Vorarlberg und der Export: Weltweit erfolgreich
Krane im Südatlantik, Seilbahnen in Bolivien: Vorarlberg ist – gemessen an der Einwohnerzahl –
das exportstärkste Bundesland Österreichs. Mit 9,51 Mrd. Euro wurde
das Exportvolumen 2016 erneut gesteigert. Der Ausblick stimmt optimistisch.
Rund 60 Prozent der Waren, die in Vorarlberg produziert werden, sind für den Außenhandel bestimmt – und zwar weltweit. Vorarlbergs Nummer-1-Exportland ist seit jeher Deutschland. Die deutsche Wirtschaft konnte sich in einem schwierigen europäischen Umfeld behaupten, wovon Vorarlberg als Zulieferer enorm profitiert. Mit der Schweiz hat Vorarlberg einen kaufkräftigen Markt vor der Tür, in welchem Qualität zählt (damit Platz 2). Italien ist das drittwichtigste Zielland für Vorarlberger Produkte, dem die USA aber immer näher kommen (Platz 4). Dort blieb die Industrie- und Exportkonjunktur in den vergangenen Jahren expansiv, das beflügelte die Lieferungen von Investitionsgütern. Die USA sind der Hoffnungsmarkt Vorarlbergs.
Im österreichweiten Vergleich der Exportwerte liegt Vorarlberg mit 24.000 Euro pro Einwohner am besten. Auch beim Import sind die Werte mit 15.500 Euro über dem Österreich-Durchschnitt. „Der starke Produktionssektor trägt wesentlich zum Erfolg der Vorarlberger Exportwirtschaft bei“, sagt Landeshauptmann Markus Wallner. „Das kommt vor allem den Vorarlbergern zugute, die unter anderem von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt profitieren, die damit einhergeht.“ Vorarlbergs Anteil an der österreichischen Exportsumme beträgt 7,2 Prozent, bei einem Bevölkerungsanteil von 4,4 Prozent.
Wichtiger Wachstumsmotor
Wirtschaftskammerpräsident Hans Peter Metzler: „Wir alle profitieren davon, dass Vorarlbergs große, und immer öfter auch kleine und mittlere, Unternehmen auf den internationalen Exportmärkten erfolgreich unterwegs sind. Vorarlberg kann stolz auf seine starke Exportwirtschaft sein, die Motor für Wachstum und Wohlstand ist. Ein hohes Niveau bei der Ausbildung und hochmotivierte Fachkräfte sind dafür das Fundament.“
Erstaunlich ist, dass es trotz vieler weltweiter Krisenherde (Syrien, Irak, Libyen, Russland-Ukraine, Nordafrika . . .) und teils widriger Rahmenbedingungen im internationalen Umfeld (Brexit etc.) zu einer stabilen Weiterentwicklung der Exporte gekommen ist. „Das ist keineswegs selbstverständlich und spricht für den Mut und die Innovationskraft der Vorarlberger Unternehmerschaft“, betont Wirtschaftskammerdirektor Helmut Steurer.
Für den Standort Vorarlberg ist die hohe Exportquote von entscheidender Bedeutung. Daher ist jeder Schritt wichtig, der diesen Wohlstandstreiber ankurbelt. Schließlich schaffen bzw. sichern eine Milliarde Euro an Exporten über 6000 Jobs, und jeder zweite Job ist direkt oder indirekt vom Export abhängig. Ein Prozent mehr Export bedeutet 10.000 neue Arbeitsplätze. Das Ziel der Unternehmen müsse es sein, neue Märkte und Zielgruppen zu erschließen und sich in neuen Ländern und Hoffnungsbranchen zu positionieren.
Professionelle Unterstützung
Gezielte Unterstützung erfahren die Vorarlberger Exportunternehmen dabei von der Wirtschaftskammer und ihrer Außenwirtschaftsabteilung bzw. dem Netzwerk AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA. Durch die Unterstützung der Wirtschaftskammer sollen die Unternehmen zusätzlich motiviert werden, neue Märkte zu bearbeiten. „Wir machen auch deutlich, dass sie bei der Bearbeitung dieser Auslandsmärkte nicht allein sind, sondern von unseren Experten begleitet werden“, erklärt Steurer. Die Exportunternehmen (ca. 3000 gibt es derzeit in Vorarlberg) können auf eine äußerst professionelle Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer Österreich (AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA) zurückgreifen. Rund 800 Mitarbeiter (80 Nationalitäten, 70 Muttersprachen) betreuen orts- und sachkundig jährlich rund 27.000 österreichische Exportunternehmen. Über 1200 Veranstaltungen dienen weltweit zur Vernetzung und zum Informationsaustausch. Zudem werden jährlich etwa 1000 Publikationen verfasst. In über 110 Stützpunkten auf fünf Kontinenten werden Länderinformationen, Branchenwissen und Partnernetzwerke für exportinteressierte Unternehmer bereitgehalten und der Einstieg und die Weiterentwicklung in neuen und teils auch schwierig zu bearbeitenden Märkten unterstützt. Basis dieses Erfolgs ist auch das vertrauensvolle und loyale Zusammenspiel zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Das Resultat wird in Vorarlberg vernünftig geteilt: „Unternehmen erwirtschaften über den Export so hohe Erträge, dass sie weiter investieren können. Sie bieten so ihren Facharbeitern ein überdurchschnittliches Einkommensniveau samt herausfordernden, spannenden Jobs“, betont WK-Präsident Metzler. Standorttreue zeichnet die Unternehmer aus. Daran haben die Arbeitnehmer entscheidenden Anteil.
Die Welt ist kleiner geworden
Insbesondere mit der Exportwirtschaft sind viele Arbeitsplätze verbunden. Diese ist auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich die Wirtschaft in Vorarlberg besser entwickelt als im Rest Österreichs. Außerdem spielen strukturelle Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle: „Die guten internationalen Leistungen der Vorarlberger Unternehmen lassen sich auch auf die Rahmenbedingungen unseres Wirtschaftsstandorts zurückführen“, meint Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser. Ostöffnung, EU-Beitritt und die Einführung des Euro waren die großen Treiber für den heimischen Export und damit wichtige Entwicklungssprünge. Beginnend mit der Ostöffnung 1989 war die Internationalisierung der österreichischen Wirtschaft nicht mehr auf wenige große Konzerne und traditionelle Handelsfirmen beschränkt, sondern ist in die Breite gegangen. Dadurch ist die Welt kleiner geworden, und das war der fruchtbare Boden, auf dem Österreich die Zahl seiner Exporteure von damals rund 12.000 auf mittlerweile 52.500 steigern konnte. Auch viele kleinere und jüngere Unternehmen sehen heute längst schon die Welt als ihren Markt. Die neue Unternehmensgeneration, meist Start-ups, drängt von Anfang an relativ schnell von Österreich aus ins Ausland oder baut dort auch gleich einen Standort auf, bietet innovative Produkte und Dienstleistungen an und strebt nach schnellem internationalem Wachstum. Mit den modernen Kommunikationskanälen gibt es für sie keine Ländergrenzen mehr.