Dem Vergessen entgegenwirken

Gesund / 19.09.2014 • 12:11 Uhr
Solche Tischsets liegen in zahlreichen Gastronomiebetrieben auf. Sie sollen zum Lesen und Nachdenken anregen.  Foto: aktion demenz
Solche Tischsets liegen in zahlreichen Gastronomiebetrieben auf. Sie sollen zum Lesen und Nachdenken anregen. Foto: aktion demenz

Besondere Bewusstseinskampagne der Aktion Demenz zum Welt-Alzheimertag.

Schwarzach. Der Welt-Alzheimertag wurde 1994 ins Leben gerufen. Seither finden am 21. September vielfältige Aktivitäten statt, um die Öffentlichkeit auf die Situation der Alzheimer-Kranken und ihrer Angehörigen aufmerksam zu machen. Weltweit sind etwa 35 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen, Tendenz steigend. Die Aktion Demenz startet eine Bewusstseinskampagne in der Gastronomie.

Charmante Textserie

Das Herz wird nicht dement: Falls Sie diesen Satz neben Ihrem Teller lesen, dann sitzen Sie in einem von über 50 Restaurants, die im ganzen Land mit solchen Tischsets auf das Thema Demenz aufmerksam machen. Eine charmante Textserie zeigt den Blickwinkel von Angehörigen und Nachbarn von Menschen mit Demenz. Die Tischsets werden zum Welt-Alzheimertag ausgegeben und bilden einen Schwerpunkt in der Sensibilisierung der Öffentlichkeit, die eine der zentralen Aufgaben der Aktion Demenz ist.

Künstlerische Ansichten

In der Feldkircher Innenstadt wird morgen, Sonntag, vor der Johanniterkirche mit einem Marktstand über die lokalen Angebote informiert, in der Unterführung der Bärenkreuzung zeigen drei Künstler, Albrecht Zauner, Georg Vith und Robert Fabach, ihre persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema in Vitrinen, die sie zu Mini-Kunsträumen umgestaltet haben. Weiters beleuchtet das Theaterstück „Du bist meine Mutter“ von Joop Admiraal das Verhältnis einer Mutter mit Demenz zu ihrem Sohn. Das von Theatermobil-Macher Armin Weber unter der Regie von Leo Bauer gespielte Stück wird morgen im Alten Kino in Rankweil uraufgeführt. Derzeit beteiligen sich 33 Modellgemeinden an der Aktion Demenz. Ziel ist die ungehinderte Teilhabe von Betroffenen am öffentlichen und sozialen Leben. Dazu gibt es in jeder Region und in jeder der 33 Modellgemeinden umfangreiche Unterstützungsangebote.

In Österreich leben rund 100.000 Menschen mit Demenz. In Vorarlberg bieten zahlreiche Einrichtungen und Institutionen Hilfe und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.

Menschen mit der Diagnose Demenz sollen so lange wie möglich selbstbestimmt leben und am öffentlichen Leben teilhaben können. „Die größte medizinische Herausforderung für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts ist sicher Alzheimer“, sagt auch Dr. Reinhard Bacher, Psychiater der aks gesundheit. Bedingt ist das in erster Linie durch die steigende Lebenserwartung. Damit erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken.

Fortschreitender Abbau

Demenz ist ein fortschreitender geistiger Abbau, vor allem im höheren Lebensalter. Alzheimer beispielsweise beginnt mit langsam fortschreitender Vergesslichkeit, vergrößert die Schwierigkeiten durch Orientierungsstörungen und erreicht nach Jahren schlussendlich das Stadium des körperlichen Verfalls bis hin zur Bettlägerigkeit. Reinhard Bacher verweist auf einen zu erwartenden drastischen Anstieg: „Weltweit sind derzeit etwa 40 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen, bis 2050 wird die Zahl voraussichtlich auf 115 Millionen ansteigen.“ Laut Angaben des European Brain Council liegen die Pflegekosten von Alzheimerpatienten in Europa derzeit bei rund 105 Milliarden Euro pro Jahr. Nach wie vor werden 70 bis 80 Prozent der Demenzerkrankten zuhause betreut. Das bedeutet auch für viele Angehörige eine enorme Belastung. Sie benötigen finanzielle Unterstützung und Entlastungsmöglichkeiten wie Urlaubsbetten oder Tagesbetreuung. Neben bestehenden Pflegeheimen sind alternative Wohnformen wie betreutes Wohnen oder kleine spezielle Wohngemeinschaften notwendig.

Säulen der Vorbeugung

Derzeit ist medizinisch keine Heilung möglich. Es gibt Therapien, allerdings behandeln diese nur die Symptome. „Sogenannte Alzheimer-Medikamente (Antidementiva) sind seit Jahren auf dem Markt. Sie verzögern den Verlauf, können den Abbauprozess jedoch nicht stoppen“, erklärt Bacher. Im Vordergrund stehen nach wie vor intensive Pflege- und verständnisvolle Betreuungsmaßnahmen. Wie internationale Studien belegen, kann eine gesunde Lebensführung durchaus das Risiko einer Demenzerkrankung senken oder einen möglichen Ausbruch verzögern. Man unterscheidet vier Säulen der Vorbeugung: Ernährung, Bewegung, geistige Aktivität und soziales Leben.

Gesunde Ernährung

Im Rahmen einer Langzeitstudie (2006) zeigten 2000 gesunde Personen, die über Jahre eine mediterrane Ernährungsweise praktizierten, ein niedrigeres Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Die mediterrane Kost zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide aus. Ein moderater Anteil bilden Milchprodukte und Fisch sowie geringfügig rotes Fleisch und Geflügel. Außerdem verwendet die mediterrane Küche wenig tierisches Fett, dafür aber reichlich Olivenöl. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B6, B12 und Folsäure wirken dem Abbau von Gehirnmasse im Alter entgegen.

Bewegung in der Natur

Die alte römische Weisheit „In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“ hat auch heute noch Gültigkeit. Regelmäßige körperliche Betätigung fördert die geistige Leistungsfähigkeit durch das Verbessern der Hirndurchblutung und wirkt geistigem Abbau entgegen. Weiterer positiver Faktor: Bewegung wirkt vorbeugend gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (zum Beispiel Bluthochdruck), welche für das Entstehen einer Demenzerkrankung eine wesentliche Rolle spielen können.

Geistige Aktivität

Wie ein Muskel ständig Training braucht, muss auch unser Gehirn regelmäßig trainiert werden. Wer im Alter geistig aktiv bleibt, beugt einer möglichen Demenz vor. Wichtig ist, Neues lernen und eine vielfältige Kommunikation mit Mitmenschen. Routinehandlungen dienen nicht dem Erhalt von geistiger Leistungsfähigkeit.

Soziale Kontakte pflegen

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er profitiert von Kontakten. Einsamkeit kann Depressionen sowie Demenz fördern. Der Experte ermutigt: „Diese Beispiele zeigen klar, dass jeder mit einem gesunden Lebensstil sich gegen eine mögliche Demenzerkrankung wappnen kann.“

Weitere Infos unter
www.aktion-demenz.at