Würdevolles Leben bis zuletzt

Gesund / 10.01.2014 • 10:41 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Die Palliativstation ist nicht nur ein Ort des Sterbens. Foto: VN/Hartinger
Die Palliativstation ist nicht nur ein Ort des Sterbens. Foto: VN/Hartinger

Was die Palliativmedizin leisten kann ist Thema des nächsten Mini Med Studiums.

Feldkirch. (VN-mm) Palliativmedizin und Palliativpflege: Beide Begriffe haben sich längst im Gesundheitssystem etabliert und werden in Vorarlberg in immer breiterem Rahmen gelebt. Es wird zu Recht schon von einer Palliativkultur gesprochen, die sich dank des Engagements vieler entwickeln konnte. Und viele braucht es, um dem ganzheitlichen Ansatz, dem sich die Palliativmedizin verschrieben hat, Genüge zu tun. Wie die Herausforderung, Menschen mit lebensbedrohlichen oder unheilbaren Erkrankungen beizustehen, gut bewältigt werden kann, erklärt OA Dr. Otto Gehmacher beim Mini Med Studium am Mittwoch, 15. Jänner, im Panoramasaal des LKH Feldkirch.

Ein breites Team

Palliativmedizin leitet sich vom lateinischen Wort „Pallium – der Mantel“ ab und lässt sich am besten mit dem Begriff „lindernde Medizin“ übersetzen. „Doch nicht allein die Erkrankung mit ihren körperlichen Beschwerden steht im Mittelpunkt der Behandlung, sondern der gesamte Mensch“, erklärt Otto Gehmacher, Leiter der dem LKH Hohenems angegliederten Palliativabteilung. Zu dieser Gesamtheit gehören auch seelische, soziale und spirituelle Bedürfnisse. Ärzte und Pflegekräfte alleine können diese vielfältigen Aufgaben jedoch nicht bewerkstelligen. Gehmacher: „Es braucht ein breites Team aus unterschiedlichen Professionen, zu dem Seelsorger, Psychotherapeuten und Sozialarbeiter ebenso gehören wie Physiotherapeuten und ehrenamtlich Tätige.“

Selbstbestimmung

Einen zentralen Stellenwert in der Palliativmedizin nimmt die Selbstbestimmung des Patienten ein. Es gehe nicht um Lebensverlängerung um jeden Preis, sondern darum, den individuellen Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden und ihnen eine möglichst gute Lebensqualität bis zuletzt zu ermöglichen, bringt der Palliativmediziner die Herausforderung auf den Punkt. Fragen der Schmerztherapie, der Linderung von Atemnot sowie der Behandlung von Übelkeit, Angst und Unruhe spielen dabei eine wesentliche Rolle. Manchmal ist es aber einfach nur das „Dasein“, das „Aushalten“ einer Situation, das Patienten die Sicherheit gibt, nicht alleine sterben zu müssen.

Oft wird Palliativmedizin auch mit Sterbebegleitung gleichgesetzt und die Palliativstation als reine Sterbestation gesehen.

Das Gegenteil ist der Fall: Eine 2010 im „New England Journal of Medicine“ erschienene Studie hat gezeigt, dass der frühzeitige Einsatz von Palliative Care bei Lungenkrebspatienten sowohl zu einer besseren Lebensqualität wie zu einem deutlich verlängerten Überleben führte. „Hier wird ein Umdenken nicht nur von Patientenseite, sondern auch von onkologischen Abteilungen stattfinden müssen“, meint Gehmacher.

Mobile Unterstützung

Fragt man Menschen, „wo sie sterben wollen“, antworten die meisten „daheim“. Nicht immer wird das möglich sein, doch das seit 5 Jahren bestehende mobile Palliativteam unterstützt Hausärzte und Hauskrankenpflege bei der Betreuung schwerstkranker Patienten und trägt dazu bei, dass Menschen ohne qualvolle Schmerzen zu Hause sterben können.

Die Betreuung von Angehörigen, die durch jahrelange Krankheitsverläufe oft ausgelaugt und erschöpft sind, stellt einen weiteren Schwerpunkt dar. Dazu der Arzt: „Palliativbetreuung endet nicht mit dem Sterben. Sie bezieht auch die Zeit der Trauer und des Verlusts mit ein.“

Mini Med

Palliativmedizin – die Herausforderung, Menschen mit fortgeschrittenen und unheilbaren Erkrankungen beizustehen

Referent: OA Dr. Otto Gehmacher, Leiter der Palliativstation,

LKH Hohenems

Termin: 15. Jänner 2014, Panoramasaal des LKH Feldkirch

Beginn: 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr

Eintritt frei, für Mini Med-Besucher ist auch das Parken in der LKH-Tiefgarage gratis.

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