Einsamkeit
Als ich dieser Tage wieder einmal frühmorgens mit dem Hund an der Leine vor die Haustüre trat, habe ich ganz bewusst tief durchgeatmet und meine Lungen mit der frischen, immer noch ein bisschen winterschwangeren Luft buchstäblich geflutet. Überhaupt könnte ich momentan Länge mal Breite schwärmen. Der Morgen, der sich nicht mehr träge, sondern energisch den Weg in den Tag bahnt. Die Sonne, die schon Kräfte mobilisiert. Die Abende, die sich langsam, aber erfolgreich gegen das Dunkel stemmen: Es ist einfach nur schön.
Einfach reden
Auf dem Rückweg bin ich einer betagten, jedoch noch sehr rüstigen Dame begegnet. Sie war flotten Schrittes unterwegs, nahm sich aber Zeit für ein paar Worte. „Endlich kann man wieder hinaus“, sagte sie. Ich pflichtete ihr bei. Dann merkte sie noch ungewohnt offen an: „Sonst sitzt man ja nur allein im Haus.“ Es war eine Aussage, die mich nachdenklich machte, weil sie wohl ein Stück weit stimmt. Vielen, und vermutlich nicht nur älteren Menschen, dürfte die Einsamkeit schwer auf der Seele lasten, besonders in der finsteren Jahreszeit. Leider soll auch der Frühling, psychologisch betrachtet, seine Tücken haben.
Lassen wir es nicht soweit kommen. Gehen wir vor die Haustüre, atmen wir tief durch und das Leben ein, und schauen wir dabei auch ein bisschen auf die Menschen um uns herum. Oft kann schon ein kleines Schwätzchen die Trübsal verblasen. Reden, und wenn es nur übers Wetter ist, bringt bekanntlich immer noch Leute zusammen.
Marlies Mohr
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