„Männer sind Vorsorgemuffel“

Fünf Fragen an den Lustenauer Urologen Ilija Damjanoski.
Lustenau Der Internationale Tag des Mannes wird alljährlich am 19. November begangen. Der vorletzte Monat des Jahres steht zudem aufgrund der „Movember“-Bewegung ganz im Zeichen des Schnauzbarts und damit der Männergesundheit.
Wie wichtig ist so ein Monat, um an die Männervorsorge zu erinnern?
Damjanoski Der Monat November hat sich über die vergangenen Jahre im Sinne der urologischen Vorsorge hervorragend entwickelt. Natürlich helfen da Zeichen wie Schnauzbart („Movember“) oder Veranstaltungen, unterstützt durch den Berufsverband der Urologen, die österreichische Gesellschaft für Urologie und die Krebshilfe, die Männer für eine Vorsorgeuntersuchung zu sensibilisieren. Hier sind erfreulicherweise auch lokale Gruppen wie der Verein Vorarlberger Selbsthilfe Prostatakrebs tätig und für uns Urologen eine große Unterstützung.
Männer gelten als Vorsorgemuffel: Ab welchem Alter sollten Männer regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung?
Damjanoski Ja, Männer sind Vorsorgemuffel, allerdings zeigt sich eine Besserungstendenz. Dennoch werden weiterhin viele von der Ehefrau oder dem Lebenspartner zur Vorsorge angemeldet oder bewegt. Bei einer familiären Belastung (Vater, Bruder, Onkel mit Prostatakrebs) ist eine Vorsorgeuntersuchung ab dem 40. Lebensjahr in jährlichen Abstand entsprechend unseren Leitlinien zu empfehlen, ohne familiäre Vorbelastung ab dem 45. Lebensjahr.
Für welche Krankheiten sind Männer besonders anfällig?
Damjanoski Zieht man die Daten des deutschen Robert-Koch-Instituts heran, ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes das Prostatakarzinom, dicht gefolgt vom Darmkrebs und, abhängig ob Raucher oder Nichtraucher, dem Harnblasenkrebs. Etwas abgeschlagen, aber immerhin noch auf Platz 7 liegt der Nierenkrebs und ewas weiter dahinter der Hodenkrebs. Somit finden sich die häufigsten urologischen Tumore unter den Top 10 der Häufigkeitsstatistik. Es ist schwer zu sagen, für welche Krankheiten Männer anfälliger sind als Frauen. Hier sind eher der Ursprung und die Exposition, zum Beispiel Berufskrankheiten, zu unterscheiden.
Haben Männer im Vergleich zu Frauen immer noch einen riskanteren Lebensstil oder hat sich das etwas relativiert?
Damjanoski Betrachtet man den aktuellen Durchschnitt des Lebensalters zwischen Frau und Mann, muss man sagen, dass ein riskanter Lebensstil wirklich relativierbar ist im Vergleich der beiden Geschlechter und insbesondere bezüglich der Entstehung bösartiger Erkrankungen. Diese nehmen zwar aufgrund der Tatsache, dass wir immer älter werden zu, stellen jedoch nicht die häufigste Todesursache dar. Natürlich hat auch hier die Entwicklung neuer Therapieansätze und die zunehmende Akzeptanz der Vorsorgemedizin ihren Anteil. Dies hat zur Folge, dass dank der heutigen Medizin aus bestimmten bösartigen Erkrankungen, wie etwa dem Prostatakarzinom, eine chronische Erkrankung wird. Der Einfluss auf die Lebensqualität bleibt jedoch in jeglicher Hinsicht bestehen.
Eines der großen Gesundheitsprobleme bei Männern ist der Prostatakrebs. Wie sehen Diagnostik und Heilungschancen heute aus?
Damjanoski Wir sind heutzutage in der Lage, mit der technischen, aber auch pharmazeutischen Entwicklung bösartige Erkrankungen immer früher zu entdecken und entsprechend zu behandeln, bis hin zur kompletten Heilung, was ein grundlegender Unterschied ist. Dennoch muss weiterhin das Bewusstsein für die Vorsorgemedizin geweckt werden, weshalb wir über Aktivitäten, wie den angesprochenen „Movember“ sehr dankbar sind und auch eine Tendenz zur Besserung sehen. VN-BEM
„Viele Männer werden von der Ehefrau oder dem Partner zur Vorsorge angemeldet.“