Impfen gegen Krebs
Infektionen sind für mindestens ein Sechstel aller Krebserkrankungen weltweit verantwortlich (THE LANCET Global Health 2020). Vier Krankheitserreger sind für 90 Prozent dieser infektionsbedingten Krebsfälle verantwortlich: das Magenbakterium Helicobacter pylori, die Humanen Papillomaviren (HPV), das Hepatitis B- und C-Virus. Erfreulicherweise gibt es gegen diese vier Erreger erfolgreiche Interventionen und wirksame Präventionen.
Der größte Anteil an diesem Sechstel der reduzierbaren Krebserkrankungen geht zu Lasten von Helicobacter pylori. Die Durchseuchung der Bevölkerung weltweit beträgt 50 Prozent, in Deutschland nimmt man an, dass 33 Millionen Personen mit dem Keim infiziert sind. Wie bei jeder Krebsentstehung spielen noch andere Risikofaktoren eine Rolle: übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen, ungesunde Ernährung (z.B. gepökelte oder stark gegrillte Lebensmittel) und Bewegungsmangel.
Die erste Impfung gegen Krebs war 1982 die Hepatitis B-Immunisierung. Die meisten europäischen Länder impfen systematisch die Säuglinge oder prüfen in der Schwangerschaft den entsprechenden Immunstatus der Mutter. Mitteleuropa ist heute ein Niedrigrisikogebiet, ein hohes Risiko besteht in Afrika und Asien. Eine chronische Hepatitis B kann aufgrund einer fehlenden Impfung zur Schrumpfleber und zum primären Leberkrebs führen.
Die zweite Impfung gegen mehrere Krebserkrankungen gleichzeitig ist die Immunisierung gegen Humane Papillomaviren. Von allen Krebserkrankungen gehen fünf Prozent auf das Konto von HPV. In Österreich werden seit 2014 neunjährige Mädchen und Buben in der Schule geimpft. Damit ist in Zukunft neben der direkten Impfwirkung auch mit einer guten Herdenimmunität zu rechnen. Laut WHO ist die HPV-Impfung sicher. Neben dem Gebärmutterhalskrebs rücken immer mehr Karzinome des Mund-Rachenbereichs in den Fokus. In den vergangenen Jahren ist der Anteil der HPV-positiven Kopf-Hals-Tumore deutlich angestiegen. Wir rechnen heute mit einem Anteil von 50 Prozent HPV induzierter Krebserkrankungen im Mund-Rachen-Bereich.
Am Gebärmutterhals können wir bei der gynäkologischen Vorsorge Veränderungen feststellen, die viele Jahre dem Krebs vorausgehen, und die mit wenig Aufwand gut behandelbar sind. Diese Vorsorge haben wir in anderen HPV-Risiko-Bereichen nicht, die Diagnose wird oft spät gestellt und erfordert große Eingriffe. Die Impfung kann für mehrere Lokalisationen von der äußeren Scham über Afterkrebs bis zu seltener Lokalisation wie Peniskrebs vorbeugen.
Die chronische Hepatitis C verursacht eine Entzündung der Leber, die über Jahre zur Zerstörung des Organs, zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen kann. Während sich lange Zeit nur ein Teil der Patienten heilen ließ, sind die Heilungschancen dank neuer Medikamente mittlerweile auf über 90 Prozent gestiegen, und die Therapie-Erfolge werden laufend besser.
„Erfreulicherweise gibt es gegen vier Erreger erfolgreiche Interventionen und wirksame Präventionen.“
Hans Concin
hans.concin@vn.at
Prim. a. D. Dr. Hans Concin, Vizepräsident aks Verein
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