgauer. Die Landwirtschaftskammer bietet zudem die Beratung „Kuh & Standortcheck“ an. Hierbei wird optimales Leistungsniveau erarbeitet.

Wie werden Frauen und Familien fürs Landleben und die Landwirtschaft motiviert?

Schwärzler: Die Bäuerinnenorganisation der Landwirtschaftskammer Vorarlberg leistet im Bereich „Familienunternehmen und Arbeitsplatz Bauernhof sowie Lebensqualität“ hervorragende Arbeit. Sie unterstützt Frauen und Familien mit verschiedenen Initiativen: Die ARGE „LandHand – Hände, die Werte schaffen“ bietet beispielsweise Bäuerinnnen die Möglichkeit, ihr Wissen über traditionelle Techniken, heimische Küchenkultur und Gartengeheimnisse weiterzugeben. Auch „Urlaub am Bauernhof“ sowie Erlebnisprojekte für alle Generationen wie „Schule am Bauernhof“ als weitere Zusatzeinkommensfaktoren für Landwirtschaftsbetriebe tragen maßgeblich zur langfristigen Absicherung der Existenz der bäuerlichen Familien bei, leisten aber auch einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen in den Regionen.

Wie sieht der Öko-Kreislauf in der Forstwirtschaft für Natur- und Klimaschutz sowie Energie- und Baubranche aus?

Schwärzler: Wald ist wichtiger Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum sowie Rohstoffproduzent und in einem Gebirgsland wie Vorarlberg natürlich Schutz- und Bannwald. Strategische Schwerpunkte sind die Erhaltung des Schutzwaldes, die Holzproduktion für Handwerk, Bau- und Energiewirtschaft, Klimaschutz, Lebensraumvielfalt für Pflanzen und Wildtiere im Wald sowie gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Funktionen. Der gemeinsame Vorarlberger Holzbauweg vom Waldbesitzer über Waldaufseher, Säger, Architekten, Tischler und Zimmermeister verbindet vorbildliche Leistungen der Holznutzung und Holzverarbeitung mit positiven Signalen für die regionale Wertschöpfung und die Arbeitsplätze in den Talschaften und ist ein aktiver Beitrag für den Umwelt- und Klimaschutz.

Wann sind wir Selbstversorger?

Schwärzler: Wir haben in Vorarlberg die naturbelassensten Wälder Österreichs. Unsere Waldfläche ist seit 2008 um ein Prozent angewachsen. Im Zehn-Jahres-Mittel konnten wir den durchschnittlichen Jahresholzeinschlag um zwölf Prozent steigern. Dieses Holz ist eine wichtige Grundlage für die heimischen Säge-, Zimmerei- und Tischlereibetriebe. Etwa 3500 Vorarlberger verdienen ihren Lebensunterhalt in der heimischen Wald- und Holzwirtschaft. Ohne Gefährdung der Nachhaltigkeit wäre ein jährlicher Holzeinschlag von 450.000 Festmetern zur Versorgung der heimischen Säger mit Rundholz aus Vorarlberg möglich. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, sind eine gezielte Holzmobilisierung und gemeinschaftliche Nutzungen mit Unterstützung des Netzwerkes Vorarlberger Holz und der Holzwertschöpfungskette zu verstärken. HolzbauKunst und Vorarlberger Holzbaupreis sind bedeutsam. Mit der größten Dichte an innovativen Holzbauten in Mitteleuropa und erstklassiger Holzbauarchitektur zählt Vorarlberg auch im Holzbereich zur Aufsteigerregion Nr. 1. Um die Qualität des regionalen Holzbaus zu sichern, wurde die holzbau_zukunft geschaffen. Sie setzt auf Fachkompetenz, Persönlichkeitsbildung und Teamfähigkeit in der Aus- und Weiterbildung der Lehrlinge und Mitarbeiter der Zimmereien in Vorarlberg. Weiters bietet die ökologische Wohnbauförderung des Landes mit bundesweit vorbildlichen Anreizen zum energiensparenden Holzbau, insbesondere im Bereich des Niedrigenergie- und Passivhauses, entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten.

Bis wann wird ein gentechnik- und glyphosatfreies Vorarlberg realisiert sein?

Schwärzler: Die Ökolandstrategie ist glyphosatfrei ausgerichtet. Landesbeihilfen für Milch- und Mutterkühe, Schafe, Ziegen und Pferde auf der Alpe sind an die Bedingung einer gentechnik- und sojafreien Fütterung geknüpft. Gütesiegel mit 3-G-Herkunftsprinzip kennzeichnen die Produkte aus Vorarlberg. Seit 2007 werden Milchkühe von Landwirtschaftsbetrieben in Vorarlberg, die Milch an weiterverarbeitende Betriebe in Vorarlberg liefern, gentechnikfrei gefüttert. Die GVO-Aussaat ist seit 1997 verboten. Das Land Vorarlberg ist Mitglied der Initiative „Gentechnikfreie Region Bodensee“ und seit 2007 Mitglied des Netzwerks der GVO-freien Regionen Europas. Im Anbau sind wir nachweislich gentechnikfrei. Bei Glyphosat gehen wir mit positivem Beispiel voran: Bereits im Mai 2013 wurde der Einsatz von Glyphosat auf öffentlichen Flächen verboten. Seit 2016 gibt es Leistungsabgeltungen für Umstellung und Verzicht.

Bis wann und unter welchen Voraussetzungen ist das Idealbild vom „subra Ländle“ realisierbar?

Schwärzler: Vom Naturschutz, Veterinärwesen, Raumplanung, Forst- und Wasserwirtschaft über Partnerschaften der Landwirtschaft mit Tourismus und dem Lebensmittelhandel bis hin zur landwirtschaftlichen Kulturfläche von bäuerlichen Familienbetrieben, die nachhaltig wirtschaften, sind wir auf gutem Weg. Aber es gibt noch sehr viel zu tun.

In der ganzheitlich nachhaltigen Bewirtschaftung durch bäuerliche Familien auf gutem Weg.

erich schwärzler
LR Erich Schwärzler: „Braun- und Grauvieh sowie Pinzgauer sind für die Alpung besonders gut geeignet.“
LR Erich Schwärzler: „Braun- und Grauvieh sowie Pinzgauer sind für die Alpung besonders gut geeignet.“
Schwärzler: „Wald ist Schutz-, Wirtschafts- und vor allem Lebensraum.“
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Ziel: Auf Glyphosat verzichten!
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