Eine vielversprechende Alternative zur Herzoperation

Gesund / 20.06.2014 • 10:25 Uhr

Neue Studien zum Aortenklappen-Ersatz: Er ist wirksam und auch sehr sicher.

Innsbruck. Für viele Patienten mit einer krankhaften Verengung der Aortenklappe (Aortenklappen-Stenose), die bisher nicht behandelt werden konnten, gibt es seit einiger Zeit mit der Katheter-basierten Implantation des Aortenklappen-Ersatzes (TAVI) eine schonende Alternative. Die Untersuchungsergebnisse zu TAVI sind zunehmend vielversprechend. Das gab Univ. Prof. Dr. Wolfgang-Michael Franz, Direktor der Uniklinik für Innere Medizin III in Innsbruck, unlängst bei der Jahrestagung der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) bekannt. Vor allem alte Menschen profitieren laut Franz von dieser Methode.

Zumindest gleichwertig

Dabei wird minimal-invasiv über die Leistenarterie, die Unterschlüsselbeinarterie, die Aorta oder die Herzspitze mittels Katheter eine Herzklappenprothese in die verkalkte Herzklappe eingesetzt. Der Eingriff erfolgt bei schlagendem Herzen, die bei herzchirurgischen Eingriffen am offenen Herzen verwendete Herz-Lungen-Maschine ist nicht erforderlich.

Den Stellenwert von TAVI zeigen zum Beispiel die Daten des deutschen Aortenklappen-Registers (GARY), das TAVI und konventionelle Operation über einen längeren Zeitraum erfasste. „Das wichtigste Ergebnis nach einem Jahr: Bei Patienten mit hohem Risiko ist TAVI zumindest gleichwertig mit dem konventionellen herzchirurgischen Eingriff, hat jedoch den Vorteil, die schonendere Methode zu sein“, so Wolfgang-Michael Franz. Eine geschlechtsspezifische Auswertung des GARY zeigt: Frauen profitieren von TAVI ganz besonders. In der Gruppe der herzchirurgisch behandelten Patienten war die Sterblichkeitsrate bei Frauen mit 3,8 Prozent höher als bei Männern (2,6 Prozent). In der TAVI-Gruppe hingegen wiesen die Frauen trotz des höheren Lebensalters keine erhöhte Sterblichkeit auf. Dass TAVI der Herzchirurgie überlegen ist, zeigt auch das Ergebnis einer Vergleichsstudie, die kürzlich auf dem Kongress des American College of Cardiology vorgestellt wurde. Ein Jahr nach dem jeweiligen Eingriff waren statistisch signifikant weniger TAVI-Patienten gestorben als Patienten, die am offenen Herzen operiert worden waren.

Anspruchsvoller Eingriff

Und die unlängst auf dem EuroPCR in Paris vorgestellte SAPIEN 3 Studie zu einer über die Oberschenkelarterie implantierten Herzklappe ergab nach 30 Tagen eine niedrige Mortalität von 2,1 Prozent, eine Schlaganfall-Rate von einem Prozent und sehr wenige Komplikationen. Bei 99 Prozent der Eingriffe war die Implantation exzellent. „TAVI ist also eine wirksame, sichere und im Vergleich zur offenen Operation schonende Prozedur. Ob TAVI in Zukunft auch vermehrt für Patienten in Betracht gezogen werden soll, die nicht in die Gruppe der Hochrisiko-Patienten fallen, ist derzeit Gegenstand wissenschaftlicher Überlegungen und wird es wohl in Zukunft noch mehr sein“, so Prof. Franz. „Die TAVI Prozedur ist ein anspruchsvoller Eingriff, der eine hohe Expertise und Qualifikation erfordert. Sie sollte in einem spezialisierten Zentrum durch ein erfahrenes Team in Zusammenarbeit von Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhesisten angewendet werden.“