Marlies Mohr

Kommentar

Marlies Mohr

Mini-Glück mit Kraft

Gesund / 13.02.2015 • 10:19 Uhr

Es stimmt schon, oft mutet das Gedränge über unseren Köpfen geradezu gemeingefährlich an. Mitunter scheint es, als ob da oben mehr Verkehr herrscht als auf den Straßen. Aber es gibt auch Momente, die einen ob der Kunstwerke, zu denen sich selbst schnöde Kondensstreifen entwickeln können, staunen lassen. Unlängst gab es so einen besonderen Augenblick. Es war ein Wintermorgen, wie er schöner nicht sein kann. Glasklar die Luft, makellos blau der Himmel. Eine Offenbarung nach dem Schnee- und Nebelgrau.

Die Dämmerung einer kalten Nacht weicht zögerlich, drei Flugzeuge ziehen im Schein der Morgenröte davon. Sie sind schon längst weg, als das Schauspiel beginnt. Die ersten Sonnenstrahlen färben die ehemals weißen Kondensstreifen zartrosa ein, währenddessen sie zerfließen wie Honig. Anmutig. Sanft. Zauberhaft. Ein kurzes Glück nur, doch es erhellt den beginnenden Tag und pflanzt ein kleines warmes Licht in die Seele.

Ja, morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung, und mit solchen Erlebnissen kann sie es die restlichen Stunden auch sein. Wer es vermag, derlei unscheinbar anmutende Dinge zu genießen oder sie sich zu bewahren, hat lange etwas davon. Ein kurzer gedanklicher Blick zurück auf das Schöne, wenn Ungemach droht, und schon sieht das Leben wieder ein bisschen freundlicher aus. Bewusstes Wahrnehmen von Dingen, die einen berühren, lässt den Horizont weit werden, bringt Gelassenheit. Etwas, das wir im Strom der Zeit mehr denn je brauchen. Und die beste Tankstelle ist der Morgen. Probieren Sie es einfach einmal aus.

marlies.mohr@vorarlbergernachrichten.at