Unfallprävention erleben und gleich wirksam umsetzen

Seit 1993 betreibt Sicheres Vorarlberg die Vorbeugung von Heim- und Freizeitunfällen.
Dornbirn. Was als Pilotprojekt begann, hat sich inzwischen landesweit etabliert. Grundlage des Erfolges ist die praxisnahe Umsetzung von Sicherheitsaktionen gemeinsam mit jenem Personenkreis, dem sie zugutekommen sollen. Neben Schulen und Kindergärten sind auch etwa 70 Organisationen und Vereine zu wichtigen Partnern in der Unfallverhütung geworden. Inzwischen erfasst das Präventionsangebot praktisch alle Altersschichten und Lebensbereiche.
Nachhaltige Wirkung
Dass diese basisbezogene Art der Bewusstseinsbildung nachhaltig wirkt, belegt die steigende Anzahl von Initiativen und Teilnehmern. Im vergangenen Jahr nahmen bei 562 Veranstaltungen, die in Kooperation mit Sicheres Vorarlberg durchgeführt wurden, 26.170 Personen aktiv teil (die VN berichteten). In 81 Gemeinden konnte die Bevölkerung das Thema „Unfallprävention“ hautnah miterleben. Aber auch die Entwicklung der Unfallzahlen spricht eine deutliche Sprache. Im Vergleich mit den Bundesländern Tirol (60) und Salzburg (66) sticht Vorarlberg mit 42 Heim- und Freizeitunfällen pro 1000 Einwohner positiv hervor. Bei den Sportunfällen fällt der Vergleich noch deutlicher aus. Hier ist Vorarlberg mit 34 Unfällen pro 1000 Einwohner Schlusslicht. In Tirol und Salzburg sind es 60 bzw. 69 Sportunfälle pro 1000 Einwohner. „Vor diesem Hintergrund darf durchaus gesagt werden, dass Prävention, und da speziell die Unfallprävention im Heim- und Freizeitbereich, ein unverzichtbarer Eckpfeiler in einem funktionierenden Gesundheitssystem und ein wichtiger Teil der Gesundheitsförderung darstellt“, meint Sicheres-Vorarlberg-Geschäftsführer Franz Rein. Denn immerhin zehn Prozent der Krankenhausaufenthalte resultieren aus einem Unfall.
Vernünftiger Umgang
In Vorarlberg werden jährlich 35.000 Unfälle registriert, drei Viertel davon ereignen sich im häuslichen Umfeld, in der Freizeit oder beim Sport. „Wir können nicht alles reglementieren, deshalb kommt der Eigenverantwortung eine große Bedeutung zu“, betont Franz Rein. Darauf setzen auch die Programme, die Sicheres Vorarlberg konzipiert, bei Bedarf weiterentwickelt und mit Partnern umsetzt. Ziel ist es, quer durch alle Bevölkerungsschichten und Altersklassen das Bewusstsein für einen vernünftigen Umgang mit der eigenen Gesundheit und den Risiken des Alltags zu erreichen. Dazu braucht es auch Multiplikatoren, welche die Ideen weitertragen, beispielsweise Pflegepersonal, Kindergartenpädagoginnen, Lehrer, Trainer und Trainerinnen oder betriebliche Sicherheitskräfte. Bei 50 Veranstaltungen wurden solche Multiplikatoren speziell ausgebildet.
Kinder, Jugendliche und Senioren stehen besonders im Fokus der Unfallverhütung. Bei Kindern geht es darum, Gefahren mit ihnen spielerisch zu erkunden und Lösungen anzubieten. „Kinder sind es auch, die das Bewusstsein für Unfallprävention in die breite Bevölkerung tragen können“, ist Luzia Kremmel (Projektleitung) überzeugt. 79 Veranstaltungen in Kindergärten mit 2400 beteiligten Kindern und über 190 Veranstaltungen in Schulen mit rund 10.000 teilnehmenden Kindern und Eltern schoben dieses Bewusstsein im vergangenen Jahr an.
Wissen vermitteln
Im Sport heißt eine gute Unfallprävention nicht weg von allem Risiko und das Erstellen von vielen Vorschriften. „Vielmehr ist der richtige Umgang mit Gefahrensituationen gefragt“, erklärt Projektleiter Mario Amann. Mit den bereitgestellten Angeboten (Kletter-und Wanderkurse, Radtraining, Mountainbike- und E-Bike-Kurse usw.) sollen Eigenverantwortung gefördert und nötiges Wissen vermittelt werden. Im Alter ist es der Erhalt der Selbstständigkeit und damit verbunden der Lebensqualität, dem sich Sicheres Vorarlberg verschrieben hat. Franz Rein weiß um die große Herausforderung, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Senioren lange ein selbstständiges und gesundes Leben ermöglichen. „Das ist jedoch ein gesellschaftlicher und politischer Auftrag, der angegangen werden muss, auch aus finanziellen Überlegungen“, stellt er klar. Vor allem die Sturzprävention gilt es etwa durch den Ausbau der bestehenden Bewegungsgruppen weiter zu forcieren.
Unfallerhebung
Um die Angebote zur Unfallprävention im Heim- und Freizeitbereich noch bedarfsorientierter ausrichten zu können, soll auch die Unfallerhebung selbst verstärkt werden. Das Budget von Sicheres Vorarlberg beträgt 510.000 Euro. Davon steuern Land und Gemeinden 43 Prozent aus dem Sozialfonds bei. Weitere 35 Prozent trägt das Land, 20 Prozent die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt, und zwei Prozent geben Vorarlberger Gebietskrankenkasse und andere Sozialversicherungen.
Der Eigenverantwortung kommt eine große Bedeutung zu.
Franz Rein