Wem Diabetes über die Leber läuft
Fettleber wird in Österreich zu einem ernsthaften und gewichtigen Problem.
Wien. Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) macht auf die kaum bekannte Nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) aufmerksam, von der fast jeder sechste normalgewichtige Erwachsene und mehr als die Hälfte aller Diabetiker betroffen sind.
Verstärkende Wirkung
Die Nichtalkoholische Fettleber (NAFLD) ist eine Erkrankung, die mehr als 40 Prozent der über 60-Jährigen und bis zu 20 Prozent der unter 20-Jährigen der westlichen Bevölkerung betrifft. Hauptrisikofaktoren sind Übergewicht bzw. Fettsucht, ein erhöhter Fruktosekonsum, mangelnde körperliche Aktivität und Diabetes mellitus Typ 2. „Das Tückische an der Nichtalkoholischen Fettleber ist, dass sich Adipositas bedingte Insulinresistenz und NAFLD-bedingte Insulinresistenz gegenseitig verstärken und zu einer manifesten Störung des Zuckerstoffwechsels führen können oder diesen weiter verschlechtern. Dazu kommt, dass Diabetiker sehr viel häufiger von der Fettleber betroffen sind. Man kann sich das ähnlich wie das Henne-Ei-Problem vorstellen. Wir können nicht immer mit Sicherheit sagen, was zuerst da war, die Insulinresistenz oder die Fettlebererkrankung, aber wir wissen, dass sich die beiden gegenseitig begünstigen“, erklärt Privatdozentin Susanne Kaser aus dem Vorstand der Österreichischen Diabetes Gesellschaft.
Die Folgen der Fettleber
Die NAFLD ist Ursache für eine Reihe von sehr ernsthaften Folgeerkrankungen. Dazu zählen die Nichtalkoholische Leberentzündung, Leberzirrhose und Leberkrebs. Sie gilt als Lebermanifestation des metabolischen Syndroms und ist mitverantwortlich für erhöhte Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiken durch Stoffwechselkomplikationen wie Insulinresistenz bzw. Typ-2-Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen. Durch die steigende Anzahl an übergewichtigen und adipösen Menschen in Österreich und die zunehmende Alterung der Gesellschaft nimmt auch die Zahl der NAFLD-Patienten zu. Im Jahr 2030 wird die NAFLD vermutlich der weltweit häufigste Grund für Lebertransplantationen sein.
Therapeutische Möglichkeiten
Auf zellulärer Ebene entsteht eine Fettlebererkrankung auf Grund einer Störung des Fettsäure- und Triglyceridstoffwechsels der Leberzelle. Der Stoffwechsel des Menschen speichert überschüssige Energie, sprich ein Zuviel an aufgenommener Nahrung, als Körperfett. Dieses Körperfett wird unter anderem auch in der Leber gespeichert. „Veränderungen im Fettgewebe können bei Übergewicht dazu führen, dass zu viele Fettsäuren freigesetzt werden, die dann in die Leber aufgenommen und dort abgelagert werden. Die Therapieoptionen sind noch sehr limitiert. Es gibt derzeit keine zugelassenen Medikamente gegen NAFLD. Die wichtigsten Maßnahmen sind daher Gewichtsreduktion und Lebensstiländerung“, betont Kaser abschließend.
Diabetes ist auch in Österreich eines der bedeutendsten Gesundheitsprobleme. Zurzeit gibt es ca. 600.000 Menschen mit Diabetes mellitus. Im Jahr 2030 werden es vorsichtig geschätzt mehr als 800.000 Betroffene sein. 85 bis 90 Prozent aller Diabetiker sind Typ-2-Diabetiker. Übergewicht und Fettleibigkeit sowie Bewegungsmangel fördern die Entstehung des Typ-2-Diabetes. 50 bis 60 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher sind zumindest übergewichtig.