Mädchen für (fast) alles

Extra / 30.06.2020 • 11:00 Uhr
Schulwart Herbert Stöckl leitet seit 26 Jahren die technischen Geschicke.CEG
Schulwart Herbert Stöckl leitet seit 26 Jahren die technischen Geschicke.CEG

MS-Schulwart Herbert Stöckl verabschiedet sich in die Pension.

Porträt So mancher Gebäudewart gilt an so mancher Schule als der heimliche Direktor, der im Hintergrund das Heft in der Hand hat. Zumindest in technischer Sicht gilt dies für Herbert Stöckl an der Koblacher Mittelschule auf jeden Fall. Denn bei dem gelernten Schlosser laufen alle Fäden zusammen. Dafür sorgt allein schon die technische Anlage, die er höchstpersönlich und in Eigenregie gebaut hat. Diese kontrolliert – mit Ausnahme der Heizung – eigentlich das ganze Gebäude. Allen voran die Schließanlage – und diese Tatsache ist auch der Hauptgrund dafür, dass Stöckl die Anlage überhaupt erst konstruiert hat. Denn zusätzlich zu den Schülern und Lehrpersonen nützen mehr als zehn Vereine die Räumlichkeiten der Schule, vor allem die Turnhalle. „Früher musste ich denen immer auf- und wieder zusperren, was zusätzliche Überstunden am Abend bedeutet hat. Daher kam ich auf die Idee, dies elektronisch zu regeln“, erklärt Stöckl seine Beweggründe. Der passionierte Hobbybastler plante alles von Grund auf, fertigte die Pläne, die er übrigens noch heute aufbewahrt, und installierte schließlich alle Leitungen und Schalter. So haben die Koblacher Ortsvereine heute bequem und vollelektronisch Zugang zu ihren Kursen, Gruppenstunden und Trainingseinheiten.

Auftrag führte ihn ins Ländle

Aufgewachsen ist der zweifache Familienvater in Gampern in Oberösterreich in der Nähe des Attersees. Nach einer Schlosserlehre in der Chemiefaserfabrik Lenzing absolvierte er neben seinem Beruf weitere Ausbildungen im Bereich Maschinenbau und als Konstrukteur. Das Multitalent wurde auch mit der Ausbildung von Lehrlingen beauftragt. Einer seiner spannendsten Aufträge führte in Ende der 1980er-Jahre sogar in die damalige DDR. Über 2,5 Jahre war er beim Umbau einer Raffinerie in der Nähe von Leipzig beschäftigt.

Weil Stöckl damals als Leasingarbeiter tätig war, kam im Jahr 1988 von einem auf den anderen Tag der Auftrag, zur Firma Huber nach Mäder zu wechseln. Was nur als temporärer Aufenthalt geplant war, wurde zur neuen Heimat. Stöckl lernte seine spätere Gattin Ingrid kennen, baute ein Haus und bewarb sich 1994 für die Position des Gebäudewarts in der Mittelschule Koblach. „Ich hatte in den Jahren viele, teils gefährliche Arbeiten ausgeführt und sehnte mich – auch nach einem Arbeitsunfall in der DDR – nach etwas mehr Ruhe und Stabilität.“ Unter dem damaligen Bürgermeister Werner Gächter wurde er eingestellt, nun bekleidet er sein Amt seit über 26 Jahren. Ende August ist aber endgültig Feierabend und Stöckl wird in den wohlverdienten Ruhestand wechseln, nicht aber ohne davor seinen Nachfolger Philipp Bolter gewissenhaft einzuarbeiten.

Langeweile wird aber auch dann keine aufkommen. Um das Eigenheim soll ein neuer Zaun entstehen und zahlreiche weitere Arbeiten warten auf ihn: „Ich habe mehr als genug zu tun, nun habe ich jeden Tag acht Stunden mehr Zeit dafür“, sagt Stöckl so unaufgeregt, wie er seine Tätigkeit stets ausgeübt hat: im Hintergrund, akribisch, mit viel Selbstverantwortung, aber immer mit Freude und Leidenschaft. CEG

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