HPV-Impfung in der Schule
Mit dem neuen Schuljahr startet in der 4. Volksschulklasse das für Mädchen und Buben ab dem 9. Lebensjahr kostenlose HPV-Impfprogramm. Dieser, im europäischen Vergleich österreichische Spätstart zur Reduktion von Genitalwarzen, Gebärmutterhals- und weiteren Krebserkrankungen, hat mehrere große Stärken. Es werden beide Geschlechter geimpft, was die potenzielle sexuelle Übertragung dieser Virusinfektion unterbricht und damit für alle das Risiko reduziert und auch die Buben vor den lästigen Feigwarzen schützt.
Eine weitere Stärke dieses Impfprogrammes ist, dass nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in diesem sehr jungen Alter aufgrund des sehr reaktiven Immunsystems nur zwei anstatt drei Impfdosen notwendig sind, um den erwünschten Schutz zu erreichen. Drittens wird mit dem bewährten System der Schulimpfung die Zielgruppe unabhängig vom Sozial- und Bildungsstatus der Eltern komplett erreicht. In Deutschland lassen leider höhere Bildungsschichten weniger impfen (MARZY-Studie). Somit reiht sich die HPV-Impfung endlich ein in die erfolgreiche Serie der bestehenden Schulimpfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Kinderlähmung, HPV, Hepatitis B Auffrischung, Meningokokken und bei Bedarf komplettierend noch einmal Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten.
Zur Sicherheit der HPV-Impfung: Es ist die am umfangreichsten und besten untersuchte Impfung. Fortlaufend wird auch nach den großen Studien seit 2006 die Sicherheit überprüft. Die amerikanischen Centers of Disease Control and Prevention, die europäische Medikamentenbehörde (EMA), die österreichische AGES und viele weitere internationale Institutionen überwachen das Auftreten von Nebenwirkungen. In den acht Jahren seit Markteinführung der HPV-Impfung ist gegenüber der nicht geimpften Population keinerlei Zunahme von Erkrankungen oder gar Todesfällen festgestellt worden.
Zur Wirksamkeit der HPV-Impfung: Notorische Impfgegner betonen, dass der Nachweis einer Reduktion von Gebärmutterhalskrebs nicht erbracht ist. Das ist auch noch nicht möglich, weil von der persistierenden HPV-Infektion bis zum Auftreten von Gebärmutterhalskrebs durchschnittlich 20 bis 30 Jahre vergehen. Sollen wir so lange warten? Wir haben in Vorarlberg für Gebärmutterhalskrebs den Erkrankungsgipfel mit 45 Jahren, die meisten HPV-Infektionen erfolgen aber schon im Teenageralter.
Sehr erfolgreich ist die Impfung schon heute bei der Vermeidung von Krebsvorstadien und Genitalwarzen. Das in Australien bei Mädchen bereits 2007 gestartete HPV-Impfprogramm hat zu einer 77-prozentigen Abnahme der HPV-Infektionen (2012) und einer 61-prozentigen Abnahme der Feigwarzen (2014) geführt. Schon nach zwei Jahren sind die Krebsvorstadien höheren Grades um 38 Prozent zurückgegangen.
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Prim. a. D. Dr. Hans Concin, Leiter Stabstelle Datenmanagement,
Wissenschaft und Vorarlberger Krebsregister aks gesundheit GmbH.
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