OP und dabei wach

Gesund / 12.04.2019 • 10:18 Uhr
Ein Eingriff im Gehirn stellt für Operateure immer eine Herausforderung dar. Muss der Patient dabei auch noch wach sein, steigen die Erfordernisse.khbg
Ein Eingriff im Gehirn stellt für Operateure immer eine Herausforderung dar. Muss der Patient dabei auch noch wach sein, steigen die Erfordernisse.khbg

Entsprechende Expertise ist nun auch in Vorarlberg vorhanden.

Feldkirch Auch das gibt es in der Medizin, dass Patienten während eines Eingriffs wach sein müssen, um Funktionen überprüfen zu können. Diese Maßnahme wird hauptsächlich bei Entfernung eines Hirntumors nötig und seit Kurzem auch an der Abteilung für Neurochirurgie im LKH Feldkirch durchgeführt. Die Mediziner rechnen mit etwa vier bis sechs Eingriffen pro Jahr. „Bei einem Hirntumor kann die komplette Entfernung des Tumors entscheidend zur Lebensverlängerung beitragen. Allerdings ist das nur möglich, wenn der Eingriff keine neurologischen und lebenseinschränkenden Funktionsausfälle beim Patienten nach sich zieht“, betont Primar Richard Bauer.

Deshalb sind vor einer Operation weitere Untersuchungen erforderlich, etwa zur Beschaffenheit des Tumors. „Überprüft wird etwa, ob das Gewächs ein hirneigener Tumor ist und ob es Zeichen eines aggressiven Wachstums gibt“, erklärt OA Markus Hoffermann. Er ist der neurochirurgische Experte, der diese Operationen am LKH Feldkirch durchführt.

Genaue Lokalisation

Weitere Untersuchungen betreffen die Lokalisierung des Tumors. „Wir müssen herausfinden, welche Funktionsbereiche betroffen sein könnten. Der Neurochirurg muss während der Operation genau Bescheid wissen, wo er krankes Gewebe entfernen darf und wo nicht. Ziel der Operation ist es, so viel Tumorgewebe wie möglich zu erwischen. Hirnfunktionen wie die Bewegung lassen sich während der Narkose durch Stimulation feststellen. Andere wie Sprache oder Gedächtnis können nur überprüft werden, indem ein Neuropsychologe Tests während der Operation durchführt. Dafür muss der Patient  wach sein.

Bei der Operation selbst verspürt er keinen Schmerz: Mögliche Wundschmerzen werden durch lokale Betäubung und Medikamente vonseiten der Anästhesie ausgeschaltet, wenn der Neuropsychologe die Funktionen mit dem Patienten prüft. Hier kommt die Sozialmedizinische Organisation (SMO) ins Spiel. Neuropsychologin Miriam Schrom erläutert: „Ist der Patient wach, führen wir mit ihm Tests anhand von Bildern oder Texten durch. Er muss beispielsweise eine Zahlenreihe vervollständigen, Bilder benennen oder Sätze bilden.“ Während dieser Tests versucht der Neurochirurg durch gezielte elektrische Stimulation diese Funktionen zu „stören“, um damit die dafür notwendigen Gehirnbereiche zu identifizieren und schonen zu können. Eine solche OP erfordert viel Planung und Vorarbeit. „Alle müssen reibungslos zusammenarbeiten, inklusive des betroffenen Patienten“, fasst Primar Bauer die Herausforderung zusammen.

„Bei einem Hirntumor kann dessen gänzliche Entfernung zur Lebensverlängerung beitragen.“