Neue Brust aus Eigengewebe

Bei Wiederaufbau nach Brustkrebs bringt diese Methode die besten Ergebnisse.
Feldkirch. (VN-mm) Im Juni 2012 erkrankte Silvana Binder (35) an Brustkrebs. Heute, ein Jahr später, hat sie mit der Erkrankung weitgehend abgeschlossen. Auch, weil sich die zweifache Mutter aus Alberschwende die betroffene linke Brust „sicherheitshalber“ gänzlich entfernen und in einer aufwendigen Operation im LKH Feldkirch wieder aufbauen ließ. Diese Vorgehensweise sei für sie von Anfang an klar gewesen. „Und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, zollt die junge Frau ihrem Arzt, Primar Dr. Peter Kompatscher, großes Lob.
Höhere Zufriedenheit
Im vergangenen Jahr erkrankten in Vorarlberg 250 Frauen an Brustkrebs. Etwa 80 Prozent können laut dem Facharzt für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie brusterhaltend operiert werden. Von den anderen Betroffenen entscheiden sich 10 bis 12 Prozent für einen Brustaufbau. Im LKH Feldkirch, wo pro Jahr etwa 150 Frauen mit Brustkrebs behandelt werden, sind das 12 bis 16 Patientinnen.
Mit dem Brustaufbau kann sofort oder erst nach Abschluss der Behandlung begonnen werden. „Sinnvoller ist es danach“, erklärte Peter Kompatscher anlässlich eines Informationstags zum Thema Brustchirurgie. Untersuchungen hätten nämlich gezeigt, dass die Zufriedenheit nach einem Spätaufbau deutlich höher sei als bei einer simultanen Darstellung der neuen Brust. „In allen Fällen brauchen wir aber eine klare onkologische Diagnose“, so Kompatscher. Denn bei einer bestrahlten Brust lässt sich nur Eigengewebe zum Aufbau verwenden. Fremdgewebe würde abgestoßen. Um eine gute Symmetrie zu erreichen, muss in den meisten Fällen die andere Brust angeglichen werden.
Verschiedene Methoden
Brustkrebs und die Entfernung der kranken Brust sind die Hauptgründe für eine Brustrekonstruktion. Es gibt dafür verschiedene Methoden. „Welche zur Anwendung kommt hängt in erster Linie von den körperlichen Gegebenheiten der Patientin ab“, erklärt Kompatscher. Je nach Technik sind zwei bis vier Eingriffe nötig. Die besten Ergebnisse bringt in der Regel die Rekonstruktion mittels Eigengewebe, wenngleich sie höchst aufwendig durchzuführen ist. Silvana Binder hat sich für den sogenannten mikrovaskulären Aufbau und gegen Silikonimplantate entschieden, weil sie keine Fremdkörper mehr in sich haben wollte. „Davon bekam ich durch die Chemotherapie genug“, meint sie. Acht Stunden dauerte der erste Eingriff, dem kürzlich ein zweiter folgte. „Jetzt muss der Operationsbereich nur noch abschwellen, dann ist es überstanden“, so die 35-Jährige überglücklich. Die regelmäßige Krebsvorsorge will sie jedoch weiterhin gut im Auge behalten.
Zertifizierte Brustzentren
Für eine bestmögliche medizinische Versorgung bei Brustkrebs stehen in Vorarlberg zwei zertifizierte Brustzentren zur Verfügung. Das erste Zentrum wurde 2010 im Krankenhaus Dornbirn eingerichtet. Erst unlängst gab es die Rezertifizierung für die von Primar Dr. Walter Neunteufel geleitete Einrichtung. Das heißt, das Brustgesundheitszentrum darf weitere drei Jahre diese Auszeichnung führen. Die externen Prüfer lobten das hohe Maß an Engagement und Empathie des Teams. 2012 wurden 89 neu an Brustkrebs erkrankte Frauen behandelt.
Das LKH Feldkirch folgte wenige Monate später. Dieses Brustzentrum zeichnet sich dadurch aus, dass alle Schritte einer Krebsbehandlung am selben Standort abgedeckt werden können, was die Behandlungszeit verkürzt.