“Von der Locke bis hinab zur Socke”

Magnetresonanztomografie ist aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken.
Feldkirch. (VN-mm) Bildgebende Verfahren sind die Grundlage für fast alles in der Medizin. Am Anfang war das Röntgen, dann wurde 1965 in den USA der erste Computertomograf (CT) entwickelt, der schon damals dreidimensionale Einblicke in die Abläufe im Körper gewährte. Und schließlich kam der Magnetresonanztomograf (MRT), der das Untersuchungsangebot um eine zusätzliche Dimension erweiterte. Die MRT ist ein noch relativ junger Teil der Radiologie. 1973 entwickelt, wurde diese Methode über die Jahre zur Serienreife gebracht. Heute ist sie aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. Denn sie liefert nicht nur detailgenaue Bilder, sondern kann auch therapeutisch genutzt werden. „Von der Locke bis hinab zur Socke“, fasste Primar Antonius Schuster, Leiter der Radiologie im Landeskrankenhaus Bregenz, die Möglichkeiten der MRT salopp zusammen.
Anschauliche Darstellung
Lasst Bilder sprechen: So lautete das Motto beim ersten MedKonkret-Vortrag im neuen Jahr. Denn auf diese Weise konnte der vielfältige Nutzen der MRT am anschaulichsten erklärt werden. Nach einem kurzen Exkurs durch die technischen und physikalischen Voraussetzungen, die es für ein solches Verfahren braucht, erläuterte Antonius Schuster die Einsatzbereiche, die dem Patienten zum Nutzen gereichen. Grundsätzlich gilt: Mittels MRT lässt sich der gesamte Körper darstellen. Ebenso können Vorgänge im Körper beurteilt werden, ja sogar das Denken kann sichtbar gemacht werden. Gleiches gilt für die kleinsten Nervenfasern im Gehirn. Fast nichts entgeht dem beurteilenden Radiologen. Ein MRT stöbert aber auch Krankheiten auf, die in anderen Verfahren nicht zu sehen sind. Als Beispiel nannte Schuster diffuse Knochenschmerzen, die durch Wasserablagerungen verursacht sind.
Genaue Zeitbestimmung
Ein wichtiges Diagnoseinstrument ist die MRT bei Schlaganfällen. Sie ermöglicht Voraussagen über das Ausmaß eines Schlaganfalls und darüber, wie viel Gehirngewebe noch zu retten ist. „Das spielt für die Therapie eine wichtige Rolle“, erklärte Antonius Schuster. Denn je mehr funktionsfähiges Gewebe noch da ist, umso intensiver gestaltet sich die Behandlung. Ebenso lässt sich mit einer MRT der genaue Zeitpunkt eines Schlaganfalls feststellen. Das ist wichtig, weil das Zeitfenster für eine Therapie nur vier Stunden beträgt. Auch Herzmuskelentzündungen sind im MRT nachweisbar. Mindestens zwei Patienten mit dieser Erkrankung hat Schuster pro Woche in der Röhre.
Bestimmung von Tumoren
Die Bestimmung von Tumoren ist ebenfalls ein bedeutendes Einsatzgebiet der Magnetresonanztomografie. Sie kann nämlich gut- und bösartig unterscheiden. „Auf diese Weise lassen sich Punktionen und Operationen oft vermeiden“, führte Primar Schuster aus. Bei manchen Krebserkrankungen können Tumore überhaupt nur im MRT erkannt werden. Dazu gehört das Prostatakarzinom. Im Ultraschall ist es nicht sichtbar, im MRT-Bild sehr wohl. Auch zur Brustkrebs-Früherkennung wird die MRT eingesetzt, allerdings nur bei Frauen mit familiärer Häufung. Für die breite Anwendung wäre die Methode zu teuer. Zudem würden die Gerätekapazitäten im Land nicht ausreichen. Nicht unwesentlich an MRT-Einsätzen ist auch, dass die Wirkung von Therapien sehr rasch feststellbar ist und gegebenenfalls schnell umgestellt werden kann.
Der Radiologe als Therapeut
Der Radiologe kann jedoch mehr als nur Bilder machen. Er ist auch therapeutisch tätig. Eine Methode, die sich verbreitet, ist das Verkochen von Tumoren. Dabei handelt es sich um eine minimal-invasive Behandlung im Rahmen der interventionellen Radiologie. Eine Nadel wird über die Haut in den Tumor platziert. Ähnlich wie bei der Mikrowelle werden durch hochfrequenten Wechselstrom positiv und negativ geladene Gewebsteilchen um die Nadel in Schwingung versetzt und durch Reibung auf bis zu 100 Grad Celsius erhitzt.
