Wenn Schmerzen den Alltag beherrschen

Gesund / 24.08.2017 • 17:06 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Wärme hilft bei Unterleibsschmerzen nur bedingt. Ist eine Endometriose im Spiel, wird es noch schwieriger. 
Wärme hilft bei Unterleibsschmerzen nur bedingt. Ist eine Endometriose im Spiel, wird es noch schwieriger. 

Endometriose: Melissa Hiebeler arbeitet am Aufbau einer Selbsthilfegruppe.

Rankweil. (VN-mm) Melissa Hiebeler (34) sieht gut aus. „Im Moment geht es mir auch gut“, bestätigt sie. Eine Hormontherapie hält die Schmerzen in Schach, die sie seit über zwanzig Jahren plagen. So lange schon leidet die junge Frau an Endometriose. Dabei nistet sich Schleimhaut außerhalb der Gebärmutter im Bauchraum ein. Die hormongesteuerten Herde verursachen Zysten, Verwachsungen, Entzündungen und Vernarbungen, die teils extreme Schmerzen verursachen. Trotzdem dauert es immer noch lange, bis die richtige Diagnose gestellt wird. „Zu lange“, wie Melissa Hiebeler meint. Deshalb arbeitet sie mit Unterstützung des Fraueninformationszentrums Femail am Aufbau einer Selbsthilfegruppe. Das nächste Treffen findet am Dienstag, 19. September 2017, ab 19 Uhr im Femail in Feldkirch statt. Hiebeler hofft, dass sich die Betroffenen melden. Denn: „Aufklärungsarbeit ist bei dieser Krankheit enorm wichtig.“

Von gut bis schlecht

Die Initiative zur Gründung einer Selbsthilfegruppe ging vom Femail aus. Doch der erste Versuch scheiterte. Nun wird ein neuer Anlauf genommen. Aktuell treffen sich acht Frauen einmal monatlich im Femail, vorwiegend um sich auszutauschen. „Das ist eine wertvolle Hilfe“, hat Melissa Hiebeler erfahren. Daneben findet sich die Gruppe im privaten Rahmen zusammen. „Erste Schritte auf dem Weg zu einer Selbsthilfegruppe“, merkt die Rankweilerin an. Die Frauen sind im Alter zwischen 18 und 50 Jahren, die Befindlichkeiten reichen von gut bis schlecht. Hiebeler fällt in die letzte Kategorie. Aufgrund der starken Beschwerden ist sie sogar arbeitsunfähig. Dabei würde die Volksschullehrerin nichts lieber, als einem Beruf nachgehen. Doch die Erkrankung zwingt sie immer wieder in die Knie.

Erfolglose Operationen

Mit zwölf bekam Melissa Hiebeler ihre Periode. Den jeweils ersten Tag hat sie als den schlimmsten in Erinnerung. „Ich litt fürchterliche Schmerzen.“ Danach war es einigermaßen erträglich. „Das musst du aushalten“, hörte das Mädchen immer wieder. Als Melissa Mitte zwanzig war, kamen die Unterleibsschmerzen auch zwischen den Monatsblutungen. Schließlich zeigten sich Verwachsungen an der gesamten Gebärmutter. 2008 erfolgte die erste Operation. Doch sie brachte keine Linderung. Ein Jahr später wurde an der Uniklinik Innsbruck die richtige Diagnose gestellt: Endometriose. „Bis dahin ging ich durch viele Ausnahmezustände.“ 2011 unterzog sich Melissa Hiebeler an einem Endometriosezentrum in Villa einem neuerlichen Eingriff. Die erhoffte Schmerzfreiheit brachte aber auch er nicht. Bleibt als letzte Option die Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke. Die will die junge Frau aber erst ziehen, wenn alles andere endgültig aussichtslos ist.

Wenig Antworten

Melissa Hiebeler lässt sich trotzdem nicht unterkriegen. Sie weiß, dass auch die Medizin kaum Antworten auf dieses Problem hat. Denn die Schleimhaut kann jederzeit nachwuchern. Sie hat mit psychologischer Begleitung gelernt, die Erkrankung in ihr Leben zu integrieren. Als wichtigste Stütze bezeichnet sie aber ihren Partner. Auch für ihn wünscht sie sich, bald wieder ein normales Dasein führen zu können. Derzeit setzt Melissa Hiebeler alles daran, eine Selbsthilfegruppe auf die Beine zu stellen. Damit hofft sie, mehr an Bewusstseinsbildung bewirken zu können, auch was die Übernahme der Kosten für Therapien durch die Krankenkasse betrifft.

Stichwort. Endometriose.

Endometriose ist eine gutartige, aber chronische Erkrankung bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter. Bei Endometriose treten Herde aus Gebärmutterschleimhaut an anderen Stellen im Körper auf. Diese Herde verhalten sich genauso wie die Zellen in der Gebärmutter: Sie werden von Hormonen gesteuert, unterliegen dem Zyklus und lösen Blutungen aus. Das Blut kann jedoch nicht einfach abfließen, was Zysten, Verwachsungen, Entzündungen und Vernarbungen verursachen kann, die zu teils sehr starken Schmerzen und in extremen Fällen auch zur Gefährdung anderer Organe führen können. Am häufigsten ist Endometriose im Bauchraum aktiv. In den meisten Fällen sind die Eierstöcke, die Eileiter, der Darm, die Blase oder die Harnleiter betroffen.

Selbsthilfegruppe Edometriose: Treffen am Dienstag, 19. September 2017, um 19 Uhr im Femail in Feldkirch, weitere Infos unter Tel. 05522/31002 und www.femail.at

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