Der Pollen ist wieder im Anflug

Bei einer Gräserpollenallergie ist eine Immuntherapie bereits mit Tabletten möglich.
Feldkirch. (VN-ger) Juckende Augen, Niesanfälle, laufende Nase, Atembeschwerden – für Allergiker kann die Pollensaison zu einer echten Herausforderung werden. Laut Prim. Dr. Wolfgang Elsäßer, Leiter der HNO-Abteilung am LKH Feldkirch, sind rund 20 Prozent der Österreicher Allergiker, 16 Prozent leiden an einer Pollenallergie.
Hasel und Erle
Warm und kalt, Sonne Schnee. So sprunghaft wie das Wetter präsentiert sich derzeit auch die Stimmungs- bzw. Belastungslage der Pollenallergiker. Durch die plötzlichen frühlingshaften Warmfronten wurde die Saison immer wieder angeheizt. „Hasel und Erle sind heuer relativ früh gekommen, aufgrund der Kälte ist es im Moment aber wieder relativ ruhig“, führt Elsäßer aus.
Im aktuellen Pollenspektrum zu finden sind außerdem Pollen von Eiben- bzw. Zypressengewächsen, Pappel, Ulme und sporadisch von der Esche (Ferntransport). Richtig los geht es dann mit der Birke, deren Blüte vom Österreichischen Pollenwarndienst für Mitte bis Ende März erwartet wird. Der Pollen der weiß-schwarzen Bäume gilt als besonders aggressiv. Kurz darauf folgen die ebenfalls hochallergenen Gräser. Eine Pollenallergie sollte auf jeden Fall behandelt werden, rät der HNO-Primar. Andernfalls drohen Folgeerkrankungen.
Mit Medikamenten, die in der Regel Antihistamine oder Kortison enthalten und in Tabletten-, Spray- oder Tropfenform erhältlich sind, können die Symptome gelindert werden.
Die praktisch einzige heilende Behandlung ist aus schulärztlicher Sicht die Immuntherapie, auch Allergie-Impfung oder Hyposensibilisierung genannt. In zirka 80 Prozent der Fälle verschwinden die Beschwerden dabei komplett oder es kann zumindest eine deutliche Verbesserung erzielt werden, sagt Elsäßer. Bislang ging die Hyposensibilisierung hauptsächlich per Spritze unter die Haut. „Bei Gräsern wird die Immuntherapie mittlerweile auch als Tablette angeboten. Über drei Jahre nimmt man davon jeden Tag eine“, erläutert der Experte. Ersten Untersuchungen zufolge sei die Wirkung der Tabletten mit jener der Impftherapie fast gleichzusetzen. „Bald kommen auch Tabletten für eine Hausstaubmilbenallergie auf den Markt“, ergänzt Primar Elsäßer.
Immer schwieriger
Dem Experten zufolge sollte eine Pollenallergie rechtzeitig behandelt werden, denn je länger eine Allergie bestehe, umso schwieriger sei die Behandlung. Wird sie gar nicht behandelt, könne es zum gefürchteten Etagenwechsel kommen. Das heißt: Rund 20 Prozent der Pollenallergiker erkranken früher oder später auch an Asthma. Möglich ist außerdem eine Ausweitung der Allergie auf andere Pollenarten.
Kreuzallergie
Eine weitere Gefahrenquelle für Pollenallergiker sind Kreuzreaktionen aufgrund ähnlicher Allergene. Das bekannteste Beispiel ist laut Pollenwarndienst das Birkenpollen-Nuss-Kernobst-Syndrom, bei dem ein Birkenpollenallergiker allergisch auf den Verzehr eines Apfels reagiert, weil das Immunsystem das Protein im Apfel für ein Protein im Birkenpollen hält. Die Symptome einer Kreuzreaktion durch ein Lebensmittel sind: Jucken im Mund und Rachen, Mund-, Zungen- und Lippenschwellungen, Heiserkeit, Taubheitsgefühl, Schwellung der Augenlider oder Verdauungsprobleme.
