Bei Verengung wird gesprengt

Gesund / 15.07.2016 • 09:02 Uhr
So stellt sich der Ballon nach dem Einführen dar. Fotos: KHBG
So stellt sich der Ballon nach dem Einführen dar. Fotos: KHBG

Neue Herz-Notfallbehandlung im Landeskrankenhaus Feldkirch mit Hilfe von Ballon.

Feldkirch. Der häufigste Herzklappenfehler ist eine Engstelle der Aortenklappe infolge einer Verkalkung. In bestimmten Situationen kann diese Engstelle zu einer Schocksituation führen. Dies stellt eine lebensbedrohliche Notfallsituation dar, die rasch behandelt werden muss. An der Kardiologie des Landeskrankenhauses Feldkirch wird dieser Notfall seit Kurzem mit einer sogenannten „Sprengung“ der Aortenklappenverengung mittels eines Ballons behandelt. Nach dieser ersten lebensrettenden Maßnahme ist eine weitere Behandlung in einer herzchirurgischen Abteilung erforderlich.

Per Draht zum Herzen

Die Aortenklappe liegt zwischen der linken Herzkammer und der Hauptschlagader. Ihre Aufgabe ist es, den Blutfluss zu regulieren. Diese Klappe kann allerdings verkalken und dadurch eine Verengung (Stenose) entstehen. Die Ursachen dafür sind noch nicht gänzlich geklärt, allerdings „spielt das Alter hier eine große Rolle“, sagt Primar Matthias Frick, Leiter der Kardiologie im Landeskrankenhaus Feldkirch. Je älter der Patient – beginnend ab 65 Jahren –, umso häufiger tritt die Aortenklappenstenose auf. „Das Risiko, daran zu versterben, ist hoch, sobald dieser Herzklappenfehler Beschwerden verursacht“, führt der Arzt die große Gefahr genauer aus.

Nimmt diese Verengung dramatisch zu, kann es passieren, dass das Herz bzw. der Betroffene in einen Schockzustand gerät. Der Kreislauf versagt, der Blutdruck sinkt rapide ab, das Blut kann nicht mehr durch die enge Klappe hinausgepumpt werden. Am LKH Feldkirch nehmen OA Marlon Walter und OA Tomas Banerjee, Teil des Teams rund um Primar Frick, in diesem Notfall eine Aortenklappensprengung mittels Ballon als Akutbehandlung vor. Die Methode ist bekannt, in Vorarlberg ist dieses Angebot allerdings neu. „Über die Leiste führen wir einen Draht bis zum Herzen ein, über den ein Ballon bis zur Aortenklappe vorgebracht wird. Mittels radiologischer Bildgebung platzieren wir den Ballon genau an der Aortenklappenverengung und ‚blasen‘ den Ballon mit einem Gemisch von Wasser und Kontrastmittel auf. Das ist vergleichbar mit einer Sprengung, sodass sich die Verengung kurzfristig erweitert und der Blutfluss wieder funktioniert. Damit wird der enorme Druck, der durch den Rückstau entsteht, rasch reguliert“, erklärt Matthias Frick. Die Größe bzw. das Volumen des Ballons kann der Arzt mit einer Art Barometer steuern. Der Durchmesser des Ballons variiert je nach Verengung bzw. Klappengröße zwischen 20 und 25 Millimeter, die Länge beträgt 40 Millimeter. Nach der Behandlung wird der Ballon mit dem Draht entfernt.

Diese Behandlungsmethode ist lebensrettend und zudem aufgrund des minimalinvasiven Eingriffs äußerst schonend für den Patienten. Frick: „Die Betroffenen erholen sich relativ rasch, allerdings ist diese Maßnahme nur eine Überbrückung, um den Schock zu bekämpfen. Die Klappe verschließt sich innerhalb von drei Monaten wieder.“ Die Patienten bleiben nach dieser Intervention ein bis zwei Wochen stationär, um sich zu stabilisieren, während dieser Zeit wird die notwendige Operation entweder in der Herzchirurgie Innsbruck oder in Salzburg geplant.

Risiko feststellen lassen

Matthias Frick rät ab einem Alter von 65 Jahren zu einer Untersuchung beim niedergelassenen Internisten. Die Verengung ist mittels Ultraschall einfach feststellbar. Ist das Risiko bekannt, sind regelmäßige Kontrollen – je nach Stadium bzw. Verengungsausmaß – zwischen drei Monaten und einem Jahr notwendig.

Eine große Rolle bei dieser Erkrankung spielt das Alter.

Matthias Frick
Marlon Walter (l.) und Tomas Banerjee vom Team rund um Primar Matthias Frick beherrschen den Eingriff.
Marlon Walter (l.) und Tomas Banerjee vom Team rund um Primar Matthias Frick beherrschen den Eingriff.