Eine Ehre der besonderen Art

Gesund / 18.10.2013 • 10:29 Uhr
Bernadette Schneider betreut seit 14 Jahren ihre behinderte Tochter Sarah. Das Engagement wurde auch öffentlich gewürdigt. Foto: VN/Hofmeister
Bernadette Schneider betreut seit 14 Jahren ihre behinderte Tochter Sarah. Das Engagement wurde auch öffentlich gewürdigt. Foto: VN/Hofmeister

Magdalena Schneider wurde „Pflegerin mit Herz“. Jetzt geht es um die Nachfolge.

Andelsbuch. (VN-mm) Urkunde und Fotobuch liegen nebeneinander auf dem Tisch. Und irgendwie gehören sie auch zusammen. Das Fotobuch enthält Bilder von Sarah, einem mehrfach behinderten Mädchen, das die ganze Aufmerksamkeit der Mutter braucht. Dass sie die bekommt und viel Liebe noch dazu, dokumentiert die Urkunde. Sie weist Bernadette Schneider (39) nämlich als „Pflegerin mit Herz“ aus. Klammheimlich wurde die vierfache Mutter aus Andelsbuch von ihrem Mann für die von der Wiener Städtischen Versicherung österreichweit ausgelobte Auszeichnung nominiert. „Es ist schön, dass auch eine solche Arbeit in dieser Form einmal wertgeschätzt wird“, meint sie.

Selbst bei Kräften bleiben

Sarah kam als Frühchen zur Welt. Massive Darmprobleme machten zahllose Operationen nötig. Dass ihre Tochter behindert bleiben würde, wussten die Eltern. „Das war auch nicht das Problem“, erzählt Magdalena Schneider. Mehr ans Herz gingen Mutter und Vater die Schmerzen, die das Kind gelitten hat. „Weil wir kaum etwas tun konnten“, so die Mutter.

Fast rund um die Uhr brauchte Sarah ihre Hilfe. Heute ist das Mädchen 14 und trotz ihrer Handicaps „sehr selbstständig“, wie Magdalena Schneider stolz anmerkt. Obwohl sich Sarah nicht verständigen kann, weiß sie sich zu helfen.

Sie kurvt mit dem Rollstuhl umher, schwimmt wie ein Fisch, hält sich im Sommer gerne mit den Eltern und Geschwistern auf der Alpe auf und besucht mit Freude das Schulheim in Mäder. „Für Sarah ist die Schule eine Abwechslung, für mich eine Entlastung“, sagt Magdalena. Sie nützt die Zeit, um selbst bei Kräften zu bleiben. „Wer pflegt, muss auch auf sich schauen“, legt sie allen ans Herz, die in der gleichen Lage sind. Sie selbst mag die Berge und singt gerne. Sarah zeigt ebenfalls große Liebe zur Musik. „Die wirkt bei ihr besser als jedes Beruhigungsmedikament.“

Als Scherz aufgefasst

Obwohl vier Kinder viel Arbeit bedeuten ist Magdalena Schneider froh, sie zu haben. Ansonsten, meint sie, würde sich alles auf Sarah konzentrieren. So ist sie mit Theresa, Elisa und Jonas, dem Jüngsten, einfach Teil eines ganz normalen Familiengefüges, in dem alle zusammenhelfen. Das erleichtert auch der Mutter ihre Betreuungsaufgaben. Die gibt sich, was das betrifft, bescheiden. „Es hätten vermutlich noch viele andere den Titel ‚Pflegerin mit Herz‘ verdient“, glaubt Magdalena Schneider. Dennoch freut sie sich darüber. Wiewohl sie den entsprechenden Anruf aus Wien im ersten Moment als Scherz auffasste. „Ich wusste ja nichts von einer Anmeldung.“ Die wenigen Sätze, mit denen ihr Mann ihre Pflegetätigkeit beschrieb, hatten die Expertenjury aber überzeugt.

Nominierung läuft

Magdalena und Reinhard Schneider genossen den Ausflug in die Bundeshauptstadt. „Wir kommen nicht so häufig gemeinsam weg“, merkt die vielbeschäftigte Mutter an. Umso mehr bleiben die Erinnerungen noch Monate nach der Verleihung lebendig. Fast 1000 Nominierungen gingen 2012 ein. Neun Personen erhielten die Auszeichnung. Die meisten kamen aus einem professionellen Umfeld. Magdalena Schneider war die einzige in der Kategorie „Familiäre Pflege“.

Auch heuer werden sie wieder gesucht, die Pflegerinnen und Pfleger mit Herz. Nominierungen sind noch bis längstens 25. Oktober 2013 möglich. Unter www.pflegerIn-mit-herz.at können Vorschläge eingebracht werden. Die Wahl erfolgt im November.

Nominierungen bis 25. Oktober:
www.pflegerIn-mit-herz.at