In der Regel entwickelt sich eine Pollenallergie bereits in der Kindheit oder im Jugendalter, weiß Wolfgang Elsäßer. „Mit einer Behandlung sollte aber nicht vor dem fünften Lebensjahr begonnen werden“, betont der Mediziner. Immer wieder zu beoachten sei eine Häufung innerhalb der Familie. Leidet kein Elternteil unter einer Allergie, liegt die Wahrscheinlichkeit, eine solche zu entwickeln demnach bei 15 Prozent, bei einem Elternteil sind es 30 Prozent und bei beiden Elternteilen 60 Prozent.
Hilfreiche Tipps für Pollenallergiker im Alltag
» Wasser trinken
Viel zu trinken hält die Schleimhäute feucht und macht sie weniger reizbar als trockene Schleimhäute. Besonders Mineralwasser mit Magnesium ist zu empfehlen.
» Gesichtsdusche
Ein Gesichtsguss mit kaltem Wasser kann Beschwerden durch Heuschnupfen wie brennende Augen, brennende Gesichtshaut und Spannungskopfschmerz lindern.
» Hausmittel
Nutzen Sie einfache Tricks wie einen kalten, nassen Waschlappen (im Notfall ein nasses Taschentuch), um gereizte Augen zu beruhigen. Eine Nasendusche mit isotonischer oder hypotonischer Koch- bzw. Meersalzlösung ist befreiend. Hintergrund: Die fließende Nase versucht, die Allergene aus der Nase zu befördern. Überschüssige Flüssigkeit wandert aus der Nasenschleimhaut durch den osmotischen Effekt der Lösung und die Schleimhaut schwillt ab.
» Kein Rauchen
Das Einatmen von Zigarettenrauch (aktiv wie passiv) spielt erstens eine Rolle beim Entstehen von Allergien und Asthma und verschlimmert zweitens die Beschwerden einer bestehenden Erkrankung.
» Kein Alkohol
Alkohol erweitert die Gefäße. Das betrifft auch die Nasenschleimhaut, die durch Alkohol durchlässiger wird, damit können Allergene leichter in die Blutbahn gelangen. Auch manche Medikamente zeigen einen ähnlichen Effekt.
» Wäsche nicht im Freien trocknen
Niemals die Wäsche im Freien trocknen lassen, da das feuchte Gewebe Pollen noch besser auffängt und damit eine Reaktion provozieren kann (z.B. Hautreaktionen, wie Juckreiz). Wenn doch einmal, dann auf jeden Fall bügeln (da viele Allergene mit Hitze zerstört werden können).
» Pollen nicht zu Hause verteilen
Pollen lagert sich auch auf Kleidung und Haar ab. Daher ist es wichtig Kleidung nicht in den Schlafräumen zu verteilen, indem man sich dort umzieht. Auch die Haare zu waschen, bevor man sich zu Bett legt, kann ein wichtiger Tipp sein. Dadurch wird die Wohnumgebung nicht zusätzlich mit Pollen belastet.
» Sonnenbrille und Hut
Schützen Sie Ihre Bindehäute mechanisch und ganz einfach mit einer Sonnenbrille: So wird ein Teil des Pollens von den Augen ferngehalten und Sie schützen Ihre bereits irritierte Augenschleimhaut, die während der allergischen Reaktion lichtempfindlicher ist als sonst. Auch ein Hut mit breiter Krempe hält Pollen fern.
» Geeignete Pflanzen
Gestalten Sie Ihre eigene Umgebung arm an Allergenen. Klären Sie beispielsweise immer vorher ab, ob eine bestimmte Pflanze eine Reaktion nach sich ziehen könnte. Denken Sie dabei auch an Kreuzreaktionen, und nehmen Sie sich als Eschenpollenallergiker keinen Ölbaum (Olive). Achtung, es gibt auch eine Ficus-Allergie!
» Nicht überreagieren
Verfallen Sie auf keinen Fall in Panik, wenn Ihre Saison näherrückt. Man soll sich der Allergie bewusst sein und sich auf dem aktuellen Stand halten, denn nur wer informiert ist, weiß sich zu helfen.