„Es geht um das Weglassen“

Medicinicum in Lech befasst sich mit Schnittpunkten von Ernährungsmedizin und Esskultur.
Wien. Lech. (VN-mm) Als Jugendlicher verdrückte er gerne auch einmal ein „Schattenburg-Schnitzel“. Doch diese Zeiten sind lange schon vorbei. Heute gilt Prof. Markus Metka als der Anti-Aging-Experte schlechthin. Und weil körperliche Vitalität zur Hauptsache mit Ernährung zu tun hat, geht der gebürtige Vorarlberger eben mit gutem Beispiel voran. Das von ihm konzipierte Medicinicum in Lech befasst sich ebenfalls mit der Ernährung und ihren Auswirkungen auf die Gesundheit. Auch interessierte Laien sind eingeladen.
Ist das Problem der krankmachenden Ernährung heute größer als früher?
Metka: Es gab immer schon gewisse Schichten von Gesellschaften, die alles zur Verfügung und ähnliche Schwierigkeiten im Umgang mit der Ernährung hatten. So gab es im alten Ägypten einen Pharao, der so übertrieben penibel auf das Essen achtete, dass er schlussendlich verhungert ist. Auch in der heutigen Zeit gibt es Menschen, die sich mit ihrem Essverhalten mehr schaden als Gutes tun. In den USA, wo ein Großteil der Bevölkerung bereits fettsüchtig ist, beginnt die Lebenserwartung aus eben diesem Grund schon wieder zu sinken.
Es gibt Unmengen von Ernährungsratschlägen . . . hören die Menschen da noch hin?
Metka: Es ist unsere Aufgabe, die Wahrheit in kurzen und klaren Sätzen aufzuzeigen. Denn sie ist ganz einfach. Wir müssen uns nur fragen, was wir nicht essen sollen. Und da sind drei Begriffe wichtig: Salz, Zucker, Fett. Wir sind versalzt, überzuckert und überfettet. Das ist schlecht für die Lebensqualität und die Lebenserwartung. Wenn wir nur einen Tag den Zucker weglassen, blickt uns am nächsten Morgen schon ein ganz anderes Gesicht aus dem Spiegel entgegen. Was besagt: Weglassen ist das Wichtigste.
Ist der Blick für das, was uns guttut, verloren gegangen?
Metka: Die Lebensmittelindustrie erzieht schon Kinder und Jugendliche dazu, möglichst viel Salz, Zucker und Fett zu konsumieren. Der Körper gewöhnt sich daran, wir werden dicker und dicker und kränker und kränker. Deshalb müssen wir dieses Thema bei den Hörnern packen, und deshalb ist das Medicinicum Lech auch für interessierte Laien offen und nicht nur eine Ärzteveranstaltung. Noch haben wir, vor allem in Vorarlberg, kleinbäuerliche Strukturen mit hochwertigen Lebensmitteln. Wenn das alles den großen Lebensmittelkonzernen geopfert werden muss, Stichwort TTIPP, ist das ein Angriff auf die Gesundheit.
Sollen auch Ärzte gegen TTIPP auftreten?
Metka: Ja, wir tun das noch viel zu wenig.
Sie sagen, es braucht mehr Aufklärung in Sachen Ernährung. Wie kann die aussehen?
Metka: Unwissenheit macht krank. Also gilt es, sich Wissen über richtige Ernährung anzueignen, und zwar spielerisch und mit Genuss. Vorträge müssen spannend und griffig sein. Diese Vorgaben haben auch die beim Medicinicum in Lech auftretenden Referenten erhalten.
Wie können sich regionale Lebensmittel gegen Industrieprodukte behaupten?
Metka: Vorarlberg hat da viel zu bieten und ist Vorbild für ganz Europa. Das muss so bleiben. Wichtige Regulatoren können Verbraucher und Handel sein. Spar zum Beispiel hat ein hohes ethisches Bewusstsein. Ärzte werden zu Fragen, die Lebensmittel betreffen, beratend eingebunden, und es werden auch entsprechende Lebensmittel angeboten.
Hat die Medizin nicht viel zu spät reagiert?
Metka: Damit haben Sie völlig recht. Dabei ist die Ernährung das Wichtigste für die Gesundheit. Dass die Hälfte aller Tumoren direkt oder indirekt durch falsche Ernährung verursacht wird, sagt doch alles.
Zur Person
Prof. Dr. Markus Metka
Geboren: 1951 in Feldkirch
Laufbahn: OA an der Uniklinik für Frauenheilkunde in Wien, Präsident der Österreichischen Anti-Aging- und Meno-/Andropause-Gesellschaft. Er gilt als einer der Pioniere auf dem Gebiet der Anti-Aging-Medizin und Hormonforschung. Metka hat bislang mehr als 300 wissenschaftliche Publikationen und etliche populärwissenschaftliche Bücher veröffentlicht.
Wohnort: Wien
Medicinicum Lech, 9. bis 12. Juli 2015, Infos und Anmeldung unter www.medicinicum.at