„Wirkstoffverschreibung bringt keine sichtbaren Vorteile“

Gesund / 15.09.2017 • 09:14 Uhr

Österreichischer Generikaverband sieht Effektivität in aktuellen Einsparungsmaßnahmen.

Wien Mit Überraschung registriert der Österreichische Generikaverband (OeGV) den jüngsten Vorstoß des Hauptverbandes, über eine sogenannte Wirkstoffverschreibung de facto eine Aut-idem-Regelung einzuführen. „Damit wird die Qualität der Patientenversorgung zugunsten eines fraglichen Einsparungseffektes aufs Spiel gesetzt“, so der OeGV Präsident Dr. Wolfgang Andiel.

Aktuell greifen gerade sehr effektive Einsparungsmaßnahmen: Durch das über die jüngste ASVG- Novelle eingeführte und ab 1. Oktober wirksame Preisband werden die Preise wirkstoffgleicher Medikamente auf maximal 30 Prozent über dem günstigsten abgesenkt. Diese neue Verordnung wird etwa 27 Millionen Euro in die Kassen der Kassen spülen und macht eine Austauschregelung faktisch unnötig, weil die Preisunterschiede bereits stark geschrumpft sind.

Die zudem gerade eingeführte neue Generikapreisregelung mit einem stärkeren Gesamtpreisabschlag bringt weitere fünf bis zehn Millionen Euro. „Diese Einsparungen sind deutlich höher als mit einer Wirkstoffverordnung. So wären zusätzliche Einsparungen lediglich im Cent-Bereich zu erzielen“, ist Andiel überzeugt. Außerdem liegt der Preis von annähernd 1900 Arzneispezialitäten inzwischen unter der Rezeptgebühr. Diese Medikamente werden nicht über die Sozialversicherung abgerechnet, sondern zur Gänze vom Patienten selbst bezahlt. „Das bedeutet eine weitere Ersparnis von fast 150 Millionen Euro, die Rezeptgebührbefreiungen schon abgerechnet“, so Andiel. Somit erscheint es vollkommen unsinnig, eine so riskante Regelung einzuführen.

Gespräch entfällt

Der OeGV spricht sich deshalb aus folgenden Gründen klar gegen „aut idem“ aus: Bei jeder Rezepteinlösung bekommt der Patient u. U. ein anderes Präparat ausgehändigt, darunter leidet die Therapietreue, was insbesondere bei chronischen Patienten und Multimorbidität problematisch ist. Das vertrauensbildende ärztliche Gespräch entfällt bei Umstellung auf Generika. Wenn der Patient das „neue“ Medikament dann ablehnt, muss er wohl entweder aufzahlen oder die Einnahmetreue ist gefährdet. Dies alles führt wiederum zu Mehrkosten im System, die die ohnehin marginale Einsparung wieder auffressen.

„Das bedeutet eine weitere Ersparnis von fast 150 Millionen Euro.“