Moderne Präventionsforschung

Foto: vN/Hartinger
Die umfangreiche Gesundheitsdatenbank des aks ist auch international sehr begehrt.
Bregenz. (VN-mm) Viel hat sich in den letzten 50 Jahren getan. So viel, dass es jetzt für eine 156 Seiten starke, großformatige Broschüre reichte. Darin aufgelistet sind alle Studien, die der Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks) federführend durchgeführt hat. Das von Hans Concin, Gabriele Nagel und Hanno Ulmer verfasste Druckwerk informiert über die moderne Präventionsforschung in Vorarlberg. Es soll demnächst auch auf der Website des aks verfügbar sein, um Interessierte zur Mitarbeit zu motivieren.
Einen Schatz gehoben
Die aus 20 Jahren Gesundenuntersuchungen gespeiste Datenbank genießt weltweites Ansehen. Renommierte Institute und Universitäten stellen sich heute für Kooperationen an. Doch der Weg dahin war kein einfacher. 1993 übernahm Dr. Hans Concin die Datenbank. Seine erste Aufgabe bestand darin, diesen „Schatz“ zu heben und die Verwertbarkeit herzustellen. „Es galt Leute zu finden, die mit derart riesigen Datensätzen umgehen konnten“, schildert der wissenschaftliche Leiter die Anfänge. Die Daten von rund 180.000 Frauen und Männern sowie 740.000 Untersuchungen wollten aufgearbeitet werden. Hanno Ulmer von der MedUni Innsbruck übernahm diese Aufgabe und veröffentlichte die erste Publikation. „Damit hatten wir die Aufmerksamkeit der Wissenschaft“, so Concin.
Denn ein Gradmesser in diesem Metier sind Publikation sowie Zitationen. Und da finden die aks-Studien breite Anwendung. Im vergangenen Jahr beispielsweise wurden Erkenntnisse aus heimischen Forschungen 700 Mal von verschiedenen wissenschaftlichen Instituten genannt. Darunter finden sich so klingende Namen wie die Universitäten von Harvard, London, California, Oxford, Cambridge und das Karolinska Institut.
Beeindruckende Ergebnisse
Als die ersten Anfragen für eine Mitarbeit kamen, war das „wie ein Traum für mich“, erinnert sich Hans Concin. So konnte etwa gemeinsam mit dem PHI Cambridge, das über 100 Studien mit mehr als einer Million Teilnehmer zusammenführte, aufgezeigt werden, dass Diabetes nicht nur Gefäßkrankheiten, sondern auch Krebs und andere Erkrankungen fördert. Weiters arbeitete der aks mit skandinavischen Gruppen zusammen. Im Rahmen der Me-Can-Studie wurde belegt, dass das Metabolische Syndrom, zu dem unter anderem Übergewicht, Bluthochdruck und überhöhte Blutfettwerte zählen, jede Krebserkrankung begünstigt. Der aks brachte dazu dank der umfangreichen Datenbank die größte Kohorte, sprich spezielle Bevölkerungsgruppe, ein. Auch das merkt Concin mit Stolz an.
Kurzfassungen
Die nun erstellte Broschüre enthält alle Studien in englischer und deutscher Kurzfassung. Sie will einen Überblick geben, soll aber auch zur Mitarbeit animieren. Hans Concin denkt da in erster Linie an Medizinstudenten, Biostatiker und ähnliche Berufsgruppen. Denn: „Es gibt noch viel auszuwerten.“ Derzeit sind die Hüft- bzw. Oberschenkelhalsfrakturen an der Reihe. Es geht darum, Präventionsmaßnahmen für Alterserkrankungen wie Osteoporose zu sondieren. Auch die Nieren stehen im Fokus. Gibt es frühzeitige Hinweise auf eine drohende Niereninsuffizienz? „Die Vorsorge hilft, Gefahren früher zu erkennen und gegenzusteuern“, erklärt Concin den Sinn der wissenschaftlichen Akribie.
Wie berichtet, ist der aks derzeit auch bemüht, die Daten der Gesundenuntersuchungen wieder zu bekommen, um die Datenbank zu erhalten. Die Gespräche mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger verlaufen positiv. Der Datenzugang war anlässlich der Neugestaltung der Vorsorge eingestellt worden.