Andrea Fritz-Pinggera: Eine Geschichte von Verlust, Stärke und Neubeginn

Menschen / 28.07.2025 • 12:30 Uhr
Andrea Fritz
Andrea Fritz-Pinggera ist die neue Regionalleiterin aller zehn Vorarlberger Lions-Clubs. Eva Rauch

Das Leben zwang Andrea Fritz-Pinggera (59) schon mehrmals zum Loslassen. Jeder Abschied war ein kleiner Tod.

Lauterach Der Vater von Andrea Fritz-Pinggera (59) kam einbeinig aus dem Krieg zurück. “Eine Granate hatte ihn schwer verletzt.” Andrea kann sich nicht erinnern, dass er je gejammert hätte. Die Lauteracherin bewunderte ihren Vater Josef. “Trotz Behinderung hat er sein Leben gut gemeistert.” Josef war tüchtig und arbeitete als Fernfahrer. “Papa fuhr große Lkws. In den Ferien durfte ich manchmal mitfahren.” Andrea schätzte auch seine Menschlichkeit. “Als meine Mutter krank wurde – sie erlitt acht Schlaganfälle und einen Herzinfarkt – pflegte er sie mehrere Jahre.”

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Süß: Andrea als Kleinkind.

Im Jahr 2010 starb Andreas Mutter. „Mama war ans Bett gefesselt. Ihr Tod war eine Erlösung.“ Nur zwei Jahre später verlor Andrea ihren Vater. „Sein Tod war ein Schock für mich. Papa litt an Lungenkrebs.“ Ein paar Jahre später war die Texterin und freie Journalistin erneut mit dem Tod konfrontiert. „Meine langjährige Freundin Sigrid Hutter starb mit 49 Jahren an Blasenkrebs. Ich habe sie bis zum letzten Atemzug begleitet.“ Überhaupt war das Jahr 2016 für die selbstständige Kommunikationsfachfrau kein Gutes. Damals sprang sie dem Tod gerade noch von der Schippe. „Ich erlitt einen Herzinfarkt. Es fühlte sich an, als würde mir eine glühend heiße Faust aus Eisen das Herz zerquetschen.“ Den Infarkt empfand Andrea als Weckruf. „Mir wurde klar, dass ich besser auf mich schauen muss.“

Hohenems am 8.3.2022 Interview mit Andrea Fitz-Pingerra, Bilder von Sigrid Hutter, Repros, Lager Otten Areal
Andrea Fritz-Pinggera zeigt Bilder ihrer verstorbenen Freundin, der Malerin Sigrid Hutter. Dietmar Mathis

Immer wieder zwang sie das Leben mit harter Hand, loszulassen. Im Jahr 2021 kam es zur Trennung von ihrem Mann. “Wir hatten 20 großartige Jahre. Mein Mann war mein Augenstern, mein Lebenslicht, mein Ein und Alles. Ich dachte immer: Wenn ich den verliere, dann sterbe ich.” Doch Andrea überlebte auch das. Aber: “Der Verlust meiner großen Liebe war das Allerschlimmste, was mir im Leben passiert ist.” Freunde fingen sie nach der Trennung auf. “Sie gingen mit mir auf Konzerte. Musik wurde mir zur Trösterin. Sie heilt fast alles.” Auch ihre Familie stand ihr bei: ihre drei Geschwister und ihre Tochter Melanie, die sie allein großzog. Andrea hätte gern mehrere Kinder gehabt. Aber sie erlitt zwei Fehlgeburten.

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Andrea Fritz-Pinggera bei einem Musikfestival.

Heute ist die erfahrene PR-Frau mit ihrem Schicksal ausgesöhnt. Es geht ihr wieder gut. Ihre Arbeit macht ihr Spaß, und es freut sie unbändig, wenn sie Konzerte und Kunstausstellungen besuchen kann. Auch ihr Engagement bei der Lions-Bewegung gibt ihr viel. “Wir Lions dienen, sammeln Spenden und veranstalten Benefizveranstaltungen für jene, denen es schlechter geht als uns.” Seit 1. Juli ist Andrea Fritz-Pinggera Regionalleiterin aller zehn Vorarlberger Lions-Clubs. Damit tritt sie in die Fußstapfen von Irmi-Marie Sachs-Ritter, die im Vorjahr verstorben ist.

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Finia ist Andreas treue Begleiterin seit über zehn Jahren.