Ein Abwägen von Nutzen und Risiko

Gefäßthema als Publikumsrenner. Zusatzvortrag am kommenden Dienstag in Feldkirch.
Feldkirch. (VN-mm) „Gefäße sind wie Rohrleitungen, und wir die Installateure, die sie versorgen, reparieren und durchlässig machen.“ Nicht nur mit dieser Erklärung bewies Primar Wolfgang Hofmann Humor. Die bunten Cartoons, die der Leiter der Gefäßchirurgie im Landeskrankenhaus Feldkirch dem MedKonkret-Publikum präsentierte, sorgten ebenfalls für Heiterkeit, ehe es ans Eingemachte ging. Denn risikolos sind Eingriffe an Gefäßen keineswegs. Im Gegenteil. Die Komplikationsrate ist teilweise beträchtlich. Auch das verhehlte Hofmann den Zuhörern nicht. Daher müssen Nutzen und Risiken besonders sorgfältig abgewogen werden.
Operativer Ausputz
Einmal mehr bewegte ein MedKonkret-Thema die Massen. Der Panoramasaal im Landeskrankenhaus Feldkirch stieß ob des Andrangs neuerlich an seine Kapazitätsgrenzen. Spontan hat sich Primar Wolfgang Hofmann deshalb bereiterklärt, am Dienstag, 15. November, einen Zusatzvortrag zu halten. Verwundern sollte das Interesse aber nicht, sind Gefäßprobleme doch ein häufiges Übel. Hofmann konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die Hals- und Bauchschlagader sowie auf Krampfadern. Die Halsschlagader ist von Bedeutung, weil sie verkalken und dadurch einen Schlaganfall auslösen kann. In Vorarlberg erleiden jährlich etwa 1000 Personen einen Schlaganfall. Laut Hofmann sind 10 bis 20 Prozent der Ereignisse durch Veränderungen an der Halsschlagader begründet. Rund 200 Betroffene finden sich so in der Abteilung für Gefäßchirurgie wieder, wo die Ablagerungen operativ ausgeputzt werden. „Ziel des Eingriffs ist es, das Risiko für einen Schlaganfall zu senken“, erläuterte der Mediziner. Die Gefahr, während der Operation einen Schlaganfall zu erleiden oder zu sterben, liegt allerdings bei 1,5 Prozent. Demgegenüber steht das mit 25 Prozent viel höhere Risiko, einen großen Schlaganfall zu erleiden, wenn nichts getan wird. „Der Eingriff macht also durchaus Sinn“, betonte Wolfgang Hofmann. Es gibt auch noch die Möglichkeit, eine verkalkte Halsschlagader mittels Stent zu dehnen. Seit Studien eine höhere Schlaganfallquote ergeben haben, wird von dieser Methode wieder mehr und mehr abgegangen.
Tödliche Auswölbung
Im Bauch kann die Hauptschlagader durch ein sogenanntes Aneurysma geweitet sein. Das betrifft vor allem Männer über 65 Jahren. Bis zu acht Prozent leben mit einer solchen Auswölbung, doch viele wissen es gar nicht. Als Folge davon sterben immer noch zwei Prozent durch Verbluten, wenn das Aneurysma platzt. Auch den Eingriff in einem akuten Fall überlebt die Hälfte nicht. Wann also ein Aorten-Aneurysma operieren? Hofmann: „Das hängt davon ab, wie hoch das Risiko des Platzens ist.“ Das steigt mit der Größe der Auswölbung. Misst sie mehr als sechs Zentimeter, ist eine Intervention angezeigt. Auch Rauchen und Bluthochdruck erhöhen die Gefahr des Platzens. Das Problem: Zum Zeitpunkt einer OP ist der Patient meist beschwerdefrei. Daher müsse eine solche Entscheidung medizinisch genau untermauert sein. Sicher ist, dass eine unbehandelte Ruptur fast immer tödlich endet. Der Eingriff erfolgt entweder am offenen Bauch oder es wird eine Stentprothese gelegt. Diese Technik ist weniger belastend für den Patienten, aber nicht für jeden geeignet. Zudem erfordert sie eine lebenslange Kontrolle. „Es braucht eine individuelle Abstimmung“, sagte Hofmann.
Klassische Winterarbeit
Von einem klassischen Winterthema sprach der Gefäßchirurg im Zusammenhang mit der Behandlung von Krampfadern. In der kühlen Jahreszeit wollen sich viele Betroffene dieses Problems entledigen. Es kann nur ein ästhetisches sein, aber auch krankhaft bedingt. „Krampfadern werden in jedem Fall ernstgenommen“, versicherte der Primar.
Die Therapie fußt darauf, kranke Venen unschädlich zu machen. Zu den gebräuchlichsten Methoden zählen das Stripping, also das Entfernen von Venen und Seitenästen, sowie das Veröden mit Laser, Strom oder Schaum. Bei Letzteren bleibt die Vene im Körper, wird mit der Zeit jedoch abgebaut. Neue Verfahren mit Geräten wie dem „Venenmixer“ oder „Venenkleber“ sind in der Anwendung noch zu teuer. Zudem fehlen Langzeitergebnisse. Wolfgang Hofmann warnte auch davor, Versprechungen von narbenfreien Eingriffen zu glauben. „Kein OP-Verfahren kommt ohne Narben aus.“ Die Frage, ob Krampfadern nach einem Eingriff wieder auftreten können, beantwortete er ebenfalls mit einem klaren „Ja“. Doch man sollte nicht warten, bis sie wieder dick sind, sondern gleich Hilfe suchen.

MedKonkret
Von der Hirnschlagader bis zur Krampfader
Referent: Primar Wolfgang Hofmann, Abteilung für Gefäßchirurgie im LKH Feldkirch
Termin: Dienstag, 15. November 2016, Panoramasaal LKH Feldkirch
Beginn: 19 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr
Eintritt frei, ebenso das Parken in der LKH-Tiefgarage