Vorsorgen mit einer Karte

In der Stroke Unit des Landeskrankenhauses Feldkirch läuft ein besonderes Programm.
Feldkirch. (VN-mm) „Das Kämpfen hat sich gelohnt.“ Mit dieser Feststellung bezieht sich Primar Philipp Werner nicht nur auf den erfreulichen Umstand, dass die Jahrestagung der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft (ÖGSF) derzeit und damit erstmals in Vorarlberg stattfindet. „Mit der Stroke Unit im Landeskrankenhaus Feldkirch verbesserte sich auch die Versorgung von Schlaganfallpatienten“, betont er. Und die Optimierung, besonders der Prävention, soll intensiv weiterbetrieben werden.
Engmaschige Kontrollen
So wird derzeit an der Abteilung die sogenannte Stroke Card getestet. Laut Werner handelt es sich um ein weltweit noch einzigartiges Projekt. Mit dabei sind die Universitätsklinik Innsbruck sowie das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien. „Die Stroke Card soll weitere Schlaganfälle im Sinne der optimierten Sekundärprävention verhindern helfen“, erklärt Philipp Werner das Ziel.
Im vergangenen Jahr wurden auf der Stroke Unit rund 450 Patienten betreut, 97 Prozent mit Schlaganfall. Rasches therapeutisches Handeln kann in vielen Fällen größere gesundheitliche Ausfälle minimieren. Dann gilt es jedoch, weitere Schlaganfälle zu vermeiden. „Dazu muss der Patient seine Risikofaktoren kennen und entsprechend dagegen angehen“, sagt Philipp Werner. Das bedingt unter anderem engmaschige medizinische Kontrollen. Die Stroke Card soll zeigen, wie erfolgreich diese Maßnahmen sind. Patienten in diesem Programm können selbst, zum Beispiel online, ihre Werte eingeben und auf diese Weise sichtbar machen, was das Bewusstsein für mehr Aufmerksamkeit für die Vorsorge stärkt. Das Angebot werde gut angenommen, berichtet der Primar.
Studie publiziert
Dass Prävention bei Schlaganfällen nützt, zeigt eine Studie aus Tirol, die jüngst im renommierten „Lancet Neurology“ publiziert und auch bei der Tagung vorgestellt wurde. „Es ist dies die erste diesbezügliche Arbeit, die es in dieses Journal geschafft hat“, freut sich Philipp Werner, der ebenfalls daran mitwirkte.
Grundlage der Schlaganfallvorsorge ist ein Netzwerk, das gefährdete Patienten praktisch auffängt und zu präventiven Maßnahmen animiert. Nach einem Schlaganfall wird ihnen eine intensive Begleitung angeboten. Damit ergeben sich für Betroffene nachweislich bessere Chancen der Wiederherstellung.
Erste Jahrestagung im Land
Prävention und Rehabilitation sind auch Schwerpunktthemen der 18. Jahrestagung, zu der seit Donnerstag rund 150 Schlaganfallspezialisten im Landeskrankenhaus Feldkirch versammelt sind. Als Tagungspräsident fungiert Primar Philipp Werner, der in den vergangenen zehn Monaten intensiv mit der Organisation beschäftigt war. Bereits seit acht Jahren arbeitet der Neurologe im Vorstand der ÖGSF mit. „Es war ausgemacht, dass, wenn Vorarlberg eine Stroke Unit hat, wir den Zuschlag für die Tagung bekommen“, erzählt er. Nun wurde die Vereinbarung erfüllt. Werner sieht das auch als Dank an die Mitarbeiter und das Land und als Chance zu zeigen, dass wissenschaftlich gearbeitet wird. Ein zweitägiges Pflegesymposium inklusive Workshops rundete das Programm ab.
In Österreich erkranken pro Jahr mehr als 20.000 Menschen an einem Schlaganfall und mehr als 60.000 leiden an den Folgen. Weltweit ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für eine schwere Behinderung im Erwachsenenalter. „Durch die Einrichtung einer Stroke-Unit-Struktur ist es zu einer weiteren Verbesserung des medizinischen Angebots gekommen“, betont Gesundheitslandesrat Christian Bernhard die Wichtigkeit dieser Investition. Weniger Sterbefälle, eine Reduktion der Schwere des Schlaganfalls und ein verbessertes Ausgangsniveau für eine optimale Neurorehabilitation seien als Nutzen solcher Stroke Units nachgewiesen.

Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall ist eine plötzliche Gehirnfunktionsstörung, verursacht durch ein Blutgerinnsel oder das Platzen eines Gefäßes im Hirn. Zeit ist hier kostbar. Eine rasch einsetzende Behandlung innerhalb der ersten Stunden zum Beispiel mittels Lysetherapie (Auflösen des Blutgerinnsels) kann das Ausmaß des Schadens am Gehirngewebe verringern.
Wie erkennt man einen Schlaganfall?
» Plötzliche Lähmung an Gesicht, Bein, Arm (zum Beispiel halbseitig)
» Plötzliche Gefühlsstörungen, zum Beispiel Taubheitsgefühl an Körperhälften oder in Teilbereichen
» Plötzliche Sprachstörung: Schwierigkeit zu sprechen oder zu verstehen
» Plötzliche Sehstörungen: teilweiser Ausfall des Gesichtsfeldes auf den Augen.
» Plötzlich auftretender, heftigster Kopfschmerz, etwa mit Erbrechen und neurologischen Ausfällen einhergehend.
» Plötzliche Bewusstseinseintrübung bis hin zur Bewusstlosigkeit
Was muss ich tun?
» Schlaganfall ist Notfall! Verlieren Sie keine Zeit!
» Rufen Sie umgehend die Rettung: Telefon 144
Sofortmaßnahmen:
» Oberkörper 30 Grad hochlagern
» Bei Bewusstlosigkeit die betroffene Person in stabile Seitenlage bringen
» Bei fehlender Atmung mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen
Weitere Infos: www.schlaganfallnetzwerk.at, für betroffene Patienten: Selbsthilfeverein für Patienten Vorarlberg nach Schlaganfall und Schädelhirntrauma und deren Angehörige, www.net-lugg-lo.at