Die Angst vor Herrn Alzheimer

Gesund / 16.05.2014 • 09:33 Uhr
Bewegung in jedem Lebensalter ist eine gute Möglichkeit, sowohl körperlich wie auch geistig rege zu bleiben.
Bewegung in jedem Lebensalter ist eine gute Möglichkeit, sowohl körperlich wie auch geistig rege zu bleiben.

Demenzerkrankungen stehen im Fokus des Mini Med Studiums am Mittwoch.

Wolfurt. (VN-mm) „An Demenz zu erkranken ist eine der größten Ängste der Menschen im Alter“, weiß Primar Dr. Albert Lingg, Leiter der Gerontopsychiatrie im LKH Rankweil. Denn die mit einer Demenz verbundene Hirnleistungsschwäche treibt Betroffene sehr häufig in die Pflegebedürftigkeit. Auch gesundheitspolitisch bedeuten Demenzen eine Herausforderung. Die Menschen werden älter und Demenzerkrankungen damit häufiger. „Bei den über 90-Jährigen leiden bereits 30 Prozent an Demenz“, verdeutlicht Lingg. Gemeinsam mit Norbert Schnetzer, Pflegedienstleiter im LKH Rankweil, wird er beim Mini Med Studium am Mittwoch im Cubus in Wolfurt über neueste medizinische und psychosoziale Aspekte von Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen berichten.

Erscheinungsbild

Das Erscheinungsbild einer dementiellen Erkrankung ist vielfältig: Vergesslichkeit, Merk- und Konzentrationsstörungen, Persönlichkeitsveränderungen, das Nachlassen der sprachlichen Fähigkeit, Intelligenz und Erlebnisfähigkeit sowie später Orientierungsverlust sind typische Zeichen einer Demenz. „Besonders im Frühstadium ist schwer zu erkennen, ob es sich bei Gedächtnisproblemen um eine normale Alterserscheinung oder um eine Demenz handelt“, weiß Albert Lingg. Außerdem können auch andere Krankheiten eine Demenz vortäuschen. Um eine Demenz verlässlich diagnostizieren zu können, sind neben der sorgfältigen Erhebung der Vorgeschichte auch körperliche und psychologische Untersuchungen erforderlich. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Krankheit, die auf einer direkten Schädigung der Nervenzellen beruht, während die vaskulären Demenzen auf Gefäßverschlüsse zurückzuführen sind.

Behandlung und Umgang

Betroffenen sollte in jedem Fall mit viel Einfühlungsvermögen und dem Wissen um ihre herabgesetzte Anpassungsfähigkeit begegnet werden. „Zudem benötigen sie Schutz vor Unfällen und dem Ausgenütztwerden“, betont Lingg. Ängste, Schlaflosigkeit, Verstimmungen, Unruhe oder Wahn können mit Psychopharmaka meist befriedigend zurückgedrängt werden, wenn andere Maßnahmen nicht mehr greifen. Der Entlastung pflegender Angehöriger kommt ebenfalls wesentliche Bedeutung zu. Denn der weitaus größte Teil der von Demenz Betroffenen wird zu Hause betreut, oft unterstützt durch ambulante Pflegedienste.

Noch keine Heilung möglich

Die Hirnforschung ist auf dem Gebiet der Demenzen zwar sehr aktiv, heilen oder verhindern lassen sich dementielle Entwicklungen bis heute aber nicht. Es gibt viel-versprechende Ansätze für eine Impfung gegen Alzheimer, eine praktische Anwendung ist jedoch erst in Jahren zu erwarten. Auch eine Vorsorge ist nur bedingt möglich. „Alles, was eine vorzeitige Gefäßverkalkung verhindert und Körper und Geist in Bewegung hält, baut ein Stück weit vor“, sagt Lingg. Viel gewonnen wäre seiner Ansicht nach, wenn die psychologische Seite des Problems mehr Beachtung finden würde. Das heißt: Vorurteile und Resignation bekämpfen und durch das Erkennen eigener Grenzen sowie Zulassen von Fremdhilfe eine Überforderung des Betreuungssystems vermeiden. Ebenso sollte das Umfeld nicht nur im Kleinen, sondern auch im Großen auf die wachsende Zahl an Demenzkranken Bedacht nehmen.

Mini Med

Alzheimer und Demenzen: Neueste medizinische und psychosoziale Aspekte

» Referenten: Primar Dr. Albert Lingg, Norbert Schnetzer, LKH Rankweil

» Termin: Mittwoch, 21. Mai 2014, Cubus Wolfurt

» Beginn: 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr Eintritt frei