Genaueres in 20 Jahren

Bei Krebsvorstufen und Genitalwarzen zeigt HPV-Impfung bereits Wirkung.
Wolfurt. (VN-mm) Er würde sich eine Impfung gegen Brustkrebs und Dickdarmkrebs wünschen. Also gegen jene Krebsarten, die am häufigsten auftreten. Doch davon ist die medizinische Forschung noch weit entfernt. Dafür steht seit einigen Jahren eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs zur Verfügung. „Erste Erfolge sind bereits sichtbar“, konnte Dr. Hans Concin den Besuchern des Mini Med Studiums mitteilen. Vor allem die Genitalwarzen, die ebenfalls durch humane Papillomaviren (HPV) ausgelöst werden, sind massiv weniger geworden. Das lasse darauf schließen, dass es auch beim Gebärmutterhalskrebs zu einem Rückgang komme.
Millionen Krebsfälle
Zu Beginn des Vortrags stellte Hans Concin klar, dass er mit keiner Pharmafirma verbandelt sei. Und er räumte mit dem Mythos auf, wonach Krebszellen im Körper hocken und irgendwann zuschlagen. Denn tatsächlich werden jährlich rund zwei Millionen Krebsfälle durch eine Infektion mit Bakterien, Viren oder anderen Erregern ausgelöst. Dazu zählen etwa der Helicobacter pylori, der mit Magenkrebs in Verbindung gebracht wird, die Hepatitis-B-Viren, die Leberkrebs verursachen können, oder die Epstein-Barr-Viren, die für Tumore im Nasen- und Rachenbereich verantwortlich sind. „Die Erreger schleusen entweder ihre Erbinformation in die Zelle ein und veranlassen sie so zu einem abnormen Wachstum, oder sie schwächen den Körper und begünstigen damit das Wachstum mutierter Zellen“, erklärte Hans Concin.
Durch vorbeugende Maßnahmen wie Impfungen, sichere Injektionstechniken sowie Mittel gegen Bakterien könnten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bedeutende Effekte im Kampf gegen den Krebs erzielt werden. Concin sagte aber auch, dass bei Weitem nicht jeder infizierte Mensch erkrankt. Ob aus einer Infektion ein Krebs entstehe, hänge wesentlich von der Umwelt, den Erbanlagen und dem Immunsystem ab. „Ein Tumor entwickelt sich meist sehr langsam. Es gibt Kräfte, die ihn fördern, aber auch solche, die ihn wieder bremsen“, führte Hans Concin, der beim aks auch das Krebsregister leitet, aus. Außerdem verfügt der Körper über eine Art von Reparatursystem, das genetische Veränderungen stoppen könne. Funktioniert es nicht, werden Defekte irgendwann tragend.
Was eine Impfung bewirkt, zeigte der Gynäkologe anhand der HPV-Impfung auf. Humane Pappilomaviren lösen verschiedene Krebserkrankungen aus. So etwa Gebärmutterhalskrebs und Kopf- und Halstumore. In Österreich erkranken pro Jahr 400 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Zu 100 Prozent sind die HP-Stämme 16 und 18 beteiligt. Concin: „Sie sind in 70 Prozent aller Krebsfälle nachweisbar.“ Die Impfung deckt diese Stämme ab. Ein weiteres Faktum: Etwa 30 Prozent der Frauen ab 14 sind HPV-Trägerinnen.
Massiv weniger Genitalwarzen
Dänemark war eines der ersten Länder, das die HPV-Impfung eingeführt und die Kosten dafür übernommen hat. Positiver Effekt: Die Genitalwarzen wurden deutlich weniger. Gleiches gilt für Australien. „Genitalwarzen stellen für Betroffene eine große Belastung dar, und sie sind schwer zu behandeln“, verdeutlichte Hans Concin.
Wie sich die Impfung auf die Krebsentwicklung auswirkt, lässt sich frühestens in 20 Jahren sagen. Sicher ist aber jetzt schon, dass die Krebsvorstufen zurückgehen. In Dänemark lag der Rückgang bei 49 Prozent. Dies ist deshalb von Bedeutung, weil bei Krebsvorstufen eine Operation erforderlich ist, die oft vor der ersten Geburt liegt, und die in der Folge das Frühgeburtenrisiko stark erhöht.
Die Impfung ist mittlerweile in 127 Ländern zugelassen. Das Sicherheitsprofil sei mehrfach bestätigt, so Concin. Er bedauerte, dass die Impfung in Österreich nicht von der öffentlichen Hand bezahlt wird. Einige Bundesländer, darunter auch Vorarlberg, leisten Zuschüsse.
Salz: Unterschätztes Risiko
Zum Abschluss seines Referats verwies der Mediziner auf Maßnahmen zur Krebsvermeidung. Die Eckpfeiler sind Bewegung und eine gesunde Ernährung. Salz werde als Risikofaktor allerdings imer noch grob unterschätzt. Außerdem warnte Hans Concin vor Nahrungsergänzungsmitteln. Alle bisherigen Studien hätten keinerlei Vorteile erbracht. „Wir sollten es“, empfahl er den Zuhörern, „besser mit Hippokrates halten.“ Der meinte schon anno 490: „Deine Nahrung soll deine Medizin sein.“