Ein Esel der ganz besonderen Art

Gesund / 18.03.2016 • 09:09 Uhr
Anhand von verständlichen grafischen Darstellungen erklärte Primar Peter Fraunberger die Aufgaben des Blutes. Foto: vn/paulitsch
Anhand von verständlichen grafischen Darstellungen erklärte Primar Peter Fraunberger die Aufgaben des Blutes. Foto: vn/paulitsch

Der Sauerstofftransport im Körper wird ausschließlich über das Blut bewerkstelligt.

Dornbirn. (VN-mm) Die im Medizinischen Zentrallabor im Landeskrankenhaus Feldkirch verfügbaren Analysestraßen zählen zu den modernsten in Europa. „Eine einzige dieser Kisten schafft bis zu vier Millionen Analysen pro Jahr“, berichtete Primar Peter Fraunberger den MedKonkret-Zuhörern sichtlich stolz. Nachsatz: „Diese Kapazitäten brauchen wir.“ Immerhin stammen zwei Drittel der Krankheitsdiagnosen aus dem Labor, und auch 90 Prozent der Verlaufskontrollen gehen über diese Einrichtung. „Eigentlich sind wir die wichtigste Abteilung“, meinte Fraunberger, ohne sich jedoch in den Vordergrund zu rücken. In gewohnt ruhiger und sachlicher Art erläuterte der Leiter des Zentrallabors die wichtige Arbeit, die das Blut im Körper tagtäglich zu verrichten hat. Anschließend wurde er von den begeisterten Besuchern mit Fragen zum Thema geradezu gelöchert.

Viele Assoziationen

Etwa fünf Liter Blut fließen durch unsere Adern. Schon zu allen Zeiten waren verschiedenste Assoziationen damit verbunden. Blutjung, blutleer, heißes Blut haben, Blut schwitzen: Die Liste der Begriffe, die mit Blut zu tun haben, ist lang. Auch in den Wappen verschiedener Länder ist Blut als Symbol hinterlegt. Die Mayas brachten sogar Blutopfer dar. „Diese Menschen kamen dann in den Himmel“, merkte Peter Fraunberger an. „Eine zweifelhafte Ehre“, meinte daraufhin eine Zuhörerin. Blut ist in Form der Blutwurst aber auch das älteste tierische Nahrungsmittel. „Und sehr energiereich“, ergänzte der Arzt.

Blut kommt im Körper überall hin. Der Sauerstofftransport beispielsweise wird ausschließlich über das Blut bewerkstelligt. Der wichtigste Sauerstoffträger, der Esel, wie ihn Peter Fraunberger scherzhaft nannte, ist das Hämoglobin. Es gibt dem Blut auch seine rote Farbe. Die weißen Blutkörperchen organisieren den Kampf gegen Infekte, während die Blutplättchen dafür sorgen, dass wir nicht verbluten. „Sie verschließen die Wunde provisorisch. Dann bildet sich ein Netz, das die Wunde verschließt“, erklärte Fraunberger anschaulich. Dieses Fibrinnetz wird als gelber Belag bei der Wundheilung sichtbar. Das Blutplasma benötigen wir zum Transport von Nähr- und Abbaustoffen.

Von Harn bis Molekular

Nach diesem Exkurs nahm Peter Fraunberger die Besucher mit auf eine spannende Zeitreise durch die Entwicklung der Labormedizin. Am Beginn standen die sogenannten „Harnschauer“. Statt aus dem Blut wurden Erkrankungen aus dem Harn abgelesen. Die berühmtesten „Harnschauer“ gab es übrigens im benachbarten St. Gallen. Heute ist die Molekulare Medizin auch im Labor Standard. „Es gibt über 400 Parameter, die sich im Labor bestimmen lassen“, verdeutlichte Fraunberger. Zu den Hauptaufgaben zählen die Erstellung von Diagnosen, das Feststellen der Schwere einer Erkrankung, die Therapiekontrolle sowie die Prävention.

Als eine der häufigsten Bluterkrankungen erläuterte der Laborleiter die Blutarmut (Anämie). Sie kann akut oder chronisch vorkommen. Es gibt drei Formen von Anämie. Eine Ursache kann beispielsweise Eisenmangel sein. Die Symptome sind unter anderem Blässe, Müdigkeit, Atemnot, Kopfschmerzen, brüchige Nägel und Schwindel. „Eine Eisenmangel-Anämie erkennen Sie mit freiem Auge“, sagte Fraunberger. Ursachen sind Mangelernährung, eine gestörte Eisenaufnahme, Schwangerschaft oder Blutverlust durch eine Verletzung. Eine andere Ursache für Anämie ist die Hämolyse. Dabei löst sich das Blut aufgrund defekter roter Blutkörperchen einfach auf. Dieser Defekt kann angeboren sein, oder er wird durch äußere Einflüsse erworben.

Junge Blutspender gefragt

Auch zu viel Blutspenden kann die Eisenaufnahme stören. „Wir passen auf unsere Blutspender aber gut auf“, beruhigte Peter Fraunberger. Er lobte die hohe Spendenbereitschaft der Vorarlberger Bevölkerung, musste gleichzeitig jedoch eingestehen, dass die Blutspender immer älter werden und junge kaum nachkommen. Deshalb sei Bewusstseinsbildung so besonders wichtig.

Das Rote Kreuz veranstaltet jährlich in allen 96 Gemeinden etwa 120 Blutspendeaktionen. An Blutkonserven werden pro Jahr etwa 12.000 benötigt. Die wichtigste Blutgruppe ist 0, weil sie jedem Patienten verabreicht werden kann. Sieben Prozent der Bevölkerung haben diese Blutgruppe. Die Entdeckung der Blutgruppen durch Karl Lahnsteiner (1900) begründete übrigens erst die moderne Medizin.