„Mit Mut, Respekt und Nächstenliebe“

Extra / 13.05.2020 • 15:54 Uhr
Trotz des größeren Abstandes wachse der Zusammenhalt innerhalb von Tisis und Tosters, wie die Ortsvorsteher Gabriele Graf und Manfred Himmer berichten. Uysal
Trotz des größeren Abstandes wachse der Zusammenhalt innerhalb von Tisis und Tosters, wie die Ortsvorsteher Gabriele Graf und Manfred Himmer berichten. Uysal

Pandemie stärkt den Zusammenhalt in der Nachbarschaft.

Solidarität Die letzten Monate waren geprägt von einem Thema: Covid19. Die Stadt Feldkirch setzte bei der Nachbarschaftshilfe konsequent auf die Ortsvorsteher als Kontaktpersonen in den Stadtteilen. Manfred Himmer, Ortsvorsteher von Tosters, sowie Gabriele Graf, Ortsvorsteherin von Tisis, hatten in den letzten Wochen dementsprechen einiges zu tun. „Gerade nach dem Lockdown hatten wir eine riesige Liste an freiwilligen Helfern“, freut sich Manfred Himmer. „Positiv war auch, dass wir diese so gut wie gar nicht gebraucht haben.“ Zum Beginn hat sich auch Gabriele Graf einige Tage beim Nahversorger in der Maskenausgabe eingesetzt. Dort habe sie auch gesehen, dass viele Bewohner mit langen und teilweise auch mehreren Einkaufszetteln in den Supermarkt gelaufen sind, um für ihre Nachbarn, Großeltern und Eltern einzukaufen. Das Bewusstsein im Dorf zu helfen war also da, doch auch die Ungewissheit und Unsicherheit sei deutlich spürbar gewesen. „Was darf man und was nicht, wurde ich oft gefragt“, hält Graf fest. „Nach zwei Wochen waren alle Bürger aber selbst recht gut organisiert. Dabei hat insbesondere auch die junge Bevölkerung ihren Beitrag geleistet“, meint Himmer. Wichtiges Thema bei den älteren Bürgern aus Tisis und Tosters war dabei die Frage, wie sie ihre Pension beziehen, wenn sie das Haus nicht verlassen sollen.

Große Hilfsbereitschaft

Geholfen haben aber nicht nur eingefleischte „Urfeldkircher“ – auch zahlreiche Einwanderer haben sich auf den Aufruf der Nachbarschaftshilfe gemeldet. „Ich habe äußerst positive Erfahrung mit Flüchtlingen machen dürfen“, meint Graf dazu. „Viele haben mich täglich angerufen und wollten sich unbedingt einbringen und in der Krise eine helfende Hand reichen.“ Auch einige betagte Menschen boten ihre Unterstützung an: „Gut die Hälfte mussten wir zwar von der Liste streichen, weil diese selbst nicht so mobil waren bzw. zur Risikogruppe zählten – aber der Wille war da“, so die Ortsvorsteherin. In der Krankenpflegeschule in Tisis wurde außerdem kurzerhand ein Lazarett eingerichtet, dieses konnte inzwischen jedoch wieder abgebaut werden. Leider habe es aber auch Personen gegeben, die die Vorschriften nicht so ernst genommen haben. „Besorgte Bürger haben sich bei mir gemeldet, dass sich auf der Tostner Burg ein Treffpunkt entwickelt hat“, verrät Himmer. Auch die Kirchenstiege entwickelte sich zu einem Hotspot. „Die Polizei wurde daraufhin informiert und die Lage hat sich dadurch rasch verbessert“, erklärt der Ortsvorsteher.

„Es ist eine völlig neue Erfahrung für uns alle“, so Himmer. Langsam kehre zwar wieder ein Stück Normalität zurück, dennoch sei der Respekt weiter da und die Bewohner gehen etwa deutlich bewusster einkaufen, merken die Ortsvorsteher an. „Wenn mal eine Kleinigkeit zu Hause fehlt, wird nicht extra nochmal ein Lebensmittelmarkt in der Nähe aufgesucht.“ Die Bürger seien jedoch noch verhalten, was die Kaufgewohnheiten angeht.

Familien wachsen zusammen

„Was ich sehr positiv sehe ist unter anderem das Familienleben“, erklärt Gabriele Graf. „Viele Familien haben sich noch nie so intensiv mit ihren eigenen Kindern beschäftigt und haben dadurch auch eine ganz neue Wertschätzung für Pädagogen entwickelt.“

Wie sich die weitere Lage in den Stadtteilen entwickelt ist derzeit noch ungewiss. Aber eines ist für die Ortsvorsteher klar: „Die Krise hat bisher gezeigt, dass wir gemeinsam alles überstehen können: mit Mut, Respekt und Nächstenliebe.“ ETU

„Viele wollten sich einbringen und eine helfende Hand reichen.“

„Es ist eine völlig neue Erfahrung für uns alle.“