Operiert und gleich bestrahlt

Gesund / 19.02.2016 • 08:31 Uhr
Primar Burghard Abendstein konnte der Patientin dank interdisziplinärer Zusammenarbeit wirksam helfen. Foto: khbg
Primar Burghard Abendstein konnte der Patientin dank interdisziplinärer Zusammenarbeit wirksam helfen. Foto: khbg

Eine Kombination aus beiden Maßnahmen verkürzt die Behandlungsdauer bei Gebärmutterkrebs.

Feldkirch. Eine neue Methode kann die Behandlungsdauer bei Gebärmutterkrebs deutlich verkürzen. Sie wurde kürzlich erstmals im Landeskrankenhaus Feldkirch bei einer Patientin mit fortgeschrittenem Krebs erfolgreich angewandt. Dabei wurde bereits unmittelbar nach Entfernung des bösartigen Tumorgewebes noch im Operationssaal mit der Bestrahlung begonnen. „Diese Variante zeitigt fast keine Nebenwirkungen auf das umliegende Gewebe und belastet die Patientin weniger“, berichtet Primar Burghard Abendstein, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, der den chirurgischen Eingriff vorgenommen hat. Bei Brustkrebs wird die sogenannte intraoperative Bestrahlung schon seit Längerem als Option genützt.

Reduzierte Dosis

Rund 50 Vorarlbergerinnen erkranken jährlich an Gebärmutterkrebs. „Mit der Diagnose kam der Schock“, erzählt auch die von Abendstein behandelte Patientin. Sie habe jedoch sofort vollstes Vertrauen in das Team der Gynäkologie gehabt. „Primar Abendstein hat mir in aller Ruhe den Ablauf der Operation und die Vorteile einer Bestrahlung, die gleichzeitig durchgeführt werden sollte, erklärt“, sagt die Patientin nach dem gut verlaufenen Eingriff. Der Tumor wurde in einer sechsstündigen Operation entfernt, eine 15-minütige Bestrahlung des verbliebenen Tumorbettes (Gewebe rund um den bösartigen Tumor) inklusive. „Die intraoperative Strahlentherapie zeichnet eine gezielte und dosisreduzierte Bestrahlung des Gewebes im Rahmen der Operation aus, angepasst an die Physiologie der Patientin und die Krankheit. Ich freue mich, dass wir diese Methode, die bei anderen Bauchtumoren bereits eine lange Tradition an der Universitätsklinik Innsbruck hat, in Feldkirch einführen konnten“, informiert Primar Alexander De Vries, Leiter der Abteilung für Radio-Onkologie. „Bei Krebserkrankungen ist eine gut funktionierende Zusammenarbeit von Ärzten unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen wichtig für ein positives und zufriedenstellendes Ergebnis“, betont Primar Abendstein. Lange vor der Operation haben er und Primar De Vries mit ihren Teams sowie den Radiologen den genauen Behandlungsablauf geprüft, diskutiert und geplant.

Mobiles Bestrahlungsgerät

Für diese Art der Behandlung steht ein mobiles Bestrahlungsgerät der Abteilung für Radioonkologie zur Verfügung. Es wird an den Operationstisch gesteuert, sodass die Strahlung direkt im gewünschten Bereich erfolgen kann. Benachbarte Organe werden durch eine Bleiabdeckung geschützt. „Diese Vorgehensweise hat für Patientinnen einen zusätzlichen Sicherheitsaspekt, weil die Räumlichkeiten nicht gewechselt werden müssen“, nennt Burghard Abendstein einen besonderen Vorteil. Außerdem wird gesundes Gewebe mehr geschont. „Im Normalfall müsste die Patientin 30 Tage zur Strahlentherapie ins Landeskrankenhaus Feldkirch fahren. Durch die intraoperative Bestrahlung verkürzt sich die Dauer um zwei Wochen, die Frau erspart sich somit zehn Besuche im Spital“, erläutert De Vries. Die intraoperative Bestrahlung von erkranktem Gewebe ist auch bei anderen Tumorlokalisationen wie zum Beispiel Brust- und Mastdarmkrebs indiziert.

Früherkennung rettet Leben

Beim Gebärmutterkrebs werden zwei Arten unterschieden: Gebärmutterkörperkrebs und Gebärmutterhalskrebs. Beim Gebärmutterkörperkrebs handelt es sich um eine bösartige Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut, die vorwiegend nach dem Klimakterium auftritt. Das erste Warnzeichen ist eine erneut auftretende, länger andauernde Regelblutung nach dem Wechsel, die Anlass sein sollte, einen Facharzt aufzusuchen.

Jährliche Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen eine Erkennung der Erkrankung meist schon im Frühstadium, was die Prognose deutlich verbessert. Dasselbe gilt für den Gebärmutterhalskrebs, dessen Früherkennung durch die jährliche fachärztliche Abstrichuntersuchung ermöglicht wird.