Auf ein Neues
Und ich dachte, das wäre erledigt. Denn welcher bald 18-Jährige klebt noch Panini-Bildchen? Das machen doch nur Kinder, oder? Weit gefehlt. Jüngst fragte mein Sohn, ob ich ihm ein Sammelalbum besorgen würde. „Ein was?“, fragte ich, mich gleichzeitig an den vorigen Abend zurückerinnernd, als im Fernsehen die Werbung für diese Aktion zur Fußballweltmeisterschaft lief. „Das haben wir hinter uns“, sinnierte ich, um am nächsten Morgen mit dem Gegenteil konfrontiert zu werden.
Meinen zweifelnden Blick etwas verschämt erwidernd (man(n) ist ja schließlich erwachsen) zog er ein paar leicht verknitterte Konterfeis von Fußballspielern aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. Es waren, um genau zu sein, gerade einmal fünf: Philipp Lahm (war leicht zu erkennen), Fernando Gago, (dem Trikot nach Argentinier), Masato Mroishige und Atsuto Uchida (bei Tokio und Schalke 04 spielende Mitglieder der japanischen Nationalmannschaft) und David Ospina (kolumbianischer Tormann, den ich, zugegebenermaßen, auch erst googeln musste). Eigentlich habe er ja nicht mit dem Sammeln anfangen wollen, meinte er dann noch halb entschuldigend, aber jetzt, wo er doch schon ein paar Bilder bekommen habe . . .
Mit Speck fängt man eben Mäuse. So funktioniert fast jedes System. Und, werden Sie jetzt denken: Es gibt Schlimmeres als einen fast 18-Jährigen, der Panini-Sticker klebt. Stimmt, zum Beispiel Menschen, die beharrlich alles gutreden, selbst wenn der Scherbenhaufen offensichtlich ist. Dann doch lieber picken. In dem Fall: auf ein Neues.
marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at
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