Palliativpflege als Berufung

Claudia Bentele (56) widmet sich mit Hingabe der Begleitung unheilbar kranker Patienten. Die Sulzerin gehört dem mobilen Palliativteam Vorarlberg an.
Hohenems, Sulz Schon als Kindergartenkind wusste Claudia Bentele (52), was sie werden wollte: Krankenschwester. Dieser Berufswunsch ließ sie nicht mehr los. Deshalb absolvierte sie nach der Fachschule für wirtschaftliche Berufe die Krankenpflegeschule. “Die Ausbildung und die Arbeit mit Menschen gefielen mir. Es war genau das, was mich interessierte.”
Ihre ersten Sporen verdiente sie sich im Landeskrankenhaus Hohenems. “Dort arbeitete ich sechs Jahre lang auf der Abteilung Chirurgie.” Eine Patientin, die die Hauskrankenpflege von Klaus leitete, warb Claudia ab. “Ich hatte immer schon den Wunsch, Menschen zu Hause zu begleiten.” Als Hauskrankenschwester fühlte sich Claudia sehr wohl. “Da hast du nicht die Hektik vom Spital. Und man hat mehr Zeit für die Patienten.”

Nach zehn Jahren veränderte sie sich aber beruflich wieder. “Durch eine Freundin kam ich ins Sozialzentrum Vorderlandhus in Röthis.” Auch hier gefiel es ihr. Insgesamt arbeitete sie zehn Jahre in Röthis. Sie gehörte dem Palliativteam im Sozialzentrum an, weil sie den Palliativlehrgang in Batschuns absolviert hatte. Im Rahmen der Ausbildung hatte sie auch ein Praktikum auf der Palliativstation am LKH Hohenems gemacht. “Dieses begeisterte sie so sehr, dass sie sich beruflich wieder veränderte. Im Jahr 2020 bewarb ich mich für eine Stelle auf der Palliativstation. Dort hieß es, dass das mobile Palliativteam Leute sucht.”
Seither gehört Claudia dem zehnköpfigen mobilen Palliativteam an. Dieses berät unheilbar kranke Patienten in medizinischer und pflegerischer Hinsicht. “Unsere Hauptaufgabe ist eine gute Symptomlinderung. Wir möchten, dass die Lebensqualität des Patienten erhalten bleibt, damit er so lange wie möglich daheimbleiben kann.”

Das Team, das aus einem Arzt, einer Krankenschwester und einem Sozialarbeiter besteht, fährt zu den Klienten hinaus. “Wir sind in ganz Vorarlberg unterwegs.” Auch für die Angehörigen der Patienten sind die Palliativhelfer eine große Stütze. “Sie sind froh und dankbar, wenn wir Symptome wie Schmerzen, Atemnot und Übelkeit bei ihren Lieben wirksam bekämpfen.”
Claudia macht ihre Arbeit gern. “Sie ist sinnstiftend. Denn wir ermöglichen es vielen Menschen, daheim zu sterben.” Aus der tiefen Dankbarkeit, die ihr entgegengebracht wird, schöpft sie Kraft. Tagtäglich wird ihr gezeigt, dass Gesundheit und ein langes Leben nicht selbstverständlich sind. “Da lernt man das Leben zu schätzen und dankbar zu sein, wenn es einem selbst gutgeht.” Kleine Probleme sind für die palliative Expertin kein Weltuntergang. “Das Wichtigste ist, dass man gesund ist.”

Die 56-Jährige hat es auch immer wieder mit jüngeren Patienten zu tun. Kürzlich begleitete sie einen jungen, zweifachen Vater, in dessen Kopf ein Tumor gewachsen war. “Das macht einen traurig und geht einem nach. Solche Fälle bespreche ich im Team.” Meistens aber kann die Sulzerin gut abschalten. “Wenn ich in meinem Garten herumwerkle oder im Wald spazieren gehe, bekomme ich meinen Kopf frei.” Die zweifache Mutter kann sich vorstellen, diesen Job bis zur Pensionierung zu machen. “Es ist ein schöner Beruf. Ich kann meine Fähigkeiten einbringen und Gutes tun.”
Claudia Bentele
geboren 4. Juni 1973 in Feldkrich
Wohnort Sulz
Familie verheiratet, zwei Kinder
Hobbys Wandern, Radfahren, Skifahren, Skitouren, Garten, Kräuter sammeln und verarbeiten